Blickpunkt:Film

Mit ihrer Firma [Relevant Film](/company/relevant-film-produktionsgesellschaft) hat [Heike Wiehle-Timm](/person/heike-wiehle-timm) das [ARD](/company/ard-gemeinschaftsprogramm-erstes-deutsches-fernsehen)-Angebot um eine neue Krimireihe bereichert. „Tod in der Bucht – Ein Kreta-Krimi“, im Auftrag der [Degeto](/company/degeto-film) entstanden, startet am 4. März in der Mediathek und am 6. März um 20.15 Uhr im Ersten. 

**Wie sind sie zum Film gekommen?**

Kopfüber, mit einem Sprung ins kalte Wasser. Nach etlichen Jahren als Dramaturgin an großen deutschen Theatern wollte ich wissen, ob meine Ideen aus dem subventionierten Surrounding der Bühnenstoffe herauszulösen sind und ob sie inhaltlich und wirtschaftlich für ein breiteres Kino-und Fernsehpublikum attraktiv sein werden. Verbunden mit der Frage, ob es selbstbestimmt möglich ist, Partner:innen für  meine Ideen zu finden? In der Nachbetrachtung würde ich sagen, es hat geklappt.

**An welche Erfahrung mit der Branche erinnern Sie sich besonders gern?**

Die schönsten Momente sind die, wenn alles in einen guten Flow gerät. Wenn Regie, Kamera, Szenenbild, Kostüm und Ton, die Schauspieler:innen, sowie das gesamte Team kooperieren, so dass die Drehbuchtexte Kraft durch Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit bekommen und Magie entsteht. Aber auch die erste Schnittsichtung ist für mich immer wieder ein großer Moment.

**Was hat Sie zuletzt besonders geärgert?**

Die Ungerechtigkeiten und Kriege dieser Welt, Populismus, Verdummung, Ignoranz gegenüber den wichtigen Themen unserer Zeit und meine eigenen Fehler.

**Der wichtigste Film in Ihrem Leben?**

Schwierige Frage. Aber [„1900“](/movie/1900) von [Bertolucci](/person/bernardo-bertolucci) war elektrisierend in seiner Verbindung zwischen ambivalenter Freundschaft und politischer Haltung, [Woody Allens](/person/woody-allen)  [„Stadtneurotiker“](/movie/der-stadtneurotiker) war bahnbrechend mit seinem intellektuellen Humor, [Ingmar Bergmans](/person/ingmar-bergman) Filme eine Offenbarung in Hinblick auf existentialistische Themen. Mit [Margarethe von Trotta](/person/margarethe-von-trotta) und [Doris Dörrie](/person/doris-doerrie) wurden dann endlich die Regiearbeiten der Frauen sichtbar. Ihre Filme sind und wurden zu wichtigen Impulsgebern.

**Was ist ihr prägendes TV-Erlebnis?**

Als Initialzündung und Gamechanger [„Acht Stunden sind kein Tag“](/tvshow/acht-stunden-sind-kein-tag_0) von [R.W. Fassbinder](/person/rainer-werner-fassbinder). Das war neu, so unverkrampft, politisch, direkt. Die Serie hat mich regelrecht umgehauen, denn so etwas hatte ich im deutschen Fernsehen noch nicht gesehen. Heute sind die Ausstrahlungen der eigenen Filme immer wieder prägend. Der Kreta-Krimi „Tod in der Bucht“ ist mir wahnsinnig wichtig, denn ich kenne die griechische Insel seit Jahren mit all ihren Sonnen- und Schattenseiten und habe dort die Grundidee entwickelt. Nun hoffe ich sehr, dass das Publikum dieses neue Krimiformat annimmt.

**Ihre momentane Filmempfehlung?**

[„Emilia Perez“](/movie/emilia-perez) bringt mit unglaublicher Wucht etwas Neues in die Welt. Ganz anders, aber nicht weniger empfehlenswert ist [„Die Saat des heiligen Feigenbaums“](/movie/the-seed-of-the-sacred-fig) mit einem kaum aufzulösenden Konflikt. Beide Filme sind starkes Kino at its best.

**Was würden Sie im Kino/Film-/TV-Markt gern ändern?**

Dass wir uns insgesamt mehr zutrauen, mit Mut zum Scheitern. Dass uns der Humor nicht ausgeht. Für unsere Geschichten wünsche ich mir überraschendere, komödiantischere, politischere, romantischere und direktere Erzählungen.

SIEBEN FRAGEN AN: Heike Wiehle-Timm