Blickpunkt:Film

Blickpunkt:Film: Früher arbeiteten Sie in der Werbung. Hat man Sie geholt, weil Pro Sieben besseres Marketing nötig hat?

Katrin Holetzeck: Gutes Marketing schadet nie. Wir brauchen Marktanteile, und die Vermarktung unserer TV-Filme ist sicher noch verbesserungsfähig: Vor allem im Online-Bereich muss man etwas tun, um die Leute an uns zu binden. Wir werden in Zukunft etwas weniger Filme produzieren - bis zu 15 im Jahr. Eigenproduktionen kosten sehr viel und bringen wenig ein. Das bekommt man auch knallhart zu hören. Insofern muss man gut haushalten können. Und es gibt Obergrenzen, etwa drei Mio. Mark pro Film, die wir nicht überschreiten wollen. Ich bin zwar nicht besonders kleinlich, aber die Kosten sind mir wichtig. Besonders manche Schauspielergagen sind in der Vergangenheit übertrieben hoch gewesen.

BF: Was haben Sie verändert, als Sie Ihre Position antraten?

KH: Ich habe vor allem bei unseren Projekten ein bisschen aufgeräumt, mir ältere und lange liegen gebliebene Drehbücher noch einmal vorgenommen und dann entschieden. Meistens gab es Absagen, denn über vieles war die Zeit hinweggegangen.

BF: Wollten Sie Platz für neue Projekte schaffen?

KH: Mein wichtigstes Prüfungskriterium war dabei die Frage: Was passt, was passt nicht mehr. Es ging nicht darum, mich mit neuen Projekten zu profilieren.

BF: Welche Folgen hatte die Fusion mit Sat 1?

KH: Ich hoffe auf bessere Abstimmung. Selbstverständlich bleiben beide Seiten unabhängig, aber wir sollten uns nicht unnötig Konkurrenz machen. Druck aus dem Hause Kirch gab es nicht, und eine gemeinsame Programmausrichtung wird es nicht geben. Dazu sind beide Sender zu verschieden.

BF: Welche mittelfristigen Ziele haben Sie sich gesetzt? Gibt es eine Neuausrichtung der Eigenproduktionen?

KH: Am allerwichtigsten ist für uns natürlich die weitere Verbesserung der Marktanteile. Wir wollen im nächsten Jahr einen Durchschnittsanteil von 14,2 Prozent erreichen. Deshalb möchten wir weg vom reinen Thrillerprogramm. Eine Neuausrichtung gibt es insofern, als dass wir auch andere Genres besetzen wollen: Romantic Comedy, aber auch einmal einen Katastrophenfilm. Wir orientieren uns einerseits am Senderprofil, aber auch an unserer Lizenzware. Zu der wollen wir sinnvolle Ergänzungen schaffen.

BF: Wer mehr Marktanteil will, muss anderen etwas wegnehmen. Wer ist Ihr Hauptkonkurrent?

KH: Unser Publikum ist sehr selektiv, sehr anspruchsvoll. Vox ist uns sicher inhaltlich am nächsten. Die zeigen Sachen, die auch gut zu uns passen würden. RTL 2 hat ein paar Zuschauer, die wir auch gern hätten, aber die Qualitätsunterschiede sind dort sehr groß. Doch in beiden Sendern sehen wir Konkurrenten um ähnliche Publikumsgruppen. Außerdem ZDF und RTL: Auch sie haben einzelne interessante Formate. Sat 1 wird hoffentlich als Konkurrent wegfallen.

BF: Wie würden Sie ein Pro-Sieben-Movie charakterisieren?

KH: Unsere Filme sollten eine verallgemeinerbare Geschichte erzählen, die die Menschen auf sich beziehen können. Sie sollten einen extrem guten Plot haben, spannend sein. Man kann ja eine Liebesgeschichte sehr unterschiedlich erzählen. Entscheidend ist die Umsetzung: Rhythmus, Bilder, Musik - künstlerische Mittel, mit denen die Filme unverwechselbar werden. Es sollte modern, gut und sexy aussehen. In der Besetzung, mit der Entdeckung neuer, unbekannter Gesichter kann man sich von anderen Sendern absetzen. Man sollte sich trauen, das Publikum zu überraschen - klar kann das auch einmal daneben gehen. Was manchen Geschichten früher gefehlt hat, war die Emotionalität. Es muss einfach mit mehr Herz und Gefühl erzählt werden.

BF: Wie wichtig sind Ihnen gesellschaftspolitisch interessante oder aktuelle Themen? Wären z.B. Rassismus und Neonazismus interessante Stoffe?

KH: Nicht alles passt in ein TV-Movie-Format. Ich weiß nicht, ob solche komplizierten und politischen Stoffe im Privatfernsehen gut funktionieren. Natürlich haben auch wir Privatsender eine Verantwortung. Ich würde niemals einen Stoff realisieren, der auch nur in die Nähe zum politisch Anstößigen gerät.

BF: In welche Projekte setzt Pro Sieben besondere Erwartungen?

KH: "Der Runner" von Michael Rowitz, ein SF-Thriller, aber ebenso in die Romantic Comedy "Sex oder Liebe". Dann hoffen wir auch auf zwei Kinofilme, an denen wir beteiligt waren: "Fußball ist unser Leben" und "Das merkwürdige Verhalten der Großstädter" von Marc Rothemund.

TV-Movie-Chefin Katrin Holetzeck über Pro-Sieben-Pläne