Blickpunkt:Film

Bei [RTL](/company/rtl-television) startet heute um 20.15 Uhr die Krimireihe [„Morden auf Öd“](/movie/morden-auf-oed-tag-der-abrechnung) mit [Max Hubacher](/person/max-hubacher) und [Paula Kalenberg](/person/paula-kalenberg) in den Hauptrollen. Kurz vor Start erwischte Bkickpunkt:Film noch Produzentin [Simone Höller](/person/dr-simone-hoeller) von [307 Production](/company/307-production) zum Interview, die mit dem Inselkrimi ihre fruchtbare Zusammenarbeit mit Autor [Holger Karsten Schmidt](/person/holger-karsten-schmidt) („Ramstein - Das durchstoßene Herz“, „Lost in Fuseta“) fortsetzt.

 **Wie kam „Morden auf Öd“ zustande? Gab es eine Projekt-Ausschreibung, gingen Sie mit einer Idee auf den Sender zu oder hat RTL konkret nach Holger Karsten Schmidt verlangt?**

Tatsächlich gab es schon länger den Wunsch des Senders, mit Holger Kasten Schmidt etwas zu entwickeln. Als sich diese Möglichkeit konkretisiert hat, war irgendwie klar, dass wir das gemeinsam machen. Holger hatte unter dem Titel „Öd“ auf 5 Seiten eine wunderschöne Idee niedergeschrieben. Man merkt sofort, wenn er richtig Lust auf etwas hat. Es war im Grunde nicht anders als damals bei „Lost in Fuseta“. RTL war auch sofort mutig genug, sich auf die Erzählweise, den Ton - das ist ja alles bewusst anders gedacht - einzulassen.

**Was meinen Sie mit „anders gedacht“?**

„Morden auf Öd“ hebt sich durch ein sehr komplexes Figurenensemble in einer abgeschlossenen, fast surreal wirkenden Welt, die in dieser Reduziertheit eine enorme Fallhöhe schafft, spürbar von anderen Krimireihen ab. Auf engstem Raum werden hier existenzielle Themen verhandelt wie Loyalität, Schuld und Täuschung oder das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Holger bekommt das mit einem Augenzwinkern ohne jeden Zynismus, aber mit einer großen erzählerischen Klarheit hin. Wir haben keine klassische Krimi-Struktur, bei der man einfach miträtselt, wer der Mörder ist. Wir haben es mit Figuren zu tun, die nicht auf den ersten Blick einzuordnen sind. Sie sind ambivalent, brüchig und dadurch extrem lebendig.

**Wurden von RTL über das Crime-Genre hinaus in irgendeiner Form inhaltliche Leitplanken gesetzt?**

Nein, außer dem Wunsch, dass die Geschichten am Meer spielen sollen. Es bestand absolutes Vertrauen in unsere Arbeit und war eine tolle Zusammenarbeit mit der Redaktion, also mit [Greta Gilles](/person/greta-gilles), [Nico Grein](/person/nico-grein) und Fiction-Chef [Hauke Bartel](/person/hauke-bartel). Ich bin sehr dankbar, dass sie Holgers Grundidee und Konzept so treu geblieben sind. Greta kenne ich schon sehr lange. Dass unsere Wege jetzt durch „Morden auf Öd“ wieder zusammengeführt wurden, war eine glückliche Fügung.  Ich möchte auch besonders Anemone Krüzner und Polli Elsner als ausführende Produzentinnen hervorheben.

**Worauf haben Sie bei der Zusammensetzung des Ermittlerduos, das man als harmonisches Gegensatzpaar beschreiben könnte, besonders geachtet?**

Maja Stein und Klaus Hansen sind kein klassisches Ermittlerduo, sie tragen von Anfang an eine Reibung in sich, sie tasten sich ab, provozieren sich, misstrauen einander. Diese Spannung zwischen den beiden ist für mich genauso wichtig wie der Krimiplot. In ihrer Unterschiedlichkeit sind sie aber total ebenbürtig. Klaus Hansen, von Max Hubacher verkörpert, ist ein sehr verschlossener, wortkarger Charakter, der aufgrund eines Ereignisses in seiner Vergangenheit eine Schwermut in sich trägt. Paula Kalenberg steht als Maja Stein vor einer größeren Herausforderung, weil sie durch ihren Undercover-Einsatz zunächst nicht offenbaren darf, dass sie eine taffe Ermittlerin ist und eher naiv auftritt, um diese auf der Insel bestehende verschworene Gemeinschaft zu täuschen. Beide haben einen Bruch in ihrer Figur und entwickeln sich über die beiden Folgen weiter.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/91b97881-5c38-4bf4-9b08-c11a046bab78.jpg) Wet Wet Wet: Paula Kalenberg und Max Hubacher bilden als Maja Stein und Klaus Hansen das neue Ermittlerduo von RTL; Foto: 307 Productions

**Haben Sie im Casting-Prozess mehrere Konstellationen ausprobiert?**

Ja, das haben wir. Beide haben sich in einem großen, sehr sorgfältigen Casting-Prozess durchgesetzt. Man hat direkt gemerkt, dass da etwas ganz Besonderes entsteht. Mit Max habe ich schon bei „Rammstein - Das durchstoßene Herz“ zusammengearbeitet und wusste daher, dass er das mitbringt, was einen Teil des Charakters der Figur Klaus Hansen ausmacht. Von Paula bin ich schon lange ein Fan. Dass zwischen den beiden die Chemie so gut stimmte, hat mich sehr gefreut. Die beiden haben ja schließlich nicht nur mich, sondern auch unseren Regisseur [Richard Huber](/person/richard-huber) und auch Holger und die Redaktion voll überzeugt.

**Huber/Schmidt ist natürlich eine hochkarätige Kombi. Gab es da einen Austausch bis in die Drehphase hinein?**

Ja. Auch die beiden waren ein perfect match. Das Verwunderliche ist ja, dass sie hier zum ersten Mal überhaupt zusammengearbeitet haben. Richard hat diesen Stoff genauso durchdrungen wie es Holger gemeint hat und so umgesetzt, dass Holger mit dem Ergebnis sehr glücklich ist. Beide haben ein tiefes gemeinsames Verständnis für Timing, Figuren und Tonalität. Das merkt man in jedem Moment dieser beiden Filme.

**Wo haben Sie Ihren Schauplatz, die fiktive Insel Öd, gefunden?**

Der setzt sich, wie das oft der Fall ist, aus verschiedenen Orten zusammen. Wir haben in Hamburg und Umgebung gedreht und auch auf Fehmarn. Wir haben sehr lange gesucht, um einerseits diese Ödnis und Kargheit, andererseits aber auch einen Sehnsuchtsort zeigen zu können. Einen Sehnsuchtsort, an dem sich große Abgründe auftun.

**Abgründe ist ein gutes Stichwort. Die tun sich im ersten Fall, einer sehr interessant erzählten Good Cop/Bad Cop-Geschichte, auf. Gab es Überlegungen, diese reizvolle Konstellation über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten? Anders gefragt, fiel es nicht schwer, [Detlev Buck](/person/detlev-buck) als korrupten Insel-Cop vom Haken zu lassen?**

Ich verstehe, was Sie meinen. Ehrlich gesagt, gab es diese Überlegungen nicht. Es ist uns auch schwer gefallen, uns von so tollen Schauspielern wie Detlev Buck und [Steffen Münster](/person/steffen-muenster), der seinen Bruder spielt, wieder zu verabschieden. Auch die beiden dänischen Brüder, Kalle Perlmutter und [Klaus Tange](/person/klaus-tange), sind großartig. Aber es war von Anfang an so geplant, es wäre sonst etwas ganz anderes geworden und hätte eher einen seriellen Charakter bekommen. Diese Konstellation aufzulösen, dient ja der Etablierung von Paulas Kalenbergs Figur, das ist ihre Aufgabe.

 ![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/be8668aa-75fc-4179-baea-2b30000b638d.jpg)Sie hätten Legenden werden können: Die Benz-Brothers, gespielt von Detlev Buck und Steffen Münster; Foto: RTL / Manju Sawhney

**Der zweite Film hat den Afghanistan-Krieg als Subthema und fällt, der Thematik angemessen, sehr hart aus, ist das nicht etwas ungewöhnlich für den Sendeplatz?**

RTL hat das in seinen Trailern ja sehr schön betitelt: „Kleine Insel, große Verbrechen.“ Genau das war das Anliegen. Eigentlich ist es ja absurd, dass ausgerechnet an so einem Ort zwei solche Verbrechen aufgedeckt werden. Die zweite Folge war von Anfang an in ihrer Brutalität und ihrer Echtheit so angelegt. Dafür haben wir uns ganz bewusst entschieden. Die Idee zu den Rückblenden auf das tatsächliche Geschehen in Afghanistan ging sogar auf Richard zurück, wenn ich mich richtig erinnere. Für mich lag das nahe, denn es gibt einfach kein Schwarz/Weiß, das zeigt dieser zweite Fall ganz deutlich. Beide Filme sind sehr unterschiedlich, auch das könnte etwas sein, das diese Reihe ausmacht. Ich glaube, dass auf Öd immer etwas Unerwartetes passieren wird, was die Reihe noch mal besonders macht.

**Wenn man Ihre bisherigen Filme betrachtet oder die Arbeiten von Holger Karsten  Schmidt und die von Richard Huber, dann ist es auch nicht ungewöhnlich, dass so dringliche Themen angegangen werden.**

Das freut mich total, wenn Sie das so einschätzen. Die Zusammenarbeit mit Holger geht für mich über das klassische Verhältnis zwischen Produzentin und Autor hinaus. Für mich ist es eine gewachsene Verbindung mit viel gegenseitigem Vertrauen und Respekt, in der man solche Geschichten erzählen kann. Ich bin Holger sehr dankbar, weil er mir schon ganz am Anfang meiner Laufbahn als Fiction-Producerin absolut auf Augenhöhe begegnet ist, obwohl er schon fest etabliert, ein preisgekrönter Autor war. Ich bin damals mit einem Stoffvorschlag auf ihn zugegangen, daraus wurde dann der Film [„Für immer ein Mörder - der Fall Ritter“](/movie/fuer-immer-ein-moerder-der-fall-ritter) mit [Hinnerk Schönemann](/person/hinnerk-schoenemann). Mit Holger zu arbeiten, ist für mich ein echtes Privileg, weil er ein brillanter Geist ist und eine Haltung hat.

**Wie ist die Verabredung mit RTL bezüglich weiterer Filme - wissen Sie schon vor der Ausstrahlung, ob sie weiter machen können?**

Wir sind alle vom Potenzial der Reihe überzeugt. Die Figuren, das Setting, die besondere Tonalität – all das lädt absolut dazu ein, weiterzuerzählen. Wir entwickeln auch schon, das heißt aber noch nicht, dass es auch weitergeht.

**Wäre Holger Karsten Schmidt weiterhin dabei? Er deutete in unserem letzten Interview an, dass er kürzen treten möchte, um sich mehr seinen Romanen zu widmen.**

Ja, Holger ist auf jeden Fall auch weiter dabei. „Morden auf Öd“ ist ein Projekt, an dem er sehr hängt.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/6682b962-3159-413b-96d4-b12edfe0fd9c.jpg) Am 15. April folgt die zweite Folge, „Die Heimsuchung“ mit Sophie Lutz und Paula Kalenberg; Foto: RTL / Manju Sawhney

**Aktuell arbeiten Sie ja schon am dritten „Lost in Fuseta“-Zweiteiler. Wie ist hier der  Stand?**

Das ist auch ein absolutes Herzensprojekt von Holger und mir. Wir haben Ende März an der Algarve mit den Dreharbeiten zur Verfilmung des dritten Romans, „Weiße Fracht“ für die [ARD Degeto Film](/company/degeto-film) begonnen.

**Das ist es auch von der ARD Degeto Film, wie uns [Christopher Pellander](/person/christoph-pellander) [versicherte](https://www.blickpunktfilm.de/tv/whats-up-ard-degeto-christoph-pellander-ich-empfehle-die-perspektive-komplett-zu-aendern-ce2669a8390424dd69e6f838cb0780ba). Er nannte „Lost in Fuseta“ als Paradebeispiel dafür, wie man das Crime-Genre relevanter machen kann.**

Das ist auch eine super Zusammenarbeit mit der ARD Degeto Film, wir werden sehr von Christoph Pellander und Niklas Wirth unterstützt. Das Gespann um [Jan Krauter](/person/jan-krauter) als Asperger-Autist und seinen Kolleg:innen [Eva Meckbach](/person/eva-meckbach) und [Daniel Christensen](/person/daniel-christensen) ist einfach fantastisch. Es ist eine Freude, zu sehen, wie die drei zusammengewachsen sind und welchen Spaß sie an ihren Figuren haben – das spürt man am Set und hoffentlich auch später im Film. Mit Regisseur [Felix Herzogenrath](/person/felix-herzogenrath) und meiner Kollegin Cara Wiemann habe ich erneut ein Team an meiner Seite, mit dem das Arbeiten einfach große Freude macht.

**Welche weiteren 307-Projekte stehen an?**

Wir bereiten gerade die Filme 3 und 4 der neuen Reihe „Zwei Frauen für alle Felle“ vor. Die beiden ersten Filme sind letztes Jahr für [MDR](/company/mitteldeutscher-rundfunk-mdr) und ARD Degeto Film entstanden. Im Mittelpunkt stehen zwei Tierärztinnen in Naumburg, gespielt von [Bettina Zimmermann](/person/bettina-zimmermann) und [Meriel Hinsching](/person/meriel-hinsching). Das ist eine warmherzige Familienkomödie für den Freitagabend im Ersten und die [ARD](/company/ard-gemeinschaftsprogramm-erstes-deutsches-fernsehen)-Mediathek, inszeniert von [Stefan Bühling](/person/stefan-buehling) nach den Drehbüchern von [Anja Flade-Kruse](/person/anja-flade-kruse). Die neuen Bücher schreiben ebenfalls Anja und [Antonia Rothe-Liermann](/person/antonia-rothe-liermann). Ausführende Produzentin ist [Josefine Bohlken](/person/josefine-marie-bohlken).

**Ein großer Vertrauensbeweis, wenn Sie vor der Ausstrahlung der ersten beiden, schon die Filme drei und vier drehen können.**

Ja, darüber sind wir auch sehr glücklich. Die ersten beiden werden im Herbst ausgestrahlt. Bereits im Spätsommer steht eine große High End Serie an - ein sehr ambitioniertes Projekt und ein Thema, das viele Menschen berühren wird. Mehr darf ich an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten. Außerdem geht es im Herbst weiter mit einem weiteren Film der „Anfänger“-Reihe, ebenfalls für die ARD Degeto Film und die ARD-Mediathek, mit [Andrea Sawatzki](/person/andrea-sawatzki) und [Christian Berkel](/person/christian-berkel) in den Hauptrollen. Wir haben in den letzten beiden Jahren zwei sehr schöne Filme unter der Regie von [Hans Hofer](/person/hans-hofer) und Stefan Bühling produziert, die jeweils eine eigene Handschrift, eine individuelle Tonalität und eine sehr eigene Humorfarbe haben. Andrea und Christian können darin auf ihre ganz eigene Weise brillieren. Wir freuen uns sehr mit dem starken Rückhalt von [Stefan Kruppa](/person/stefan-kruppa) und Christoph Pellander hier außergewöhnliche Prämissen nach den Büchern von [Christian Jeltsch](/person/christian-jeltsch), [David Ungureit](/person/david-ungureit) und [Marc Terjung](/person/marc-terjung) umsetzen zu dürfen. Vor der Ausstrahlung werden die Filme vermutlich noch auf dem einen oder anderen Festival zu sehen sein.

**„Lost In Fuseta“, die „Anfänger“-Filme, hoffentlich „Morden auf Öd“ und der wunderbare Titel „Zwei Frauen für alle Felle“ birgt auch Potential - Sie scheinen mit 307 Production sehr Richtung möglicher Marken, IPs zu schielen.**

Ja, starke Marken sind ein Teil unserer Strategie. Allerdings möchte ich mich nicht auf einen so klar definierten Schwerpunkt festlegen. Mein Herz schlägt für starke Geschichten. Das kann eine kluge, unterhaltsame Familienkomödie sein, ein anspruchsvoller Krimi, eine hochrelevante High End Serie oder ein Kinostoff, der mich emotional berührt. Mir ist es wichtig, dass wir als Firma beweglich bleiben, kreativ und neugierig, und auch mutig genug, ungewöhnliche Wege zu gehen. Entscheidend ist für mich nicht das Format, sondern die Haltung, mit der wir etwas erzählen und die Leidenschaft, mit der wir das machen. Wir suchen aktiv nach starken Inspirationen und Partnern und nach neuen Herausforderungen. Vor allem aber setzen wir auf langfristige Partnerschaften mit Autor:innen, Regisseur:innen und Auftraggebern. Eine Sache ist mir dabei wichtig zu betonen: Ohne ein starkes Team an meiner Seite wären all diese Produktionen nicht denkbar.

Das Interview führte Frank Heine

„Ambivalent, brüchig, extrem lebendig“ - Simone Höller zu „Morden auf Öd“