Blickpunkt:Film

[Christian](/person/christian-beetz) und [Reinhardt Beetz](/person/reinhardt-beetz) sind die Geschäftsführer von [beetz brothers film production](/company/gebrueder-beetz-filmproduktion) und sehen die Nominierung beim Fernsehpreis als etwas ganz Besonderes an. Die Veranstaltung könnte laut ihnen auch genutzt werden, um über die Zukunft der Branche zu sprechen. 


**Was bedeutet Ihnen die Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis und wie beurteilen Sie die aktuellen Herausforderungen im deutschen Produktionsmarkt?**

In diesem Falle ist die Nominierung zum Deutschen Fernsehpreis ein ganz beson­derer Moment. Die Nominierung reicht weit über Deutschlands Grenzen hinaus, da sie auch ein humanistisches Signal des Fernsehpreises in die Welt sendet. Unsere Dokumentation „Hamas-Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-Raves“ haben wir zwei Tage nach dem grausa­men und zutiefst schockierenden Über­fall auf Zivilisten in Israel auf den Weg ge­bracht. In den digitalen Medien wütete bereits der Krieg der Bilder. So nutzen die Terroristen der Hamas ganz gezielt das Videoportal TikTok, um ihre Mordtaten umzudefinieren. 

Aus Empathie mit den Opfern mussten wir unserer Sprachlosigkeit über diese verabscheuungswürdige Gewalt an meist jungen, tanzenden Men­schen etwas entgegensetzen. Das Ein­zige, was wir in solch einem Fall können, ist eine Kamera in die Hand zu nehmen und Menschen in ihrem Trauma eine Stimme zu geben. Es gibt jedoch noch eine weitere Komponente, die uns hinse­hen ließ und diesen Blick mit möglichst vielen Menschen zu teilen: „Nie wieder!“ Nie wieder dürfen wir als Deutsche weg­schauen, wenn Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Hautfarbe oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe gefoltert und umgebracht werden – und erst recht, wenn es sich um das jüdische Volk handelt.

Darin liegt für uns die Kraft des Fil­memachens und des Dokumentierens der Wirklichkeit. Und wer uns hier eine „Bias“ vorwerfen möchte, der schaue sich unsere Dokumentarfilme „Gaza – Leben an der Grenze“ oder „Im Schatten von Beirut – Hoffen auf ein Wunder“ an. Zurzeit be­schäftigen wir uns mit den Kriegsverbre­chen der israelischen Armee und ihren Verantwortlichen an Zivilisten, und auf [arte](/company/arte-deutschland) kommt Anfang Oktober Dialog in Nahost, in dem sich die Hinterbliebenen beider Seite des Gaza­-Israels-Konfliktes begegnen und um eine friedvolle Zukunft ringen. Als Dokumentarfilmer haben wir unseren Blick schon lange auf die Opfer politischer und struktureller Gewalt ge­richtet und werden dies auch weiterhin tun. Doch dafür brauchen wir auch das Fernsehen und die Streamer.

Wo wir schon beim Marktplatz sind, auf dem man noch sozial­politische Stoffe sehen kann, die den Menschen ins Zentrum alles Geschehens stellen. Auf dem Marktplatz hat sich eine grundsätzli­che Verschiebung in den letzten Jahren aufgetan und man hat das Gefühl, dass nun die tektonischen medialen Plattfor­men auseinanderbrechen. Die Plattfor­men – egal wie sie sich nennen – verdin­gen sich immer mehr der Kommerzialität, der Lust am Wegschauen, dem Tanz auf dem Vulkan. Es gleicht einem Rausch im Nebel der Klicks und Zahlen, dem Tanz des Untergangs. 

Es wird Zeit, dass wir in der Branche wieder darüber sprechen, was wir hier als Filmemacher vor und hinter der Kamera eigentlich machen und warum wir es machen. Was wollen wir aus unserem (Berufs­-)Leben machen und in was für einer (medialen) Welt wollen wir eigentlich leben? Dies sind jedoch Fragen, die über den Deutschen Fernseh­preis hinausgehen, jedoch wäre dieses Fest ein geeigneter Ort und Anlass, dieses Gespräch wieder zu führen. Wir freuen uns auf den Austausch mit all den wunderbaren Kolleg:innen beim Deutschen Fernsehpreis 2024 und möch­ten allen danken, wie in Deutschland dem ZDF und arte, die diesen Film sichtbar gemacht haben.

Die Produzenten Christian und Reinhardt Beetz zur Nominierung von „Hamas­ Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-­Raves“

Christian Beetz (links) und Reinhardt Beetz (rechts): „Es wird Zeit, dass wir in der Branche wieder darüber sprechen, was wir hier als Filmemacher vor und hinter der Kamera eigentlich machen.“

Die Produzenten Christian und Reinhardt Beetz zur Nominierung von „Hamas­ Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-­Raves“

Die Produzenten Christian und Reinhardt Beetz zur Nominierung von „Hamas Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-Raves“