Blickpunkt:Film

Am Mittwoch öffnet die [TeleVisionale](/company/televisionale-film-und-serienfestival-baden-baden) zum letzten Mal ihre Pforten in Baden-Baden - erstmals nur für drei Tage. Der künstlerische Leiter [Urs Spörri](/person/urs-spoerri_f) sprach mit Blickpunkt:Film über die Entscheidung für den neuen Standort Weimar, den schmerzlichen Einschnitt, das dennoch oder gerade dadurch überbordende Programm und über Selbstverständnis und Perspektive des Festivals. 

**Was hat Sie dazu veranlasst, mit der TeleVisionale Baden-Baden zu verlassen und 2025 nach Weimar überzusiedeln?** 

URS SPÖRRI: Die Lage für die Festivals hat sich durch die angespannte wirtschaftliche Lage in ganz Deutschland verändert. Selbst die Berlinale musste Programmreihen streichen. Wir sahen uns gezwungen, unser Festival durch rückläufige Einnahmen von fünf auf drei Tage zu reduzieren mit der besonderen Schwierigkeit, dass die nominierten Fernsehfilme nicht mehr gemeinsam in voller Länge vor Ort geschaut werden können. Als das klar war, stand für uns fest, dass wir uns nach weiteren Optionen umschauen müssen, um das Festival auch in Zukunft zu sichern. Eine der Optionen war Weimar. Aber der Standort Baden-Baden hatte dabei immer oberste Priorität

**Woran hakte es genau in diesem Jahr?**

URS SPÖRRI: Auf der einen Seite an massiv steigenden Kosten. Das fängt mit der Miete des Kurhauses an, geht weiter über die Hotelkosten und ganz viele Rahmenkosten, die existieren, weil wir das Kurhaus in einen Kinoort umwandeln. Gleichzeitig haben wir die angesprochenen gedeckelten oder rückläufigen Einnahmen von allen Seiten. Stichwort: Polykrise. In diesem Zusammenspiel wollten wir verhindern, dass wir selbst in die Bredouille geraten und haben das Festival von fünf auf drei Tage verkürzt, damit wir finanziell auf soliden Beinen stehen.

**Was sprach nun konkret für Weimar?**

URS SPÖRRI: Es stellte sich heraus, dass es in Weimar Partner gibt, die das Festival sehr gerne bei sich haben würden und das Festival in Zukunft finanziell und inhaltlich unterstützen können und wollen. Und dann kam auch eine kulturpolitische Komponente hinzu. Im Präsidium der [Akademie der Darstellenden Künste](/company/deutsche-akademie-der-darstellenden-kuenste) wurde abgewogen, wie es mit dem Festival weitergehen könnte und wo man selbst hinmöchte. Die Akademie ist bisher nur in der alten Bundesrepublik tätig. Und gerade in diesen herausfordernden Zeiten war es ein kulturpolitischer Schritt zu sagen, wir gehen nach Thüringen und begeben uns an einen Standort, wo die Sender einen schwierigen Stand haben, um unseren Qualitätsdiskurs dort mit dem Publikum vor Ort zu führen. Wir sehen hier die größten Weiterentwicklungschancen für unser Festival.

**Was können Sie zu den künftigen Partnern sagen? Es läge ja nahe, dass der MDR in eine ähnliche Rolle, wie sie momentan der SWR einnimmt, schlüpfen könnte…**

URS SPÖRRI: Wir wollen uns voll und ganz auf den bevorstehenden Abschied aus Baden-Baden fokussieren. Immerhin geht eine 36-jährige Ära zu Ende. Deshalb werden wir uns zu unseren neuen Partnern erst im neuen Jahr äußern. Nur so viel: Wir sind dort auf breite Unterstützung verschiedener Akteure getroffen. Eines unserer Kernziele ist, dass wir in Weimar den familiären Charakter des Festivals und seinen Charme aufrecht erhalten können, deshalb wollten wir auch nicht in eine der großen Filmmetropolen. Das hätte den Charakter verändert.

**Dann schauen wir auf die diesjährige Ausgabe. Wie hat die Branche auf die Verkürzung reagiert?**

URS SPÖRRI: Vielen blutet das Herz, weil wir die nominierten Fernsehfilme nicht gemeinsam in voller Länge gucken können. Das geht mir als Cineast ganz genauso. Die Filme werden in zehnminütigen Ausschnitten präsentiert. Letzten Endes hat es jeder verstanden. Die Leute sind sehr dankbar, dass wir das Festival dennoch umgesetzt haben. Ich habe versucht, von dem, was uns im Kern immer schon ausgemacht hat, so viel wie möglich in diese drei Tage zu packen. Ich glaube, das ist gelungen. Die Zahl der Produktionen ist gleich geblieben. Bei den Serien wird immer eine Folge gezeigt, bei den Nachwuchsfilmen des MFG Star, für den wir in diesem Jahr [Doris Dörrie](/person/doris-doerrie) als Jurorin gewinnen konnten, der komplette Film. Und unser USP, die öffentlichen Jurydiskussionen mit dem einzigartigen Qualitätsdiskurs, bleibt auch in voller Länge erhalten. Die verkürzten Vorführungen sind der einzige Abstrich.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/b3449145-96d3-43bd-999a-c4a98eed5132.jpg) Safe Space - Urs Spörri, rechts hinten am Mikro, bei der Eröffnung der letztjährigen TeleVisionale; Foto: Sophie Schüller

**Ein Stückweit geht der Urcharakter des Festivals verloren, diese 90 Minuten Filmanschauen, während alles andere still steht, hatte zum Ende eines turbulenten TV-Jahres stets eine heilsame Wirkung.**

URS SPÖRRI: Es ist viel kompakter. Aber alle Filme sind noch oder waren in den Mediatheken zu sehen. Und, ganz wichtig, durch den 3Sat-Publikumspreis sind die Filme seit Samstag linear und in der Mediathek von [3Sat](/company/3sat) zu sehen. Aber völlig richtig, das gemeinsame Sehen bewirkt etwas. Man kann als Publikum viel tiefer einsteigen, weil das Erlebnis noch frisch ist. Und für die Filmschaffenden ist so eine öffentliche Aufführung und der Austausch auch sehr wichtig, weil Fernsehfilme in den seltensten Fällen eine Festivalpremiere erleben. Nichtsdestotrotz, man kann nicht zehn Neunzigminüter zusammen mit den Serien- und Nachwuchswettbewerben in drei Tage packen. Das haut nicht hin.

**Die Herausforderung für die Jury wächst dadurch vermutlich auch?**

URS SPÖRRI: Mir war deswegen gerade im Fernsehfilmpreis wichtig, auf eine kompetente Jury zurückgreifen zu können, in die ich vollstes Vertrauen habe. Mit [Tyron Ricketts](/person/tyron-ricketts) als Präsident, aber auch [Alfred Holighaus](/person/alfred-holighaus) mit seiner Erfahrung, [Jochen Laube](/person/jochen-laube), der sehr zugewandt ist, offen und wertschätzend agiert. Mit [Samira El Ouassil](/person/samira-el-ouassil), eine der klügsten Frauen, die wir in dem ganzen Business haben - fast eine Philosophin. Und [Anna Brüggemann](/person/anna-brueggemann) mit ihrem Autorinnen- und Schauspielerinnenblick. Ich glaube, von dieser Geballtheit an Kompetenz und Zugewandtheit können wir viel lernen. Dieser Juryfindungsprozess ist wie ein Casting, weil es um eine gewisse Homogenität der Gruppe geht, die gleichzeitig möglichst divers sein soll, um alle möglichen Blickwinkel auf die Filme abzudecken. Ich will einen Diskurs schaffen. Wir haben spätestens seit der Pandemie verlernt, wertschätzend miteinander zu diskutieren. Da bildet Baden-Baden einen geschützten Raum, an dem eine Art Masterclass für gutes Fernsehen entstehen soll.

**Wie schätzen Sie das Wettbewerbs-Programm ein? Bestätigt sich bei den Fernsehfilmen der zuletzt gewonnene Eindruck, dass es immer weniger hochklassige Filme gibt?**

URS SPÖRRI: Auffallend war, dass es für den Fernsehfilmpreis weniger Einreichungen gab als im Vorjahr. Das kann daran liegen, dass klarer geworden ist, wie unser Qualitätsanspruch, nach dem wir Filme bewerten, aussieht. Es erleichtert unsere Arbeit, wenn abgewogen wird, was passend sein könnte und was nicht. Dieses Jahr war es einfacher, auf die zehn Nominierungen zu kommen, weil wir mehr Qualität in der Breite hatten. Es gab ein paar mehr Perlen, die ich sehr schätze. Teilweise auch überraschend.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/284aae06-80f1-465f-87bc-703c3bda7857.jpg)Comeback der Schweiz mit dem SRF-„Tatort: Von Affen und Menschen“; SRF/Sava HlavacekVideo/Andreas Berger

**Inwiefern?**

URS SPÖRRI: Ich bin sehr glücklich, dass die Schweiz wieder mal vertreten ist, dazu mit dem einzigen [„Tatort“](/movie/tatort-von-affen-und-menschen) in der Auswahl. Der [MDR](/company/mitteldeutscher-rundfunk-mdr) war auch schon länger nicht mehr dabei und ist nun mit dem einzigen „Polizeiruf“ am Start. Auch wenn wir ein deutliches Übergewicht an öffentlich-rechtlichen Produktionen haben, finde ich den Wettbewerb sehr heterogen. Es sind viele Sendeanstalten beteiligt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals kam ein Einzelstück eines Streamers in die Auswahl, [„Silber und das Buch der Träume“](/movie/silber-at) von [Prime Video](/company/prime-video). Das ist Genre, als Literaturverfilmung, die in England spielt, mit einem internationalen Touch. Dieser Film wird in einem Slot mit der Doku-Fiction [„Ich bin! Margot Friedländer“](/movie/ich-bin-margot-friedlaender) gezeigt - daran sieht man die enorme Bandbreite. Ich könnte mir zudem auch vorstellen, dass die aktuelle Serienkrise dazu führen wird, dass viele entwickelte Stoffe nun als Neunzigminüter realisiert werden.

**Von der Serienkrise sieht man im aktuellen Programm noch wenig. Hier hatten Sie für den Wettbewerb vermutlich die Qual der Wahl?**

URS SPÖRRI: Absolut. Die Auswirkungen der Serienkrise stehen uns erst noch bevor. Wir hatten, völlig verrückt, 60 Einreichungen für den Deutschen Serienpreis. Der nächste Schritt war, für unsere Vorauswahlkommission das Feld auf 15 Serien einzudampfen. Und diese 15 hätten es alle verdient gehabt, nominiert zu werden. Man merkt richtig, wie das Serienmachen in Deutschland angekommen ist. Wir haben ganz tolle Entwicklungen in Richtung Genres gesehen. In Deutschland haben sich jetzt so viele tolle Leute herausgebildet, die Ahnung davon haben, wie gute Serie geht. Man sollte denen trotz „Serienkrise“ weiterhin die Möglichkeit geben, sich in diesem Feld zu betätigen. Die fünf Nominierungen könnten unterschiedlicher kaum sein, aber sie sind alle international vergleichsfähig.

**Sagen Sie doch zu jeder einen Satz.**

URS SPÖRRI: Das mache ich chronologisch. [„Die Zweiflers“](/tvshow/die-zweiflers): das ist flirrendes New York, aber in Frankfurt. Das sind die „Sopranos“ in einer jüdischen Familie. Was da schauspielerisch und inszenatorisch passiert, ist unfassbar beeindruckend. Ganz großes Kino in der Serie. Und [Aaron Altaras](/person/aaron-altaras) ist fast schon ein deutscher Marlon Brando.

**[„Der Upir“](/tvshow/der-upir) von [Joyn](/company/joyn).**

URS SPÖRRI: Das ist eine kurzformatige Miniserie, die weit mehr ist als ein Vehikel für [Fahri Yardim](/person/fahri-yardim), was man anfangs vielleicht erwartet hat. Das ist eine auf den Punkt inszenierte Vampir-Comedy, ein Melodram mit Thrillerelementen, also wildester Genre-Mix. Das hätte an so vielen Ecken scheitern können, aber es steckt eine Gewandtheit und ein Können der Macher:innen dahinter, dass es durch und durch funktioniert.

**„Nackt über Berlin“ von [SWR](/company/suedwestrundfunk-swr) und [Arte](/company/arte-geie).**

URS SPÖRRI: Für die Cineasten unter uns sage ich gerne, das ist vielleicht Axel Ranischs „Achteinhalb“. Es setzt quasi den Schlusspunkt unter sein Frühwerk, indem es alles, was er bisher gemacht hat, aufgreift und einfügt. Von Impro über Coming of Age, über dieses Autobiografische, Körperliche bis hin zu den Opernelementen und der Musik. Das ist alles drin. Er hat es zuerst als Roman geschrieben, dann als Serie verfilmt. Wirklich beeindruckend, wie ihm das gelungen ist.

**„Angemessen Angry“ von [RTL+](/company/rtl_9).**

URS SPÖRRI: In der Hauptrolle [Marie Bloching](/person/marie-bloching), die schon bei den „Discountern“ ganz famos gewesen ist. Das Thema Vergewaltigung wird hier so gekonnt anders umgesetzt. Kreativ, inspirierend, mit einer Haltung und trotzdem irgendwie verspielt. Da ist kein großes Budget dahinter, aber es strahlt eine Modernität aus und entwickelt eine Wucht, dass man gar nicht will, dass es aufhört. Das ist große, große Kunst, die auch bei RTL+ auffällt, die viele tolle Beiträge eingereicht haben.

**Bleibt noch „Zeit Verbrechen“, produziert für [Paramount+](/company/paramount_1), aber nun bei RTL+.**

URS SPÖRRI: Das fällt als Anthologie-Serie, die auf einem True-Crime-Podcast basiert, komplett aus dem Rahmen. Hier hat man es geschafft, vier völlig unabhängige Filme entstehen zu lassen, die bei genauer Betrachtung trotzdem eine gewisse Verbindung haben, nämlich dass sie aus Opfer-Perspektive inszeniert sind. Gerade [Helene Hegemann](/person/helene-hegemann) und [Mariko Minoguchi](/person/mariko-minoguchi) entwickeln eine Energie, wie ich sie bisher in wenigen Werken entdeckt habe. Und ich freue mich wirklich sehr, dass ich diese fünf Serien unserer Jury um [Fritzi Haberlandt](/person/fritzi-haberlandt) präsentieren kann. Die werden es nicht leicht haben.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/77605314-b147-429c-bfeb-599a0803a55a.jpg) Erster Wettbewerbsfilm eines Streamers: „Silber und das Buch der Träume“; Foto: Constantin Film/Prime Video/Andreas Berger

**Welche Akzente wollen Sie im Rahmenprogramm setzen?**

URS SPÖRRI: Wir empfinden das nicht als Rahmenprogramm, sondern als gleichwertigen Programmpunkt und haben es ganz bewusst die TeleVisionale-Branchentage genannt. Während im Runden Saal die Wettbewerbe stattfinden, gehen die Branchentage im Spiegelsaal über die Bühne. Unser Ziel ist es, Themen der Kreativen und medienpolitische Themen aufeinandertreffen zu lassen, in einer Weise, wie man es auf anderen Kongressen oder Festivals kaum vorfindet. Ich bin davon überzeugt, dass sich beides befruchtet. Ich bin auf die führenden Verbände zugegangen und habe sie gefragt, was für sie die drängenden Themen sind. Dann haben wir Panels ausgearbeitet, bei denen der jeweilige Verband im Lead ist. Das fängt mit der [Produktionsallianz](/company/allianz-deutscher-produzenten-film-und-fernsehen) an, die bei uns sogar ein Get-Together für die Mitglieder ihrer Sektion Fernsehen abhält und geht mit [Schauspielverbänden](/company/bundesverband-schauspiel-bffs), [Casting](/company/bundesverband-casting-bvc) oder [Ton](/company/bvt-bundesverband-ton-der-film-tonmeister-ev) weiter. 

**Welche medienpolitischen Themen stehen im Vordergrund?**

URS SPÖRRI: Wir wollen mit unseren Themen Zeichen setzen. In einem Panel stellen wir die Qualitätsrichtlinien von RTL und von den Öffentlich-Rechtlichen vor. Nach welchen Kriterien wird über Qualität entschieden? Dann geht es uns in Zeiten des Rechtsrucks darum, welche Verantwortung die Kreativen und Entscheider:innen in der Branche tragen. Wie kann man damit umgehen? Das ist etwas, was auch dem Veranstalter, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sehr wichtig ist. Und natürlich können wir nicht ausblenden, dass es immer noch Unklarheit um die Zukunft von 3Sat, unserem zweiten Veranstalter, gibt. Das Panel beschäftigt sich mit der Zukunft der Kultur bei den Öffentlich-Rechtlichen. Unser Abschluss-Panel nenne ich immer den Fördergipfel, da werden vier Chefs von Landesfilmförderungen ihre Sicht auf die Filmförderreform und den aktuellen Stand diskutieren. Es geht aber auch um ihre Bedürfnisse. Ich glaube, da kann man viel über die Zukunft des fiktionalen Films in Deutschland lernen.

**Branchentage und Wettbewerbsprogramm stehen in permanenter Konkurrenz, man muss sich u.a. zwischen KI-Panel und „Die Zweiflers“ oder einem Panel zum Respect Code Film und „Zeit Verbrechen“ entscheiden. Droht da nicht Überforderung?**

URS SPÖRRI: Es ist eine Parallelität der Ereignisse, das ist nicht anders zu machen. Aber wir sind ja ein Festival der kurzen Wege. Man kann sich problemlos eine Veranstaltung der Branchentage im Spiegelsaal anschauen, die endet rechtzeitig, um sich im nächsten Slot wieder einen Film oder eine Serie mit Jurydiskussion anzuschauen. Jede Besucherin, jeder Besucher findet etwas, was sie und ihn interessiert. Und das trotz finanziell erschwerter Bedingungen weiterhin kostenfrei, ohne Akkreditierung, ohne Eintrittsgebühr, nach dem Motto „Kultur für alle“. Wir sind ein Best of-Festival und verstehen uns als Partner der Sender und Streamer. Das ist unser Anliegen, und dafür kämpfen wir.

**Die schwierige Stellung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Öffentlichkeit und in der Politik wird als Schwerpunkt deutlich. Ist der Ehrenpreis an die Nachwuchsredaktionen von [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen) und [SWR](/company/suedwestrundfunk-swr) auch ein klares Statement - um zu zeigen, was der ÖRR alles sein kann?**

URS SPÖRRI: Genau das soll es sein. Wir wollen ein Zeichen setzen. Was wäre der Filmnachwuchs in Deutschland ohne die Expertise und die tollen Leute in diesen Redaktionen, die vieles ermöglichen und Leute entdecken, die heute große Namen sind? Diese Arbeit ist so wichtig, wenn es darum geht, die Talente von der Filmhochschule ins Profibusiness zu überführen. Wir sind jetzt in einer Situation, in der ganz viel über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gestritten wird. Dass Reformen notwendig sind, ist unbestritten. Aber nicht an den falschen Stellen. Neun von zehn nominierten Einzelstücken beim Fernsehfilmpreis kommen von öffentlich-rechtlichen Sendern, und das ist wirklich verdient. Darauf kann man stolz sein, schließlich ist der Fernsehfilm die Kunstform, die am meisten Menschen erreicht. Am Sonntagabend sind es manchmal zehn Millionen Zuschauer, das ist ein Achtel unserer Bevölkerung. Was man da alles bewirken kann, sowohl im Kunstverständnis als auch im demokratischen Verständnis. Das sollte man anerkennen, anstatt die Sender mit ihren Sparzwängen jetzt allein zu lassen. Als TeleVisionale wollen wir Impulse setzen und aufzeigen wie qualitätsvolles Fernsehen auch in Zukunft gewährleistet sein kann und gesellschaftlich relevant bleibt.

Das Interview führte Frank Heine

Urs Spörri zur TeleVisionale: „Wir mussten uns nach weiteren Optionen umschauen“