Blickpunkt:Film

[Sabine de Mardt](/person/sabine-de-mardt), Produzentin und Geschäftsführerin bei [Gaumont](/company/gaumont_a), ist mit [„Deutsches Haus“](/tvshow/deutsches-haus) in der Kategorie Beste Drama-Serie nominiert.  

**Was bedeutet Ihnen die Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis und wie beurteilen Sie die aktuellen Herausforderungen im deutschen Produktionsmarkt?**

Die Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis sind für mich eine große Ehre und ein wunderbarer Moment der Anerkennung. Der Preis steht nicht nur für das leidenschaftliche Engagement aller Beteiligten, sondern auch für die Wertschätzung der gesamten Branche und würdigt das Talent, die harte Arbeit und die kreative Leistung, die in die Pro­duktionen einfließt – ein Prozess, der ge­rade bei großen Filmen und Serien über Jahre hinweg andauert. Insbesondere die Nominierungen für unsere Serie „Deutsches Haus“ (Beste Dramaserie, Bestes Buch: [Annette Hess](/person/annette-hess), Beste Hauptdarstel­lerin: [Katharina Stark](/person/katharina-stark), Beste Musik: [Dascha Dauenhauer](/person/dascha-dauenhauer)) bedeuten mir sehr viel, da die politische und psychologische Dimension der Serie aktueller denn je ist. In einer Zeit, in der unsere Demokratie bedroht wird und wir den Rechtsruck im­mer mehr spüren, rückt der Deutsche Fernsehpreis unsere Produktionen durch die Nominierungen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen die Serie sehen und die Verdrängung und das Schweigen der Nachkriegszeit mit ihren Auswirkun­gen auf die Psyche und Biografien aller Menschen auf Opfer­ und Täterseite auch emotional verstehen. „Nie wieder“ wird im „Deutschen Haus“ erlebbar und damit hoffentlich auch die Erkenntnis „Nie wieder ist jetzt“.

Das gilt auch für das so berührende Thema der Suizidalität im Jugendalter unserer Serie [„Reset – Wie weit willst du gehen?“](/tvshow/reset-wie-weit-willst-du-gehen), für die [Katja Riemann](/person/katja-riemann) als beste Hauptdarstellerin nominiert ist. Die Nominierungen sind eine Bestätigung, dass wichtige Inhalte im Fernsehen nicht nur Gehör finden, sondern auch tiefgrei­fende Auswirkungen haben können. Wir sind sehr dankbar dafür und sehen sie als Ansporn, weiterhin mit Herzblut relevante Inhalte zu produzieren, die zum Nachdenken anregen.

Zur Marktsituation: Obgleich ich in meiner Grundhaltung eher chancenori­entiert und positiv denke, lässt sich die existenzbedrohende Krise der deutschen Produktionslandschaft nicht leugnen. Wir befinden uns an einem kritischen Wendepunkt, der es zwingend erfordert, dass die Förderreform bestehend aus den drei Säulen – Steueranreizmodell, Rech­terückbehalt und Investitionsverpflich­tung – prioritär umgesetzt wird. Dieses Momentum darf nicht versäumt werden.

Die Anzahl der fiktionalen Senderauf­träge ist zurückgegangen. Hinzu kom­men deutlich gestiegene Produktions­kosten und Budgetbelastungen durch höhere Zinsen, gekoppelt mit der im in­ternationalen Vergleich fehlenden Wett­bewerbsfähigkeit der Förderstruktur. Viele der Produktionsunternehmen schreiben rote Zahlen. Auf Senderseite drohen Sparmaßnahmen aufgrund des stagnierenden Rundfunkbeitrags und sinkender Werbeeinnahmen bei höheren Kosten. Das Auftragsvolumen schrumpft. Die klassischen Programmslots der Öf­fentlich-­Rechtlichen sind mit langjähri­gen Erfolgsformaten bespielt, die kaum Bedürfnis für Neues erzeugen. Auch wenn es zunehmend Möglichkeiten gibt, ungewöhnliche Inhalte für neue Commu­nities in der Mediathek zu erzählen, hat sich der Wettbewerb um die wenigen ver­fügbaren Slots ebenfalls verschärft. 

Auch die Streamingdienste investieren bis auf Ausnahmen weniger und der bilanzkonsolidierende Strategiewechsel mancher amerikanischen Muttergesellschaften hat bewirkt, dass einige Marktteilnehmer die deutsche Eigenproduktion gleich ganz aufgegeben haben. Ein Teil der Konsoli­dierung mag nach dem Streaming­-Boom der letzten Jahre eine normale Abküh­lung sein, trotzdem stehen wir augen­blicklich vor massiven existenziellen Pro­blemen. Deshalb brauchen wir die Filmförderreform jetzt! Sollte diese nicht gelingen, ist die gesamte Branche be­droht. Die Signale hierzu aus der Politik sind nur dann wirklich positiv einzuord­nen, wenn die Reform auch umfassend mit ihren drei Säulen umgesetzt wird. Das ist eine „ticking clock“.

Die Förderreform bildet die dring­end notwendige Basis für die Stabili­sierung und Wettbewerbsfähigkeit der Branche und den Produktionsstandort Deutschland.

Produzentin Sabine de Mardt zur Nominierung von „Deutsches Haus“