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Entertainment Markt: Zum 1. Januar 2000 gibt es bei WOM eine neue Struktur. Weshalb?

Wolfgang Orthmayr: Es ist ja bekannt, daß durch die Fusion von [Karstadt Warenhaus AG](/company/karstadt-warenhaus-gmbh) und [Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH](/company/hertie-waren-und-kaufhaus) eine kartellrechtliche Auflage ergangen ist. Danach sollte der neugegründete Konzern Karstadt/Hertie an den vier Standorten München, Hamburg, Kiel und Berlin im Tonträgerbereich Marktanteile abgeben, bis unter die Grenze der marktbeherrschenden Stellung, die bei 33 Prozent Marketshare vermutet wird. Bestandteil dieser Auflage war, daß der Marktanteil nicht durch Flächenverkleinerung oder Schließung stattzufinden hat, sondern durch Veräußerung an den Wettbewerb. Da man ja schlecht die Tonträgerabteilung eines Karstadt-Warenhauses verkaufen kann, entschied der Konzern, dieser Auflage durch Veräußerung von eigenständigen WOM-Betriebsteilen gerecht zu werden. Gespräche mit Interessenten führten allerdings zu keiner befriedigenden Lösung. Die Karstadt Warenhaus AG hat dann im weiteren Zeitverlauf mit Quelle einen erneuten Fusionsantrag beim Bundeskartellamt gestellt. Im Rahmen dieses Zusammenschlusses drängte das Kartellamt in Berlin auf eine Lösung der alten Fusionsauflage. Im Verlauf der letzten Monate wurde die jetzt beschlossene und die ab 1. Januar gültige Struktur erarbeitet.

EM: Wie sieht die künftige Struktur aus?

Orthmayr: Die fünf kartellrechtlich betroffenen Filialen werden aus der WOM-Gruppe herausgelöst und an die neu gegründete WOM World Of Music Franchise GmbH mit anderer Eigentümerstruktur veräußert. Diese Gesellschaft wird Filialen unter dem alten Namen weiterführen. Alleiniger Geschäftsführer der GmbH wird ab Jahresbeginn [Jörg Burckhardt](/person/joerg-burckhardt), ehemals Gründungsgesellschafter von WOM, der dafür aus der Geschäftsführung von WOM ausscheiden wird. Für uns ist jedoch wichtiger, daß der einheitliche Marktauftritt von WOM durch ein Franchise-Konzept gewahrt bleibt. Mit dieser Lösung sind auch Expansionsbeschränkungen, denen wir in den letzten Jahren unterlagen, aufgehoben. In der Zwischenzeit hat sich der Markt stark verändert, aber wir sind zuversichtlich, das Versäumte aufholen zu können. Bestes Beispiel ist unsere neue Filiale in Bremen, die am 25. November geöffnet hat. Das wird sicher nicht die letzte Neueröffnung von WOM sein.

EM: Ist die WOM-Franchise GmbH eigentlich ein Konkurrent?

Orthmayr: Ja, eindeutig, sie hat ja andere Eigentümer mit eigenen unternehmerischen Zielen. Es geht darum, daß ein Eigentümer durch Erwerb von Anteilen nicht eine Marktmacht von über 33 Prozent Marktanteil erreichen darf. Erreicht man diesen Anteil jedoch aus eigener Entwicklung und wirtschaftlicher Kraft, etwa durch Wachstum, ist das juristisch nicht angreifbar. Nur bei Fusionen greift das Kartellrecht.

EM: Es wird doch aber Kooperationen zwischen beiden Gesellschaften geben?

Orthmayr: Selbstverständlich. Durch das Franchise-Konzept wird es einheitliche Marketingtools, Stichwort WOM-Journal, geben. Es wird kein eigenes WOM-Journal nur für die fünf genannten Filialen geben.

EM: Wird die WOM-Franchise GmbH nicht zur Konkurrenz unter dem eigenen Dach?

Orthmayr: Am Markt Berlin zum Beispiel mit einer Filiale, die von der Franchise GmbH betrieben wird, und drei Filialen unter Führung der WOM Produktions- und Verlagsgesellschaft haben wir dann tatsächlich eine ganz konkrete Wettbewerbssituation Head-to-head. Aber ich habe lieber einen seriösen Wettbewerber als branchenfremden Kamikazes, die mal kurz für drei Jahre CDs, Videos und DVDs verkaufen und den Markt damit nachhaltig schädigen. Im konzeptionellen Bereich werden sich die fünf Filialen aber natürlich an einem Gesamtkonzept orientieren, wie beim Franchise-Verhältnis üblich. Das heißt, bei grundlegenden Veränderungen und Erweiterungen des WOM-Konzepts müssen die Franchise-Filialen nachziehen.

EM: Kann die Franchise GmbH zusätzliche Filialen in Eigenregie aufbauen?

Orthmayr: Selbstverständlich. Genauso wie die Produktions- und Verlagsgesellschaft weiter filialisieren wird an Standorten, wo es sinnvoll ist.

EM: Man kann also in nächster Zeit von WOM verstärkte Expansion erwarten?

Orthmayr: Es wird keine Expansion auf Teufel komm raus geben. Am Jahresanfang zu sagen: Wir machen zwanzig neue Filialen, egal ob es Sinn mach oder nicht, überlassen wir lieber anderen. Wir werden nur organisch wachsen. Unser System ist stark auf das Know-how des Personals angewiesen, das läßt sich nicht auf Knopfdruck multiplizieren. 1988 hatten wir mal vier neue Filialen eröffnet, das war schon unser stärkstes Expansionsjahr. Das halte ich auch für das natürliche Limit, das wir mit unseren Ressourcen schaffen können. Lieber vier gute als zehn schlechte Läden.

EM: Wie wird die Nachfolge von Jörg Burckhardt geregelt?

Orthmayr: Die WOM-Geschäftsführung war ja bisher dreiköpfig: Rolf Brandt, Jörg Burckhardt und meine Wenigkeit. In Zukunft sind es eben nur noch zwei. Die Geschäftsfelder werden dann natürlich neu geordnet. Jörg Burckhardt hat Verkauf und Logistik betreut, diese Aufgaben werden Rolf Brandt und ich übernehmen.

Wolfgang Orthmayr (WOM) im Interview