Wie YouTube-Kanäle das TV-Geschäft verändern
Multi Channel Networks (MCNs) sind das neue Zauberwort, wenn es um Klicks und Reichweiten im Internet geht. Aber sind sie wirklich die Totengräber des Fernsehens? Oder eher eine bereichernde Ergänzung?
Seit kurz vor Weihnachten 2014 der deutsche YouTube-Star Simon Unge mit großem Getöse und schweren Beschuldigungen seinem Netzwerk Mediakraft den Bettel hingeworfen hat, ist sein Name selbst Lesern des "FAZ"-Feuilletons ein Begriff. Keine Zeitung, keine Agentur, die nicht über die Vorwürfe berichtete, flankiert von dezidierten Erklärungen, wer dieser Unge überhaupt ist und wie so ein Netzwerk funktioniert. Bisher waren Namen wie Y-Titty, LeFloyd, Daaruum und eben Simon Unge vor allem unter 25-Jährigen, der sogenannten Generation Millennium, bekannt. Sie gehören zu der wachsenden Schar junger Leute, deren Kanäle auf YouTube zig Mio. Fans abonniert haben und die bei öffentlichen Auftritten gefeiert werden wie Superstars. Der Eklat hat die jugendliche Parallelwelt nun nicht nur ins Bewusstsein der älteren Generationen gespült, sondern markiert auch den Beginn einer neuen YouTube-Ära: Seitdem Klick- und Viewzahlen die neue Währung der Mediaagenturen geworden sind, ist die Videoplattform in den Wettbewerb mit traditionellen TV-Sendern ein- und zur "effizientesten Werbemaschine der Welt" ("Business Punk") aufgestiegen. Spaß, Spontanität und Idealismus werden ersetzt durch professionelle Formate und Gewinnmaximierung. Das produziert zuweilen Enttäuschungen und fordert Opfer.