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Im Kinderbereich läuft das Gros der Umsätze für Games, Musik und Video/DVD über die Discounter und Fachgeschäfte. Welche Bedeutung haben diese Warengruppen für den klassischen Spielwarenhandel? KidsEntertainment fragte bei den wichtigsten Verbundgruppen nach und ließ sich Chancen und Risiken dieses Geschäftsfelds erklären.
Schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Kaufzurückhaltung bei den Endverbrauchern bestimmten 2003 das Geschäft des deutschen Einzelhandels. Ein Trend, unter dem auch der deutsche Spielwaren-Einzelhandel zu leiden hatte. Allein im Bereich der klassischen Spielwaren ging nach Aussage des [Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels (BVS)](/company/bvs-bundesverband-des-spielwaren-einzelhandels) der Umsatz während der letzten sechs Jahre um fünf Prozent zurück.


Mit Neuheiten im Bereich der Unterhaltungselektronik und einem umfangreichen Produktangebot versucht die Spielwarenindustrie diesem Negativtrend etwas entgegenzusetzen. Dazu gehören neben den Sammelkartenspielen und Hightech-Kreiseln der japanischen Zeichentrick-Lizenzen Yu-Gi-Oh und Beyblade auch neue technische Symbiosen zwischen klassischem und Multimediaspielzeug. So stellt der BVS Familienspiele wie "King Arthur" aus dem Ravensburger Spieleverlag vor, die durch intelligente Elektronik aufgerüstet und somit zum Denken und Sprechen gebracht werden. Klassische Brett- und Kartenspiele werden als Internetfassungen herausgebracht, während ehemalige PC-Spiele immer häufiger auch als Brettspiel erhältlich sind. Insgesamt darf dem Bereich Unterhaltungselektronik innerhalb der Spielwarenbranche wachsende Bedeutung beigemessen werden. Konnte doch allein im PC- und Videospielbereich mit einer Steigerung von 329 Millionen auf 800 Millionen Euro der Umsatz in den vergangenen sechs Jahren mehr als verdoppelt werden.


Lizenzartikel bringen ordentlich Marge


Wie der BVS mitteilt, wird inzwischen jeder vierte Euro mit PC- und Videospielen umgesetzt. Eine Erfahrung, die man auch bei [McMedia](/company/mcmedia) bestätigen kann, der Verbandsmarke von [idee+spiel](/company/ideespiel-gmbh-und-co-kg), die mittelständische Video- und Computerspiele-Gamestores betreut und berät. Wie [Efthimios Sidiropoulos](/person/efthimios-sidiropoulos), Produktgruppenmanager von McMedia, mitteilt, sei 2003 nahezu ein Rekordjahr gewesen. "Wir sind jetzt seit 25 Jahren auf dem Markt, und 2003 ist, wie
es scheint, eines unserer besten Jahre." Ausschlaggebend für den großen Erfolg seien neben einem erfolgreichen Weihnachtsgeschäft auch die japanischen Zeichentricklizenzen Yu-Gi-Oh und Beyblade gewesen. "Das waren bei uns die absoluten Umsatzbringer im Geschäftsjahr 2003. Davon haben nicht nur die Spielwaren-, sondern ganz stark auch die Gameshändler profitiert. Dies gilt auch in bezug auf den Ertrag. Denn während im gesamten Multimediasektor nur geringe Margen zu erzielen sind, konnte bei den genannten Trend- und Lizenzartikeln noch eine ganz ordentliche Marge erzielt werden." Das Weihnachtsgeschäft wurde bei McMedia in erster Linie durch Video- und Computerspiele bestritten. Wie Sidiropoulos bekräftigt, habe man sich in diesem Bereich in den vergangenen drei Monaten um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern können, und das mit dem Allgemeinportfolio der Videospiellieferanten. Gewinner sei neben dem EyeToy-Bundle und Toptiteln des Spieleentwicklers Electronic Arts auch der GameCube gewesen. Wie idee+spiel-Geschäftsführer [Otto Umbach](/person/otto-e-umbach) berichtet, sei man anfangs mit der Umsatzentwicklung bei Nintendo nicht zufrieden gewesen. "Erst als der Preis des GameCube auf 99 Euro gesenkt wurde, ging es auch bei Nintendo raketenartig wieder nach oben", so Umbach. Die Annahme, dass Games innerhalb der Unterhaltungselektronik im Spielwarenhandel den größten Anteil hätten, kann Sidiropoulos bestätigen. Entsprechend gut hätten sich auch die Spielkonsolen verkauft. "PlayStation 2 ist nach wie vor mit Abstand die Nummer eins. Sie verkaufte sich das ganze Jahr über kontinuierlich gut. Dies natürlich auch im Zusammenhang mit dem EyeToy, mit dem das Gerät gebündelt wurde", erläutert Sidiropoulos. Dass sich innerhalb des Gamessektors wiederum Konsolenspiele größerer Beliebtheit als PC-Spiele erfreuen, führt er darauf zurück, "dass auch die installierte Hardwarebasis kontinuierlich angewachsen ist. Im Bereich PC haben wir zudem das Problem, dass der Preisverfall extrem ist und das Produkt nur einen kurzen Lebenszyklus hat, also das Interesse beim Endverbraucher relativ schnell wieder abflacht."


VHS schlägt Games bei Vedes


Während im Gamessektor die Neuheiten den Markt bestimmen, hält man im Kinderbereich noch verstärkt am altbewährtem Medium der Musik- bzw. Videokassette fest. So laufe bei Hörspielreihen wie "Benjamin Blümchen" das Kerngeschäft größtenteils noch über die MC, woran sich nach Meinung Sidiropoulos' in naher Zukunft auch nichts ändern werde. Ähnliches zeichne sich im Bereich Kinderfilm ab. Auch hier herrsche ganz klar noch das VHS-Format vor. DVD spiele momentan nur im Spielfilmbereich eine Rolle. Dort aber sei ein Ausbau geplant, da, wie Sidiropoulos bekräftigt, "nahezu jede Spielkonsole auch DVDs abspielt und somit DVD sehr gut in die McMedia-Schiene hineinpasst". Natürlich dürfe in diesem Zusammenhang auch das Thema Merchandising nicht vernachlässigt werden, gerade bei Kino- und Videostarts. Als Beispiel führt er den Disney-Klassiker "[Der König der Löwen](/movie/der-koenig-der-loewen)" an, der von den Spielwarenhändlern mit einem umfassenden Angebot an Merchandisingprodukten, darunter eigens konstruierten Themenwelten, begleitet wurde.


Björn Diesel, Einkäufer Elektronik & Media bei der [Vedes-Gruppe](/company/vedes), Europas größter Fachhandelsorganisation für Spiel und Freizeit, zieht für 2003 eine ähnliche Bilanz. Auch bei den europaweit über 1150 angeschlossenen Spielwarenfachhändlern habe sich das VHS-Format gerade im Kindersektor gegenüber der DVD behaupten können. Ein Trend, den Diesel darauf zurückführt, dass der Videorekorder zwar in vielen Haushalten durch den DVD-Player ersetzt wurde, dafür jedoch im Kinderzimmer neue Verwendung fand. Mit einem Anteil von stolzen 35 Prozent am Elektroniksortiment konnte sich der VHS- sogar gegen den Gamesbereich durchsetzen, der auf einen Sortimentsanteil von 30 Prozent kam. Konsolenspiele waren auch bei der Vedes im Gamessortiment die absatzstärkere Gruppe. So wurde der Umsatz hier zu 70 Prozent mit Konsolenspielen bestritten, der Rest entfiel auf PC-Spiele. Auch mit dem Verkauf der beiden Spielkonsolen von [Sony](/company/sony-deutschland) und [Nintendo](/company/nintendo-of-europe) im letzten Jahr zeigt sich Diesel zufrieden. Dass man in diesem Zusammenhang auf die Aufnahme der Spielkonsole von Microsoft verzichtet habe, begründet der Einkäufer wie folgt: "Die Xbox ist ein Produkt, das nicht die Masse anspricht, sondern in erster Linie echte Insider. Da viele Spielwarenfachhändler aus Platz- und Kapazitätsgründen kaum mehr als zwei Spielsysteme führen können, haben wir uns entschlossen, den Fokus auf den GameCube und die PlayStation zu richten, da die Zielgruppen von Nintendo und Sony fast identisch mit denen der Vedes sind."

Bei der dritten großen Verbundgruppe Spiel & Spaß fällt das Fazit für 2003 ebenfalls positiv aus. Laut Frank Mertelsmann, Projektmanager bei Spiel & Spaß, konnte im Fachhandel das Niveau des Vorjahres gehalten werden. Mit dem Absatz bei den Spielkonsolen war Mertelsmann nur bedingt zufrieden: "Insgesamt hat dieser Bereich im letzten Jahr leicht geschwächelt, auch wenn die Preissenkungen bei diesen Produkten zu mehr Akzeptanz im Spielwarenhandel geführt haben." Sehr erfolgreich lief dagegen das EyeToy-Bundle von Sony. Die PlayStation 2 war 2003 die meistverkaufte Konsole bei Spiel & Spaß. "Da Nintendo jedoch schon seit vielen Jahren eine sehr spielwarenaffine Marke und mit dem Spielwarenhandel gewachsen ist, ist die Treue zu dieser Marke ungebrochen." Die Xbox spiele noch eine eher untergeordnete Rolle. Der Anteil der Konsolenspiele liege mit circa 60 Prozent über dem der PC-Spiele. Insgesamt werden mit dem Bereich Spiele fünf bis acht Prozent des Gesamtumsatzes erzielt.


Musikkassette und VHS immer noch stark

VHS und DVD kommen gemeinsam nur auf einen Anteil von unter einem Prozent. "Video ist im Spielwarenhandel generell unterrepräsentiert", kritisiert Mertelsmann. Einige Händler würden dieses Sortiment aus Tradition weiterführen und sehr gute Erfahrungen damit machen. Das Pendel schlage dabei klar in Richtung DVD, auch wenn VHS noch einen höheren Anteil habe. "Solange jedoch die Releasedaten für VHS und DVD gleich sind, wird sich auch die VHS-Kassette noch einige Zeit halten. Dennoch ist auch im Kinderbereich irgendwann ein Ende absehbar", glaubt Mertelsmann. Ein Medium stelle jedoch derzeit die DVD noch ganz klar in den Schatten: "Musikkassetten mit klassischen Kinderthemen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Sortiments - und dies mit großem Erfolg. Die MC hat sich ganz klar durchgesetzt und wird ihre Position auch in näherer Zukunft halten können." Die Erklärung liegt für Mertelsmann auf der Hand: "Das Angebot und die Auswahl bei MC ist weitaus größer als bei DVD." Darüber hinaus spiele natürlich der wesentlich günstigere Preis eine wichtige Rolle. Letztendlich ist Multimedia für den Spielwarenhandel laut Mertelsmann unverzichtbar. "Spielwarenhandel steht für Kompetenz. Der Kunde erwartet, im Spielwarenhandel kindgerechte Ton- und Bildträger zu finden", lautet sein Fazit.


Spiel & Spaß plant Medienshops

In Zukunft werde der Spielwarenhandel vor allem von Lizenzthemen leben. "Die Synergien zwischen Games, Musik und Film werden dabei immer größer. Der Spielwarenhandel hat das komplette Sortiment und die Merchandisingartikel im Angebot - ein sicher nicht unerheblicher Vorteil", so Mertelsmann. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, plant Spiel & Spaß demnächst zum einen eine eigene Abteilung, die sich nur mit kurzlebigen Trends und Lizenzthemen befassen wird. Zum anderen sollen Medienshops innerhalb der Flächen installiert werden. Hier soll gezielt der Bereich elektronische Medien mit den Segmenten Games, Musik und Video/DVD sowie der dazugehörige Buchbereich untergebracht werden. Bei allem Optimismus gelte es dennoch, das Thema Multimedia in Relation zu anderen Bereichen zu sehen. "Multimedia im Spielwarenhandel wird insgesamt eine Nische bleiben, die nicht mit den Discountern in Konkurrenz treten wird", resümiert Mertelsmann. Beim vierten Big Player, der Verbundgruppe duo schreib & spiel, wollte man sich zur Bedeutung von Unterhaltungselektronik nicht äußern.



Kontakt






BVS - Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels
Postfach 29 04 61
50525 Köln


duo schreib & spiel
Alboinplatz 19
12105 Berlin
Mitgliederzahl: über 300


idee + spiel
Daimlerring 4
31135 Hildesheim
Mitgliederzahl: über 1000


Spiel & Spaß GmbH
Stieghorster Str. 115
33605 Bielefeld
Mitgliederzahl: 280-350 Outlets


Vedes
Sigmundstr. 220
90431 Nürnberg
Mitgliederzahl: 1150

Spielwarenhandel und Multimedia