Blickpunkt:Film

Wie schlagen Sie sich während der Corona-Krise? Blickpunkt:Film hört sich um und befragt Mitglieder der Kino- und Filmbranche, mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert werden. Hier berichtet [Annette Köster](/person/annette-koester), freie Creative Producerin.


Wie behaupten Sie sich in der Corona-Krise?


Wirtschaftlich geht es mir im Moment noch gut. Als freiberufliche Creative Producerin habe ich keine Angestellten und arbeite generell vom häuslichen Arbeitsplatz aus, insofern habe ich glücklicherweise keine so hohen laufenden Kosten wie viele andere Producer und kreative Produzenten. Ich habe letztes Jahr drei Fernsehfilme betreut, die realisiert wurden - damit hatte ich gut zu tun und habe entsprechend verdient. Zwei dieser Projekte sind derzeit noch in der Postproduktion, momentan lebe ich von den letzten Rechnungen und Rücklagen aus dem vergangenen Jahr. Unterstützung durch den Rettungsschirm habe ich nicht beantragt, da meine derzeitige Situation durch meine Rücklagen nicht existenzbedrohlich ist. Sollten die geplanten Drehs in diesem Jahr gar nicht mehr stattfinden, könnte sich das ändern, aber für den Notfall stelle ich mich darauf ein, eine Weile in branchenfremden Tätigkeiten zu arbeiten. Eine eigentlich für dieses Jahr geplante größere Anschaffung habe ich bereits um 1-2 Jahre zurückgestellt. Ansonsten versuche ich wie alle anderen, gesund zu bleiben, regelmäßig an die frische Luft zu gehen, mich gesund zu ernähren, mit Freunden und Familie auch aus der Ferne in engem Kontakt zu bleiben und die Zeit irgendwie sinnvoll zu nutzen. Meine eigentliche Arbeit als Creative Producer ist momentan sehr runter gefahren, es gibt für mich gerade kaum telefonische Besprechungen und nur sehr wenige dringende Aufgaben.


Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie zu kämpfen?


In den vergangenen Jahren habe ich die Zeit zwischen Projekten immer für die Entwicklung neuer Ideen genutzt: für Recherchen, die Lektüre von Zeitungen und Magazinen, für ein kreatives Rumstöbern ohne Zeitdruck, was mir immer viel Spaß macht und oft zu konkreten neuen Projekten führt. Normalerweise liebe ich diese Zeiten, in denen ich der eigenen Neugier folgen und mich mit neuen Themen beschäftigen kann, bis sich dann plötzlich, scheinbar aus dem Nichts heraus eine Idee für ein neues Projekt formt. Nun ist die Branche gerade ausgebremst, es wäre eigentlich viel Zeit dafür, Ideen zu entwickeln und zu Papier zu bringen. Aber die Corona-Krise, die Entwicklungen in Deutschland, Europa und der ganzen Welt, der ständige Stream aus wirklich gravierenden Nachrichten im Halbstundentakt schiebt sich gerade vor alle anderen Themen. Es fällt mir momentan sehr schwer, das alles abzuschütteln und die Gedanken frei in Richtung neuer Geschichten schweifen zu lassen. Zudem mache ich mir innerhalb unserer Branche vor allem um die kleineren und mittleren Produktionsfirmen Sorgen, die mit viel Herzblut und Engagement unsere reichhaltige und besondere Fernsehfilmkultur in Deutschland prägen. Die nicht planen können, wann und wie Drehs realisiert oder (bei Drehstopp)...

Corona und die Branche: Annette Köster, freie Creative Producerin