Blickpunkt:Film

Kino

Zum Jahreswechsel haben wir Produzenten und Produzentinnen aus Österreich gebeten, uns ihre Einschätzungen zu den Geschehnissen des vergangenen Jahres zu teilen und uns einen Ausblick auf die Entwicklungen des kommenden Jahres zu geben. Hier lesen Sie die Einblicke der Programmdirektorin des [ORF](/company/oesterreichischer-rundfunk-orf), Stefanie Groiss.

**Welche Entwicklungen in der österreichischen Filmbranche waren für Sie besonders prägend? Was lief besonders gut, und welche Herausforderungen mussten gemeistert werden?**

Ein wichtiger Meilenstein sind die neuen Terms of Trade, die unserer Partnerschaft mit den Produzierenden nun auch im Rechtebereich einen zeitgemäßen Rahmen gibt. Auf der Distributionsseite haben wir mit [ORF ON](/company/oesterreichischer-rundfunk-orf) seit Jahresbeginn eine neue state-of-the-art Streamingplattform, für unsere fiktionalen Produktionen. Möglich gemacht durch eine Gesetzesänderung in Österreich, die uns mehr Spielraum – längere Verweildauern und eingeschränkte online first Nutzung – im digitalen Bereich einräumt. Und last but not least gibt uns die Einführung der
Haushaltsabgabe eine erhöhte Planungssicherheit auch im fiktionalen Bereich für die kommenden Jahre. Fiktionale Produktionen mit österreichischer Programmfarbe standen auch 2024 hoch im Kurs bei unserem Publikum – sowohl linear als auch auf ORF ON. Das Wechselspiel zwischen diesen beiden Ausspielwegen war mit Sicherheit eine der größten Herausforderungen. Um in beiden Bereichen attraktiv zu sein erforderte es ein Neudenken von gelernten Systemen, eine Neubewertung unseres Programmvorrats und auch eine Neuorientierung unserer Programmplanung. Und nach dem sehr erfolgreichen Start unserer neuen Plattform müssen wir uns jetzt sowohl technisch als auch inhaltlich laufend weiterentwickeln, um dem Anspruch unserer Nutzer:innen zu entsprechen.

**Welche Trends und Themen sehen Sie im kommenden Jahr als entscheidend für die Branche an? Welche Prioritäten setzen Sie in Ihrem Unternehmen/bei Ihren Projekten, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen?**

Im kommenden Jahr sehe ich mehrere entscheidende Trends und Themen, die die Filmbranche prägen werden: True Crime bleibt weiterhin ein stark nachgefragtes Genre, Intellectual Property (Literaturvorlagen) bilden eine verlässliche Basis für erfolgreiche Produktionen und Eskapismus ist beim Publikum das Bedürfnis der Stunde. Außerdem fungieren in einem stark fragmentierten Markt große Eventproduktionen sozusagen als Leuchtfeuer für die heimische Fiktion. Für die Filmbranche stellt sich die Frage nach der zukünftigen Aufstellung der Förderstruktur. Hier blicken wir auch gespannt auf die Entwicklungen in Deutschland. Absolute Priorität haben die Fortsetzung und der Ausbau der ORF-Fiction-Offensive. Ab 2025 werden wir jeden Montag im Hauptabendprogramm von ORF 1 ausschließlich Premieren österreichischer Fiction-Produktionen zeigen. Dies ist ein bedeutender Schritt, um die heimische Filmwirtschaft zu stärken und unserem Publikum hochwertige, lokale Inhalte zu bieten. Österreichische Fiction spielt auch im Angebot von ORF ON eine wichtige Rolle. Im Vergleich zu 2024 werden wir das entsprechende Programmvolumen um rund 50 Prozent steigern. Wir positionieren uns also weiterhin als verlässlicher Partner der heimischen Filmwirtschaft und bieten mit Koproduktionen Österreichs Kreativen auch die Möglichkeit, international aufzuzeigen.

Stefanie Groiss: „Eskapismus ist beim Publikum das Bedürfnis der Stunde“