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Zeitgeistkomödie

REVIEW KINO: „Alter weißer Mann“ von Simon Verhoeven

„Willkommen bei den Hartmanns“-Regisseur Simon Verhoeven führt in der Komödie mit Jan Josef Liefers als Titelheld pointenreich und provokant auf vermintes Gesellschaftsgelände. Sie startet am 31. Oktober in den Kinos. Hier lesen Sie wie die neuerliche Zusammenarbeit von Verhoeven mit Wiedemann &Berg geworden ist.

Chris Schinke22.10.2024 18:00
Alter weißer Mann
Jan Josef Liefers als „Alter weißer Mann“ Leonine

Wer wie Protagonist Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers) im Alter von 60 Jahren, nach einer durchzechten Partynacht auf einer Verkehrsinsel in einem Berliner Szenebezirk erwacht, der hat entweder im Leben etwas ziemlich falsch gemacht oder aber verdammt richtig. So ein vollgedröhnter Schädel kann nämlich auch heilsam im Sinne einer längst überfälligen Perspektiverweiterung sein. Heinz – Inbegriff des mittleren Management-Typus – will in Simon Verhoevens neuer Gesellschaftskomödie „Alter weißer Mann“ eigentlich alles richtig machen und tappt dabei doch wie so viele seiner Zeitgenossen zuverlässig in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Der Titel des Films gibt die Richtung vor. Auf der Skala der alten-weißen-Mannwerdung schreitet Heinz zielstrebig voran. Vor 15 Jahren hätte Heinz mit seinen Herrenwitzchen eben noch im gesellschaftlichen Normbereich gelegen, mittlerweile sitzt ihm im Büro allerdings eine Unternehmensberatung samt Diversity Beraterin (Yun Huang) und Technology Consultant (Elyas M’Barek) im Nacken, die Heinz‘ Ungefiltertheit tendenziell als Marktnachteil begreifen. Ungut, denn Heinz hat eigentlich noch einen großen finalen Karrieresprung in den Vorstand des Telekommunikationsunternehmens vor. In Zeiten mit Themenschwerpunkten wie Diversity, Migration, Genderfragen und künstlicher Intelligenz erweist sich Heinz jedoch in etwa so innovations- und zukunftstauglich wie das notorische Faxgerät auf deutschen Mittelstandsfluren. Eine Chance sich zu beweisen bleibt Heinz jedoch: sein an sämtliche Verhältnisse geschmeidig angepasster Chef (Michael Maertens) legt seinem Untergebenem nahe, ein großes, inklusives Festessen zu veranstalten, im Kreise seiner Lieben, Weggefährten und Kritiker. Dies führt vorhersehbar zur totalen Eskalation.

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