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Mit [Ana de Armas](/person/ana-de-armas) in der Hauptrolle zeigt sich das „John Wick“-Spin-Off als konsequente Fortsetzung und Steigerung der Reihe.


Wenn es im Spin-Off der „John Wick“-Reihe „Ballerina" heißt, Protagonistin Eve kämpfe wie ein Mädchen, dann ist das in keiner Weise herabwürdigend gemeint, sondern vielmehr als ehrfurchtsvolle Anerkennung. Denn die von Ana de Armas verkörperte Heldin zerlegt in der Inszenierung von Regisseur Len Wiseman überwiegend männliche Kontrahenten nach allen Regeln einer mit Ballett-Finesse angereicherten Kämpferinnen-Kunst. Die theatralische Steigerung körperlicher Auseinandersetzung ist ja quasi das Betriebsprogramm der „John Wick“-Filme und seines Schöpfers, des Regisseurs und Produzenten Chad Stahelski. 

In den vorangegangenen vier Teilen der Serie war es der unnachahmliche Keanu Reeves,
der als traumatisierter Ex-Killer Rache an der Unterwelt nimmt. Stahelski etablierte mit der Reihe ein radikal klares, hyperstilisiertes Actionkino im Neo-Noir-Look, in satten Farben und kontrastreicher Beleuchtung. Die monumentale, stylische Anmutung gepaart mit ins Absurde gesteigerter Nahkampf und „Gun Fu“-Choreografie brachte dabei nicht nur Anerkennung bei Freunden der gepflegten Haudrauf-Unterhaltung, sondern durchaus auch bei Cineasten. 

„[Ballerina](/movie/ballerina_0)“ ist in dieser Hinsicht die konsequente Fortsetzung und Steigerung der mystischen Action-Saga, in der stets seltsame Schattenorganisationen die Geschicke der Welt bestimmen und miteinander konkurrieren. Protagonistin Eve findet in einer dieser obskuren Vereinigungen, der Ruska-Roma Halt, nachdem ihr Vater vor den Augen des jungen Mädchens ermordet wird. Unausgesetzter Drill einer Ballett-Ausbildung und die Einweisung in die „Kunst des Tötens“ lassen die Heldin zu einer allseits gefürchteten Rächerin und Killermaschine werden, die es sich in den Kopf gesetzt hat, mit allen Verantwortlichen am Mord ihres Vaters gnadenlos abzurechnen. 

Gegen den ambitionierten Racheplan formieren sich freilich schlagfertige Kräfte: die ihrer
Gegner, aber auch im eigenen Lager. Anjelica Huston macht dabei in ihrer Rolle als „The Chancellor“ mächtig Eindruck. Sie will einen allzu offenen Krieg mit der Killerarmee-Konkurrenz, angeführt von einem maliziösen Guru verkörpert von Gabriel Byrne, verhindern. Doch die Hauptfigur hat sich längst zu einer „loose cannon“ entwickelt und wütet gnadenlos die vorgeblichen diplomatischen Gepflogenheiten zwischen den Untergrundorganisationen nieder. 

Die Spielarten der Rache sind äußerst vielgestaltig, die Waffenwahl der weiblichen Rächerin
kreativ: mithilfe von Schlittschuhen, Samurai-Schwertern, Äxten, Flammenwerfern und etlichen Kalibern richtet Eve ihre Gegenspieler zu Grunde. Eine mitunter recht zynische Gewaltorgie an den Schauplätzen New York, Prag und schließlich – auf dem Höhepunkt – in der malerischen österreichischen Marktgemeinde Hallstatt. Die Flammen im Schnee, mit denen die Protagonistin den Verantwortlichen am Mord ihres Vaters zu Leibe rückt, dürften sich eine Weile ins Zuschauergedächtnis einbrennen. 

Die hochartifizielle filmische Performance und Feier der rein visuellen Form ist klassischen Fragestellungen von Moral und Ethik enthoben. Keanu Reeves legt mit Zen-gleicher Ausstrahlung auf dem Höhepunkt nur wenig mehr als einen Gastauftritt hin. Im Duo mit Ana De Armas zeigen beide athletische Hochform und Stunt-Qualitäten, die für das Actionkino Maßstäbe setzen werden. „Ballerina“ ist ein betörendes Action-Ballett: formbewusst, rhythmisch und stylisch inszeniert.

*Chris Schinke*

REVIEW KINO: „From the World of John Wick: Ballerina“