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Und wieder ein neuer Film mit [Tom Hanks](/person/tom-hanks), der nur als Stream zu sehen ist. Das Endzeit-Roadmovie ["Finch"](/movie/finch) von [Miguel Sapochnik](/person/miguel-sapochnik) über einen Mann, seinen Roboter und einen Hund auf der Reise durch ein postapokalpytisches Amerika startet heute bei Apple TV+. Lesen Sie hier unsere Besprechung.


Das letzte Mal, als sich Tom Hanks als einziger Mensch auf weiter Flur durchschlagen musste, hatte er nur einen Volleyball namens Wilson, der ihm Gesellschaft leisten konnte, vor 21 ­Jahren in "Verschollen - Cast Away". In "Finch" hat er nun einen Hund und einen Roboter namens Jeff an seiner Seite. Was im Grunde eine Verbesserung wäre, wenn Hanks hier als Titelfigur nicht einer der letzten Menschen wäre in einer Welt nach der Apokalypse, nach dem Klimakollaps, wo man es keine fünf Minuten in der prallen Sonne aushält, ohne wie ein Spiegelei geschmort zu werden, und verheerende Sandstürme jeden Ausflug nach draußen zu einem Überlebenskampf werden lassen. Weil er ein begnadeter Ingenieur ist, ist Finch bisher gut über die Runden gekommen in St. Louis, mit einer strengen Routine. "American Pie" von Don McLean hört man zu Beginn (zum zweiten Mal in einem Film in diesem Jahr nach ["Black Widow"](/movie/black-widow)). "This will be the day I die", singt Hanks mit und setzt kurz darauf den Plan in die Tat um, seine sichere Basis hinter sich zu lassen und sich den Weg im umgebauten Wohnwagen Richtung San Francisco zu bahnen. Dort hat er eine leise Hoffnung, vielleicht seine Tochter anzutreffen, sollte sie zu den wenigen Menschen gehören, die noch am Leben sind.


Vor allem aber nutzt Finch, von Hanks in seiner ganz eigenen und unvergleichlichen Art als Inbegriff des anständigen, gütigen Mannes gespielt, angetrieben von Vernunft und der Sehnsucht nach Verbindung, den Reiseweg, um den Roboter Jeff zu unterrichten und hoffentlich zu einem, naja, guten Menschen zu machen. An diverse Filme muss man denken, aber am nächsten dran ist Miguel Sapochniks erster Film seit mehr als zehn Jahren an Pixars "[WALL-E](/movie/walle-der-letzte-raeumt-die-erde-auf)", nur dass der einsame Held hier nicht der Roboter selbst, sondern sein Herr ist: Der sonnendurchflutete Look und der tiefempfundene Humanismus erinnern indes sehr an den Klassiker von Andrew Stanton. Schnell schon vergisst man etwaige Vorbilder, was nicht zuletzt das Verdienst von [Caleb Landry Jones](/person/caleb-landry-jones) ist.


Der gerne auch schwer durchgeknallte Schauspieler, der in Cannes für seine Leistung in ["Nitram"](/movie/nitram) eine Palme als bester Schauspieler gewinnen konnte, ist nie zu sehen, aber seine Stimme erfüllt Jeff mit so viel Eigenleben, dass man ihn unbedingt akzeptiert als ebenbürtigen Protagonisten, und "Finch" funktioniert als Vater-Sohn-Geschichte der etwas anderen Art. Ein bisschen Action zwischendurch sorgt für Kurzweil und Tempo, wenn der unkonventionelle Tross auf andere Menschen stößt. Aber vor allem geht es dem Film um seine simple humanistische Botschaft. Wenn der Wohnwagen dann angekommen ist am Monument Valley, Schauplatz der größten Western von John Ford, und sich die Handlungselemente zusammenfügen, ist man unweigerlich gerührt. Und bedauert nur, dass der Film nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im Kino läuft. Universal hat ihn an Apple TV+ verkauft.


Thomas Schultze

"Finch" mit Tom Hanks