Blickpunkt:Film

Mit UFA Mitte hat die [UFA](/company/ufa-fiction-gmbh) ein eigenständiges Produktionsunternehmen gegründet, das aus der bisherigen UFA Niederlassung Leipzig hervorgeht, bestehende Programmmarken fortführen und neue schaffen wird. Blickpunkt:Film sprach mit Geschäftsführerin [Katharina Rietz](/person/katharina-rietz) und [Henriette Lippold](/person/henriette-lippold), zuständig für die Programmentwicklung, über ihre Pläne und das erste Projekt „Neues Land“. 

**Was waren die Gründe, aus der Niederlassung in Leipzig mit UFA Mitte eine eigene Unit zu machen?**

KATHARINA RIETZ: Leipzig war schon immer ein wichtiger Standort für die UFA. Seit fast 25 Jahren sind wir hier mit einem beachtlichen Produktionsvolumen aktiv. Das liegt natürlich zum einen an unserer Krimiserie „[Soko Leipzig](/tvshow/soko-leipzig)“, die mit 180 Drehtagen pro Jahr vor Ort produziert wird. Daneben wurden aber auch zahlreiche andere erfolgreiche Projekte u.a. in Mitteldeutschland realisiert. „[Deutschland 83](/tvshow/deutschland-83)“, „[Bornholmer Straße](/movie/bornholmer-strasse)“, „[Sam – ein Sachse](/tvshow/sam-ein-sachse)“ und „[Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution](/movie/die-unheimliche-leichtigkeit-der-revolution)“ sind nur einige Beispiele. In den vergangenen Jahrzehnten waren wir hier also schon immer produzentisch stark vertreten und haben uns eine solide Infrastruktur sowie ein großes Netzwerk an Partnerschaften aufgebaut. Die Gründung der UFA Mitte war damit fast schon überfällig. Sie soll unser Engagement in der Region unterstreichen, und gleichzeitig ist sie natürlich auch ein wichtiges Signal an unsere Auftraggeber, Partner und Kolleg:innen, dass wir den Standort mit weiteren Projekten ausbauen wollen. 

**Was ändert sich dadurch grundsätzlich in Ihrer täglichen Arbeit?**

HENRIETTE LIPPOLD: Wir beide arbeiten schon seit zehn Jahren sehr kooperativ und vertrauensvoll miteinander. Das Wissen um die Stärken des anderen hilft enorm bei der Gründung der UFA Mitte. Mit dem klaren Bekenntnis für die Region können wir uns nun auf Wachstum und die für uns wichtigen Geschichten fokussieren. Gleichzeitig genießen wir das geballte Know-How unserer UFA Kolleg:innen, mit denen uns ja nach wie vor der kreative Austausch verbindet. Unser Arbeitsfeld erweitert sich neben der Pflege der bestehenden Programmmarken wie „Soko Leipzig“ und „[Charité](/tvshow/charite)“ um den Bereich der Akquise und der Schaffung neuer Programmmarken, wie „Marzahn, mon amour“. 

**Heißt mehr Eigenständigkeit auch, dass Sie Projekte entwickeln und Vorentscheidungen selbst treffen können?**

KATHARINA RIETZ: Bereits bei der Betreuung unserer bisherigen Projekte haben wir innerhalb der UFA immer sehr eigenverantwortlich gearbeitet. Das wird auch in Zukunft so sein. Der Fokus liegt jetzt zwar nochmal stärker auf der Entwicklung neuer Inhalte, aber die Weiterentwicklung unserer bestehenden Programmmarken ist ein mindestens genauso wichtiger Baustein. Eigene Entscheidungen treffen zu können, ist für beide Aufgabenfelder wichtig. Genauso wie die nötige Transparenz gegenüber allen Beteiligten, die in diese Prozesse involviert sind. 

**Aber auf Sicht soll das Produktionsaufkommen am Standort wachsen, in durchaus schwierigen Zeiten?**

HENRIETTE LIPPOLD: Das ist das erklärte Ziel. Wir sind [Sascha Schwingel](/person/sascha-schwingel) für seinen Impuls und die Entscheidung für UFA Mitte sehr dankbar. Er beweist damit gleichzeitig Mut und Konsequenz, denn der Standort trägt, wie schon erwähnt, seit 25 Jahren entscheidend zum Erfolg der UFA-Gruppe bei. 

**Verändert dieser Schritt auch die Zusammenarbeit mit der MDM oder mit dem MDR?**

HENRIETTE LIPPOLD: In erster Linie wird sie noch intensiver. Durch die Zusammenarbeit bei der „Charité“ oder der „Unheimlichen Leichtigkeit der Revolution“ haben wir bereits eine lange gemeinsame Historie mit dem MDR bzw. der ARD. Und auch die MDM ist für uns von Anfang an ein vertrauter Partner. Immerhin hat sie im ersten Jahr geholfen, die „Soko Leipzig“ mit aufs Gleis zu stellen. Über die Jahre kamen viele Projekte unterschiedlicher UFA-Produzent:innen dazu, die hier in Mitteldeutschland gedreht wurden. Wir freuen uns, dass wir diese Zusammenarbeit nun vor Ort vertiefen können – kommen wir doch beide aus Leipzig bzw. der Umgebung und haben den Großteil unserer beruflichen Laufbahn hier verbracht. Wir werden aber natürlich auch unsere Arbeitsbeziehungen zum ZDF, den privaten Sendern und den Streamern weiter ausbauen, denn das Interesse an glaubwürdig erzählten, regionalen Geschichten ist sehr hoch. 

**Was sind denn Stoffe oder Geschichten, die aus dem Osten erzählt werden sollten?**

HENRIETTE LIPPOLD: Wir haben uns bewusst für den Namen UFA Mitte und nicht UFA Ost entschieden, denn unser Ziel ist es, aus der Mitte Deutschlands heraus Geschichten zu erzählen, die möglichst viele Menschen aller Himmelsrichtungen abholen. Es gibt viele interessante Themen aus Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, die es wert sind, erzählt zu werden. Uns interessieren dabei authentische und emotionale Zugänge zu ungewöhnlichen Perspektiven. Natürlich wollen wir dabei regionalen Eigenarten ihren gebührenden Platz verschaffen und Menschen mit spezifischen Prägungen in den Mittelpunkt rücken. Neben der Glaubwürdigkeit ist uns auch Ehrlichkeit wichtig, die die oft zugespitzte Problematisierung oder aber die romantisierende Verklärung des Ostens in Relation setzt. Ob in einem Drama, einem Krimi oder einer Komödie – das kommt ganz auf den Stoff an. Wichtig ist uns, dass wir mit unseren Geschichten Brücken bauen und die dicke Zoofensterscheibe, durch die man sich als Ostdeutsche:r manchmal neugierig-abgrenzend angeschaut fühlt, zu öffnen. 

KATHARINA RIETZ: Die aktuelle Debatte muss anders geführt werden – mit mehr Offenheit, Neugierde und echtem Zuhören, anstatt vorschnell zu urteilen. Wenn pauschale Bewertungen spürbar im Vordergrund stehen, bringt uns das nicht weiter. Vielmehr können wir doch noch so viel voneinander lernen. Und jede Geschichte, die dazu beiträgt, verdient es, erzählt zu werden!

**Wie sieht Ihre Arbeitsteilung aus und wie verändert sie sich zukünftig?**

KATHARINA RIETZ: Wir haben beide neue spannende Aufgaben übernommen, sind aber dazu immer im engen Austausch miteinander. Dass wir bereits seit zehn Jahren zusammenarbeiten, ist die beste Grundlage, wir vertrauen und schätzen uns, menschlich wie fachlich. Henriette wird sich auf inhaltliche Neu-Entwicklungen konzentrieren, meine Aufgabe ist es, zusammen mit Sebastian Werninger die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit neue Projekte hier ein gutes Zuhause finden. Auf diese gemeinsamen Herausforderungen freue ich mich. 

**Als erstes Projekt der neuen Unit ist „Neues Land“ angekündigt. Was kann man darüber schon erzählen?**

HENRIETTE LIPPOLD: „Neues Land“ ist ein perfektes, erstes Projekt der UFA Mitte. Dieser ZDF-Film spielt thematisch in der Region, wird vor Ort gedreht mit Menschen von hier. Wir haben bei der „Soko Leipzig“ viele tolle Filmemacher:innen ausbilden und begleiten dürfen und sind nun stolz, viele von ihnen als konstante Wegbegleiter:innen auch für andere Projekte an unserer Seite zu wissen. Inhaltlich geht es um ein Familiendrama, dass sich durch die Spätfolgen der Tagebauflutungen immer mehr zuspitzt. Wir werden in und um Leipzig, sowie in Thüringen drehen.

KATHARINA RIETZ: „Neues Land“ ist dabei auch ein sehr universeller Stoff, der sich mit den Folgen unseres Umgangs mit der Natur und unseren Ressourcen auseinandersetzt, Es geht um Klimaveränderungen, Strukturwandel aber auch Heimat, unser Hauptmotiv, der See spielt eine zentrale Rolle dabei und wird zur heimlichen Hauptfigur. Wir freuen uns sehr, dass die MDM das Potenzial der Geschichte sieht und uns so tatkräftig unterstützt.

**Gibt es darüber hinaus schon Pläne zum jetzigen Zeitpunkt?**

HENRIETTE LIPPOLD: Wir sind gerade dabei, unser bestehendes, großes Netzwerk nochmal zu erweitern und führen intensive Gespräche mit Autor:innen, Regisseur:innen, neuen Talenten und Vertreter:innen der Medienpolitik. Wir scannen weiterhin den Buchmarkt und freuen uns schon jetzt, wie bereichernd die gezielte Auseinandersetzung mit der eigenen Heimat ist. Darüber hinaus vertiefen wir unsere erfolgreichen Kooperationen mit diversen Hochschulen, wie beispielsweise Mittweida, der Filmakademie in Görlitz oder der Filmuniversität Konrad Wolf in Babelsberg. 
Bei aller Auseinandersetzung mit Mitteldeutschland bleiben wir aber nach wie vor auch offen für überregionale Stoffe und erzählenswerte Geschichten. Unser Selbstverständnis ist es, Filme dort zu verorten, wo sie hingehören. 

KATHARINA RIETZ: Und das auch mit aller Leichtigkeit und Experimentierfreude, und durch die verschiedensten Genres hindurch! 

**Was bedeutet der Schritt für langlaufende Serien wie die „Soko Leipzig“?**

KATHARINA RIETZ: Die „Soko“ zählt zu unseren wichtigsten Programmen – inhaltlich wie wirtschaftlich – die Serie kontinuierlich zu stärken und weiterzuentwickeln, bleibt eine meiner Aufgabe als Produzentin. Gleichzeitig können neue Projekte spannende Impulse für die Serie liefern. Im besten Fall entsteht in der UFA Mitte ein reger Austausch von Wissen und Können, der für alle bereichernd ist. 

**Was haben Sie sich ganz persönlich für diesen Aufbruch vorgenommen?**

KATHARINA RIETZ: Den Blick für das Wesentliche einer guten Geschichte zu bewahren, dabei offen zu bleiben, und immer für die Sache zu kämpfen. Dazu gehört auch ein transparentes Arbeitsumfeld und kreativer Raum, in dem jede Meinung erst einmal willkommen ist. Nach diesem Prinzip arbeiten wir seit Jahren. Und ja, das ist manchmal verdammt anstrengend, aber lohnend, weil es immer um das beste Ergebnis geht.  

HENRIETTE LIPPOLD: Ich würde mir wünschen, dass wir im Gespräch bleiben – also mit- und nicht übereinander reden. Wir brauchen Brücken und keine Mauern. Im großen, politischen Rahmen, aber auch im kleinen Arbeitsumfeld. Die Neugier zu bewahren ist mir dabei genauso wichtig, wie das Zuhören zu intensivieren. Wenn dann noch die eigene Kreativität durch inspirierende Partner:innen über sich hinauswächst und man sich dennoch treu bleibt – dann haben wir doch viel erreicht. 

[Ulrich Höcherl](/person/ulrich-hoecherl)

Katharina Rietz & Henriette Lippold, UFA Mitte: „Aus der Mitte Deutschlands heraus Geschichten erzählen“