Blickpunkt:Film

Verleih

VideoWoche: Wie teuer ist ein Film wie "[Beyond the Limits](/movie/beyond-the-limits)"?


[Olaf Ittenbach](/person/olaf-ittenbach): Bei meinen letzten Filmen habe ich mich immer bemüht, die Grenze von einer Million Euro nicht zu überschreiten.



VW: Das ist im internationalen Vergleich nicht viel...


OI: Ich konkurriere nicht mit Hollywood-Blockbustern. Aber auch bei den Summen, die mir für eine Produktion zur Verfügung stehen, muss ich sehr genau darauf achten, dass sich ein Projekt amortisiert. Außerdem muss man wissen, dass meine Filme mit keinem Euro gefördert werden. Ich würde gern Filmförderung in Anspruch nehmen, bin aber immer abgelehnt worden.



VW: Wie finanzieren Sie denn dann Ihre Filme?


OI: Man könnte sagen, dass ich meine Filme zu 100 Prozent privat finanziere. Natürlich nicht komplett aus eigener Tasche, sondern im Fall von "Beyond the Limits" mit Hilfe von Produktionsfirmen wie [brave new work filmproductions](/company/brave-new-work) in Hamburg oder der Firma von [Yazid Benfeghoul](/person/yazid-benfeghoul). Selbstverständlich ist auch meine eigene Firma, die [IMAS Filmproduktion](/company/imas-filmproduktion), an der Finanzierung beteiligt.



VW: Yazid Benfeghoul ist der Redaktion als Videothekenbetreiber im Saarland bekannt...


OI: Richtig, er und seine Freunde führen die Videothek Tap-O-Mania. Yazid habe ich als großen Filmfan kennen gelernt, der sich besonders für den fantastischen Film interessiert. So ist eine Freundschaft entstanden, und mittlerweile beteiligt er sich an der Finanzierung meiner Filme, gehört also offiziell zu den Producern.



VW: Welche Rolle spielte [Thomas Buresch](/person/thomas-buresch_6)bei der Finanzierung?


OI: Er hat zu einem frühen Zeitpunkt die Rechte für Deutschland gekauft und so zur Finanzierung beigetragen. Das fand ich sehr mutig.



VW: Welche Bedeutung für die Refinanzierung hat für Sie der Home-Entertainment-Markt?


OI: Für diesen Markt sind meine Filme angelegt, der Rückfluss muss nahezu zu 100 Prozent aus dem Home-Entertainment-Geschäft kommen. Wenn sich ein Film wie "Legion of the Dead" mehrere Wochen in den Verleihcharts platziert, freut mich das nicht nur, weil der Film gut in Videotheken verliehen wird, sondern weil es auch ein Hinweis darauf ist, dass der Film finanziell "funktioniert".



VW: Trotzdem müsste ein Regisseur an einem Kinostart interessiert sein...


OI: Bin ich auch. Leider ist das in Deutschland wegen der extremen Orientierung auf Blockbuster-Filme so gut wie unmöglich. Selbst zugkräftige Namen wie [Jean-Claude Van Damme](/person/jean-claude-van-damme), [Christopher Lambert](/person/christopher-lambert) oder Steven [Steven Seagal](/person/steven-seagal) sind längst keine Garantie mehr, um einen Film in die Kinos bringen zu können. Es ist also wirklich keine Schande, wenn ein Film als Videopremiere erscheint. In einigen ausländischen Märkten sind meine Filme auch im Kino zu sehen.



VW: Mögen Sie eigentlich noch über das Thema Jugendschutz reden, da viele Ihrer Filme nicht unter regulären Umständen erscheinen konnten?

OI: Ich verstehe die Diskussionen um den Jugendschutz, insbesondere nach Ereignissen wie letztes Jahr in Erfurt. Selbstverständlich bin ich auch dafür, dass Filme nach Altersfreigaben freigegeben werden, und ich weiß, dass ich keine Filme für Zwölfjährige mache. Was mir nicht gefällt, sind die einseitigen Schuldzuweisungen, in deren Folge immer wieder die Forderung erhoben wird, Filme zu verbieten. Das ist Alibipolitik. Ein Film ist kein Tötungsinstrument und bietet keine Tötungsmotive. Hass, Geldgier oder Eifersucht sind Motive, Menschen zu töten, aber doch kein Film.



VW: Es wundert Sie aber nicht, dass ein Film wie "Beyond the Limits" keine FSK 18 bekommt?


OI: Eigentlich schon, denn wenn ein Film ab 18 Jahren freigegeben wird, also nur von Erwachsenen gesehen werden darf, ist der Jugendschutz doch gewährleistet. Dass 18er-Titel trotzdem geschnitten werden müssen, ist nicht zu verstehen. Es wundert mich inzwischen insofern nicht mehr, da die [FSK](/company/fsk-freiwillige-selbstkontrolle-der-filmwirtschaft-gmbh) meine Filme prinzipiell nicht freigibt. Wenn die nur meinen Namen hören, ist die Sache schon entschieden. Ich werde grundsätzlich abgelehnt. Das ist nicht fair, wenn ich sehe, dass ein Film wie "[Sleepy Hollow](/movie/sleepy-hollow)", in dem die Köpfe nur so rollen, ab 16 Jahren freigegeben wird.



VW: Sie würden aber zugeben, dass "Beyond the Limits" sehr viel drastischere Schockelemente aufweist als beispielsweise "Sleepy Hollow"?


OI: Wenn es nicht so wäre, hätte ich etwas falsch gemacht. Bei meinen Filmen geht es doch auch darum, eine Alternative zu Hollywood zu bieten.



VW: Sind Sie ein großer DVD-Fan?


OI: Jeder Regisseur sucht nach Anerkennung. Die DVD eignet sich als Archivierungsmedium natürlich sehr viel besser als VHS. Privat verfüge ich über etliche DVDs, obwohl ich nicht der große Sammler bin. Ökonomisch gesehen ist der DVD-Markt wegen des Preisverfalls problematisch. Es lässt sich schwer damit Geld verdienen, da DVDs so billig geworden sind.



VW: Sind Sie als Regisseur an der Herstellung von DVD-Features interessiert?


OI: Ja, wenn ich ein Making of mache, dann soll der Zuschauer auch wirklich sehen, wie Effekte entstanden sind. Häufig sind Hintergrundberichte sehr langweilig, weil dem Zuschauer nicht wirklich etwas erklärt wird. Ich will nicht als der große Zauberer dastehen, die Fans dürfen genau wissen, wie Effekte gemacht werden.



VW: "Beyond the Limits" besteht aus zwei durch eine Rahmenhandlung verbundene Geschichten. Wirkt der Film dadurch nicht etwas uneinheitlich?


OI: Überhaupt nicht. Es gibt Fans, die knallharten Realismus geboten bekommen wollen. Andere wiederum stehen mehr auf Fantasyelemente. In "Beyond the Limits" wird beiden Geschmäckern Rechnung getragen.

Im Gespräch: Olaf Ittenbach, Regisseur