Blickpunkt:Film

[Jan Mojto](/person/jan-mojto) bleibt der größte Entertainer unter den Entertainment-Produzenten. Er eröffnete die Präsentation seiner jüngsten Zusammenarbeit mit [Nico Hofmann](/person/prof-nico-hofmann) mit einem Schauspielerwitz. Auf seiner Agenda habe gestanden, er solle für die lockere Atmosphäre sorgen, in der laut Einladung das heutige Pressegespräch stattfinden solle. Das gelingt dem [Beta](/company/beta-film)-Chef gewohnt mühelos und pointiert.

Man habe sich bemüht, für Nico Hofmann in Berlin ein Umfeld zu schaffen, indem er seine Kreativität bestmöglich freilegen könne. „Diese Kreativität wollen wir dann anzapfen“, so Mojtos Beschreibung für das neue, noch namenlose Hub das in Berlin entstehen soll. Der Dritte im Bunde, [Jan Wünschmann](/person/jan-wuenschmann), solle „mit Nico, für Nico und um Nico herum“ etwas aufbauen und dafür sorgen, dass das gelingt, so Mojto. Ob es eine eigene Firma mit Beta-Beteiligung werde, wisse man noch nicht, aber Geld werde schon ausgegeben. Auch Wünschmann sitzt in Berlin, er ist auch Geschäftsführer der gemeinsamen Beta Film/ZDF Studios-Tochter Intaglio Film, die mit dem „Schwarm“ erstmals groß in Erscheinung trat. Und er ist der Jüngste des Trios. 

Doch junge Geister sind sie alle. Nico Hofmann, der langjährige „Mister UFA“ betritt nach 27 Jahren Konzernzugehörigkeit nach eigenen Worten „eine neue Welt“. Er betonte allenthalben wie wichtig ihm junger Spirit ist, dass man in der Zusammenarbeit auf junges Talent, auf junges Denken, auf jugendliche Radikalität und eine junge Handschrift setzen wolle. In diesem Zusammenhang sprach er von einer „Neudefinition des Event-Fernsehens“, für das gerade er und Jan Mojto in nicht allzu lange zurückliegender Vergangenheit noch standen. Als Referenzgrößen für die Art von Projekten, die dem Trio vorschwebten, nannte er „Unsere Mütter, unsere Väter“, „Babylon Berlin“ oder „Die Zweiflers“. Vor den Herausforderungen des Marktes, der Konsolidierungen auf Auftraggeberseite sei ihm und seinen Mitstreitern nicht bange. Die großen, wichtigen, besonderen Geschichten werden nach wie vor gesucht. An die breiten Masse der Produktionen werde gespart. 

Ebenfalls wichtig, es geht um lokales Produkt, das aus Deutschland heraus den Weg in die Welt antreten soll. Deutsche Geschichten von und mit Kreativen aus Deutschland. Der  neue Hub sei auch nicht als Gegengewicht zu anderen Größen auf dem Markt wie Leonine, Constantin und die UFA zu verstehen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenten. Wir sind befreundet,“ so Hofmann.

Mojto, Hofmann und Wünschmann hatten Verstärkung mitgebrach - „keine Chief Financial Officer“, wie Mojto hervorhob. Weil man inhalte-getrieben sei, saßen die Autoren Thomas Hüetlin und Maxim Leo mit am Tisch. Die Verfilmungen dreier ihrer Werke gehören zu den ersten Projekten, die umgesetzt werden sollen. „Spiegel“-Reporter Hüetlin, der mit Hofmann schon sehr erfolgreich bei der voll und ganz gelungenen RTL-Serie „Gute Freunde - Der Aufstieg des FC Bayern“ zusammengearbeitet hat, wirft sein Anfang September erscheinendes Buch „Man lebt sein Leben nur einmal“ in den Ring. Er beschreibt es als „erzählendes Sachbuch“, in dem es um die Liebe zwischen Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque geht. Zwei vor den Nazis geflohene Größen, die sich in Hüetlins Worten gegenseitig eine Heimat gaben und in ihrer Sehnsucht nach dem jüdisch geprägten Berlin der zwanziger Jahre, in dem beide groß wurden, zueinander fanden.   

Von Maxim Leo werden gleich zwei Romane verfilmt, „Wir werden jung sein“ und „Wo wir zu Hause sind“. Letzterer trägt starke autobiographische Züge und erzählt von einer Ostberliner Familie mit jüdischen Wurzeln, deren Mitglieder es durch die Flucht vor den Nazis in die ganze Welt zerstreut hat. Der Fokus liegt auf der Enkelgeneration, Leo schreibt die Drehbücher für die geplante sechsteilige Miniserie selbst. „Wir werden jung sein“ behandelt das klassische Sci-Fi-Thema von der ewigen Jugend, das aus Leos Sicht „immer weniger Science Fiction ist“.  Auch hier wird ein sechsteiliges TV-Drama anvisiert. Im Zentrum stehen fünf sehr unterschiedliche Charaktere, die Teil einer Herzmedikamentenstudie in der Charité sind und denen sich die Chance oder auch die Last eines zweiten Lebens offenbart. 

Darüber hinaus haben Hofmann, Mojto und Wünschmann die Verfilmungsrechte an Tilmann Lahmes „Die Manns - Geschichte einer Familie“ erworben. Auch da wird - ganz im Sinne des Young Spirits - der Fokus auf die Kinder Erika und Klaus Mann gelegt, auf deren Sicht auf die große Literatenfamilie. Es wird keine zweiter „Jahrhundertroman“ zu erwarten sein, wenn, dann eine Neudefinition.

Hofmann, Mojto & Wünschmann: „Neudefinition des Event-Fernsehens“