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DVD&VideoReport: Wie entstand das Musiksegment von Icestorm?

Brigitte Miesen: Am 1. Januar 1998 hat Icestorm in Berlin die Geschäftstätigkeit aufgenommen. [Gerhard Sieber](/person/gerhard-sieber) ist Geschäftsführender Gesellschafter; er war damals Consultant bei Playboy in L.A. und davor Geschäftsführer bei [EuroVideo](/company/eurovideo-medien). Ich selbst komme ursprünglich von BMG in Quickborn, hatte mich dort bereits um Kinder- und Musikprogramme auf MC, CD und Video gekümmert. Herr Sieber erhielt 1997 das Angebot von [Progress Film](/company/progress-filmverleih), den 13.000 Produktionen umfassenden DEFA-Filmstock zu vermarkten. Nachdem er später in den Vereinigten Staaten unterwegs war, wurden unter anderem bei der NATPE in Los Angeles alte Kontakte wieder aufgefrischt - mit dem Ergebnis, dass wir Ende 1999 von Aviva International beziehungsweise Image Entertainment die Exklusivrechte für die Vermarktung von Musikproduktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhalten haben. Im März 2000 erschien unsere erste Musik-DVD und -VHS auf dem Markt, ein Titel von Sheryl Crow.

D&V: Weshalb entschied sich Aviva für Icestorm?

Miesen: Wir sind sehr stolz, dass wir als Independent den Zuschlag bekommen hatten, nachdem sehr viele Unternehmen an den Musikrechten interessiert waren. Wir haben keine Titel, die sich gegenseitig kannibalisieren. Unsere Stärke ist einfach, dass wir uns auf unser Programm und auf unsere Kunden hundertprozentig konzentrieren können.

D&V: Veröffentlichen Sie nur noch DVDs, oder sind einige Titel noch auf VHS erhältlich?

Miesen: In der Anfangsphase haben wir zwar meist Titel parallel auf DVD und VHS veröffentlicht, aber wir orientieren uns eindeutig in Richtung DVD. Schon das vergangene Weihnachtsfest hatte mit Playern zum Preis von 299 Mark gezeigt, wohin die Reise geht. In diesem Jahr sind Player für nur noch 199 Mark zu erwarten. Und mit einem Dolby Digital 5.1- oder DTS-Sound fliegen jedem Verbraucher die Ohren weg; fast niemand fragt bei Musikvideos noch nach VHS. Bei der DVD zahlt der Endverbraucher zehn bis 20 Mark mehr, kann dafür aber die Musik nach unserem Motto "Sehen - Hören - Erleben".

D&V: Was macht Ihnen besonders Spaß bei der Vermarktung der aktuellen Musiktitel?

Miesen: Man erlebt dabei unglaubliche Geschichten. Eines Nachts rief uns beispielsweise Aviva-Chef Michael Lopez aus den USA an und fragte, ob wir Lust hätten, "[Santana - Supernatural Live](/movie/santana-supernatural-live)" zu vermarkten. Er könne das Konzert für VHS und DVD erwerben. "Wäre das etwas für den deutschen Markt?", fragte er. Wir haben den Titel später in Deutschland parallel zu Santanas Tour herausgebracht, und er lief - und läuft - fantastisch. Wir haben ihn im guten fünfstelligen Stückzahlbereich bereits verkauft. Auf der IFA erhielten wir zudem ein sehr schönes Kompliment für unsere Produktionen. Philips hatte vor der Messe angefragt, ob sie ihre Geräte mit unseren DVD-Programmen auf der IFA präsentieren dürften. Sie haben sich sechs Titel mit DTS-Ton ausgesucht, die sie an ihrem 8000-Quadratmeter-Stand gespielt haben.

D&V: Trotz namhafter Interpreten behandelt der Handel Musik-DVDs oft stiefmütterlich.

Miesen: Nun, das Engagement des Handels hängt immer ein wenig vom jeweiligen Künstler ab. Ein Highlight neben Santana ist bespielsweise "[Hell Freezes Over](/movie/eagles-hell-freezes-over)" von den Eagles; das ist ein absoluter Selbstläufer. Auch "[The Second Coming](/movie/kiss-the-second-coming)" von Kiss läuft hervorragend. Die DVDs von Paul McCartney, Christina Aguilera, The Doors oder The Who werden ebenfalls ausgezeichnet angenommen.

D&V: Wer sind ihre wichtigsten Zielgruppen?

Miesen: Zielgruppen sind derzeit vor allem diejenigen, die sich heute bereits einen DVD-Player leisten können und Musik von altbekannten Künstlern wie Moody Blues, Doors, The Who, Santana, McCartney und Peter Frampton hören. Aber Aviva kümmert sich auch mit Künstlern wie Boyz II Men und Christina Aguilera um junge Zielgruppen.

D&V: Worauf legen die Käufer der Musik-DVDs besonderen Wert?

Miesen: Die Nutzer möchten in erster Linie das Konzert sehen und dabei den bestmöglichen Ton bekommen. Einige Bonusinformationen wie Interviews oder Behind-The-Scenes-Materialien anzubieten, ist aber sicher nicht verkehrt. Die DVD von Randy Travis enthält beispielsweise ein Statement seines glühenden Verehrers George W. Bush. Das hat irgendwie Charme, weil man den US-Präsidenten nicht unbedingt auf einem Bildtonträger erwartet.

D&V: Gibt es einen bestimmten Veröffentlichungsrhythmus?

Miesen: Unsere Planung ist derzeit, monatlich fünf bis sieben Titel von Aviva zu veröffentlichen. Insgesamt erscheinen im zweiten Halbjahr 2001 bis Jahresende rund 40 Titel.

D&V: Wie laufen die Planungen für 2002?

Miesen: Im kommenden Jahr planen wir unter anderem DVDs wie "Live By Request" von den Bee Gees, "PETA" von Paul McCartney, das "Lifehouse"-Projekt von Pete Townshend und Konzertmitzschnitte von Earth, Wind & Fire sowie von Marylin Manson.

Interview mit Brigitte Miesen, Icestorm Entertainment