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DVD&VideoReport: Bevor wir tiefer in die DVD-Materie einsteigen, wie viele Müller-Filialen führen DVD und Video im Sortiment?

Werner Heiß: Aktuell sind es 250 Geschäfte mit Multimediaabteilung. Bis zum Jahresende werden es ca. 260 sein. Pro Jahr kommen etwa 15 neue Filialen dazu - mal mehr, mal weniger. Bei jeder Neueröffnung einer Filiale ab 1000 Quadratmeter ist sicher eine Multimediaabteilung mit dabei.

D&V: Wie sieht die geografische Verteilung aus? Bundesweit?

Heiß: Im Prinzip noch nicht. Ab Mitteldeutschland aufwärts sind wir nicht präsent. Derzeit wird zum Beispiel der Großraum Köln erschlossen, aber weiter nördlich haben wir noch keine Filiale. Sonst hätten wir auch ein logistisches Problem. Momentan wird noch jede Müller-Filiale von Ulm aus beliefert. Wenn wir nun noch weiter nach Norden expandierten, müssten wir auch ein zweites Lager installieren. Das wäre aber in der jetzigen Situation des Einzelhandels nicht erstrebenswert. Unsere Maxime lautet deshalb auch: Langsam und vorsichtig wachsen.

D&V: Führen Sie Filialen in Ostdeutschland?

Heiß: Nach dem Mauerfall haben wir dort einige interessante Objekte eröffnet. Wenn wir weitere Objekte finden, die in unser Schema passen, werden wir dort auch weiterhin pro Jahr ein oder zwei neue Häuser eröffnen. Allerdings nicht mehr so intensiv wie zu Beginn der 90er Jahre. Die Strecken vom Ulmer Lager dorthin sind schon sehr lang.

D&V: Ihre stärksten Filialen?

Heiß: In Deutschland sind das im Multimediabereich die Häuser in München im Tal und in Nürnberg.

D&V: Und wer sind aktuell die Hauptkonkurrenten von Müller?

Heiß: Ganz klar die Downloader und Brenner.

D&V: Welchen Umsatzanteil haben DVD und Video am gesamten "Müller for Music"-Umsatz?

Heiß: Sie machen momentan etwa ein Drittel unseres Multimediaumsatzes aus. Wir werden im nächsten Halbjahr garantiert noch mal sehr positive Entwicklungen in diesem Bereich haben. Bedingt durch den Rückgang bei CD erwarten wir zum Jahresende einen Anteil von 50 Prozent Musik-CD und 50 Prozent Film. Der ganze Bereich Multimedia macht etwa ein Sechstel des Gesamtumsatzes von Müller aus, wobei wir nicht in allen Filialen mit einer entsprechenden Fachabteilung vertreten sind, sondern nur in den genannten 250.

D&V: Multibuy-Aktionen sind groß im Kommen. Setzen Sie dieses Tool auch ein?

Heiß: Würden wir sehr gern machen, sind aber technisch noch nicht in der Lage, dies umzusetzen, da wir aufgrund unserer Warenwirtschaft eine Nachversorgung exakt der verkauften Artikel durchführen müssen. Spätestens im nächsten Jahr ist unser System aber so angepasst, dass wir die Warenwirtschaft auch bei Multibuy exakt abbilden können: Zwei für eins, drei für zwei - alles ist dann machbar. Dann werden wir in diesem Bereich verstärkt angreifen.

D&V: Welche Bedeutung messen Sie der 9,99-Euro-Schiene bei? Wie groß ist der Anteil am DVD-Sortiment?

Heiß: DVDs zum Preis von 9,99 Euro sind für uns eine sehr interessante Geschichte, weil sie sich einfach sehr gut abverkaufen. Einen genauen Anteil kann ich momentan zwar nicht nennen, aber dieses Segment hat sich sehr positiv entwickelt, nachdem [Warner](/company/warner-home-entertainment-germany) den Auftakt gemacht hatte und andere Anbieter in der Folge auch darauf eingestiegen sind. Hier wird in nächster Zeit noch einiges passieren. Auch bei DVD-Angeboten von 7,99 Euro oder sogar noch niedriger machen wir zum Teil mit, allerdings sollte hierbei die Qualität einigermaßen stimmen. Klar ist, dass wir damit ein ganz anderes Publikum ansprechen als den Cineasten, aber gerade durch die Verbindung Drogerie und Multimedia haben wir viele Impulskäufer, die eigentlich gar nicht in die Fachabteilung wollten. Deshalb können wir solche Produkte zweitplatzieren und realisieren damit gute Abverkäufe.

D&V: Hat dieses Publikum auch einen VHS-Effekt?

Heiß: Durch die Drogerieanbindung spielt VHS bei Müller schon noch eine große Rolle, weil wir zum Teil Kaufhauspublikum haben. In einem gewissen Preissegment ist die VHS noch immer eine gute Alternative zur DVD, obwohl die Preise für VHS total nach unten gehen und sich eine Neuheit auf VHS für 14 oder 15 Euro kaum noch verkauft. Videos im unteren Preissegment werden für uns auch im kommenden Jahr noch ein wichtiges Produkt sein.

D&V: Was halten Sie von dem Ansatz von Anbietern wie [Fox](/company/twentieth-century-fox-home-entertainment-germany) und [Universal](/company/universal-pictures-germany), die Topfilme zeitgleich als Doppel-DVD und Single-DVD zu veröffentlichen?

Heiß: Da DVD inzwischen zum Massenmarkt gereift ist, brauchen wir die unterschiedlichen Produktausstattungen in Form von Single- und Doppel-DVDs. Kunden, die sich einen DVD-Player für unter 100 Euro kaufen, wollen lediglich den Film sehen und brauchen die Special Features nicht. Die Relation vom Hardwarepreis zu einem DVD-Preis von mehr als 20 Euro ist für sie nicht nachvollziehbar. Deswegen ist es für uns wichtig, neue Filme als Single-DVDs zu einem günstigen Preis anbieten zu können. Daneben sind DVD-Boxsets inzwischen ein positives Thema geworden, insbesondere TV-Serien. Was nicht ganz so gut läuft, sind zusammengestellte Künstlereditionen, weil der Kunde oft schon ein oder zwei Filme davon hat und nicht gewillt ist, dann noch eine Fünferbox zu kaufen. Multibuy-Aktionen sind daher interessanter, weil sie den Kunden nicht zwingen, alles zu kaufen, sondern nur eine gewisse Auswahl zu einem Fixpreis.

D&V: Steht Flächenwachstum weiter auf der Agenda, oder ist das kein Thema mehr?

Heiß: Vom Sortiment her ist bei Müller das Wachstum abgeschlossen. Noch mehr Breite ist unnötig, schließlich muss auch die Drehzahl stimmen. Das Problem ist momentan vielmehr die Darstellung in den Outlets. Wir müssen bis zum Herbst noch Flächen umgestalten, weil CD-Möbel abgebaut und DVD-Möbel eingesetzt werden.

D&V: Das heißt, Sie fahren die Fläche für Musik runter?

Heiß: Entsprechend des Umsatzsatzrückgangs bei Musik muss sich auch die Fläche in diesem Bereich zugunsten der Umsatzbringer entwickeln. Bis zum Jahresende werden wir die Fläche für Musik um etwa 15 Prozent zurückfahren.

D&V: Wenigstens die Musik-DVD scheint Wachstum zu realisieren?

Heiß: Obwohl die Entwicklung erfreulich ist, spielt Musik-DVD bei Müller noch keine große Rolle. Wachstum ist zwar vorhanden, jedoch auf niedrigem Niveau. Für den Kunden muss es einfach noch interessanter werden, eine Musik-DVD zu kaufen - nicht unbedingt eine Hitkompilation, sondern hochwertig aufgemachte Produkte, die denjenigen wieder für Musik begeistern, der aktuell keine CDs mehr kauft.

D&V: Resultiert besagtes niedriges Niveau auch aus den relativ hohen Verkaufspreisen für die Musik-DVDs?

Heiß: Das ist das Problem. Wegen der hohen Preise kann sich der Handel bei diesem Thema preislich nicht darstellen. Eine Ausnahme ist die Beatles-DVD-Box, die fast überall für unter 50 Euro zu haben war. Da müssen wir im Preis natürlich mitgehen, weil man nicht als "der Teure" dastehen möchte. Eigentlich haben wir sie im Prinzip verschenkt.

D&V: Laut [GfK](/company/gfk-panel-services-consumer-research) haben Fachmärkte wie MediaMarkt und Saturn in den vergangenen zwei Jahren erhebliche Marktanteile gewonnen, wohingegen der Warenhausbereich massiv verloren hat. Droht auf lange Sicht eine Monokultur?

Heiß: Da Müller ein Drogeriemarkt in Verbindung mit anderen Abteilungen ist, haben wir in einem bestimmten Bereich auch ein anderes Publikum. Dass wir uns an den großen Standorten mit den Elektrofachmärkten messen müssen und in diesen unsere Mitbewerber sehen, ist klar. Natürlich ist es schlecht für die Handelslandschaft, wenn 50 Prozent des Umsatzes über eine Schiene läuft. Irgendwann wirkt sich diese Entwicklung auch negativ auf die Lieferanten aus. Dennoch wird sich in diesem, spätestens im nächsten Jahr noch etwas im Handel tun. So wie sich die Umsätze und die Verkaufsflächen in den vergangenen zehn Jahren entwickelt haben, werden einige Unternehmen ihr Sortiment sicherlich auf Waren umstellen müssen, an denen noch etwas verdient werden kann.

D&V: Hat Müller auch die Kaufzurückhaltung zu spüren bekommen, von der seit Monaten die Rede ist?

Heiß: Ob es die Kaufzurückhaltung oder der generelle Rückgang des Interesses an Medien war, insbesondere an Musik, ist schwer zu sagen. Natürlich ist der Kunde in der Vergangenheit sehr preisbewusst geworden und greift daher eher beim Sonderangebot als bei einer hochwertigen Neuheit zu. Darüber müssen wir uns aber auch nicht groß wundern. Seit Jahren erzählen wir dem Kunden in Deutschland nichts anderes als "Wir können nur billig". Wir haben den Kunden über Jahre hinweg so erzogen, da dürfen wir jetzt nicht anfangen, über ihn zu schimpfen. Diese Mentalität wird sich in Deutschland nicht mehr ändern. Der Handel hat es beispielsweise vor Jahren schon geschafft, die CD als Ramschprodukt darzustellen. Wenn man heute beschließt, ein bestimmtes Produkt preislich zu senken, hat zwei Stunden später der Mitbewerber vor Ort seinen Preis angepasst. Oder wenn Amazon einen Tag vor VÖ den Preis senkt, hat der stationäre Handel den Preis einen Tag später angeglichen. Durch den Preis kann man sich kaum noch darstellen. Einer fängt an, alle anderen ziehen mit. Der Kunde braucht heute bei einer Neuheit nur darauf zu warten, wer den günstigsten Preis macht.

Im Gespräch: Werner Heiß, Bereichsleiter Multimedia Müller