Blickpunkt:Film

Kino

Die geringe Risikobereitschaft der US-Studios und die Frustration der Künstler über Hollywoods Einheitsbrei, gepaart mit Europas Steueranreizen, bieten europäischen Unternehmen Chancen für Investitionen in unabhängige US-Projekte und internationale Koproduktionen.
Das Fazit der Podiumsdiskussion „Hollywood in Europe“ beim Zurich Summit war klar: Stars wie [Angelina Jolie](/person/angelina-jolie) und [Kristen Stewart](/person/kristen-stewart) wollen ihre künstlerische Freiheit bewahren und suchen Partner für unabhängige Projekte. Christian Vesper, CEO von [Fremantle](/company/fremantle-media-ltd), hob den Vorteil von Firstlook-Verträgen hervor, wie den mit [Fabula](/company/fabula-film), der Produktionsfirma von [Pablo Larraín](/person/pablo-larrain) und [Juan de Dios Larraín](/person/juan-de-dios-larrain), aus dem das Callas-Biopic „Maria“ entstand – ein Gewinn für beide Seiten.
Die Strategie seiner Firma fasste er mit den Worten zusammen: „Wir wollen Geld machen, uns ist aber nicht egal, wie.“ Die Stoffe müssten nicht nur gut und originell sein, ergänzte [Vincent Maraval](/person/vincent-maraval), CEO von Goodfellas / The Veterans. Die Produzenten und Finanziers müssten an ihre Geschichten glauben und sie kompromisslos erzählen – auch dann, wenn viele in der Industrie abraten, dass bestimmte Konzepte niemals aufgehen. [„Emilia Pérez“](/movie/emilia-perez) hätte er gegen alle Warnungen weiterentwickelt. Gedreht wurde der Film von [Jacques Audiard](/person/jacques-audiard) in Mexiko und Paris. Zuvor hatte er bereits dessen [„The Sisters Brothers“](/movie/the-sisters-brothers) produziert. Mit dem Dreh der ureigenen amerikanischen Geschichte ging er nach Spanien. Amerikanische Stars wie [Zoe Saldaña ](/person/zoe-saldana)seien bereit, für gute Geschichten überall auf der Welt zu arbeiten, so Maraval.
Der Markt werde durchlässiger, bestätigte auch [Martin Bachmann](/person/martin-bachmann_1), Vorstand [Constantin Film](/company/constantin-film-ag). Roland Emmerich musste in den 1980-ern nach Hollywood umziehen, um seine Filmträume zu verwirklichen. Dies sei nicht mehr notwendig. Eine besondere Stärke der Constantin sei die Aufbereitung historischer Ereignisse für Leinwand und Fernsehen, wobei bei der Entwicklung eines Projektes immer im Fokus stehe, warum es im Kino starten müsse oder ob es auf dem Bildschirm besser aufgehoben sei. Auf verschiedenen Märkten kann dies auch unterschiedlich sein. So konzipierte die Constantin „[September 5](/movie/september-5)“ für die Kinoauswertung in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Paramount kaufte die Rechte an [Tim Fehlbaums](/person/tim-fehlbaum) Drama für die anderen Territorien und wollte ihn ursprünglich nur auf der eigenen Plattform herausbringen. Nach der erfolgreichen Premiere in Venedig wird der Film, der bereits für den Oscar gehandelt wird, auch in den US-Kinos starten. 
Die Streamingdienste und deren weltweite Suche nach Content hätten neben den hohen Kosten in den USA dazu beigetragen, europäische Unternehmen zu globalen Playern zu machen, so Vincent Maraval. Unabhängige US-Produzenten suchten händeringend Partner in Europa. Zweiter wichtiger Faktor für den Aufschwung seien die Steueranreizmodelle in vielen europäischen Ländern. 
 [Karl Spoerri](/person/karl-spoerri), Co-Founder & Managing Director Zurich Avenue, wird mit dem Dreh des neuen Films von Anton Corbijn nach Prag gehen, da die Produktion in der Schweiz sehr teuer sei und die Unterstützung verbesserungswürdig. Martin Bachmann konnte sich dem für den deutschen Markt nur anschließen. „Wir hoffen, dass wir bald wieder ein attraktives Steueranreizmodell haben und die Amerikaner zurückkommen.“


Hollywood trifft Alpen: Neue Chancen für den DACH-Raum