Blickpunkt:Film

Kino

Zur Filmkunstmesse Leipzig haben wir deutschlandweit Kinobetreiber gebeten, ihr bisheriges Arthouse-Kinojahr zu reflektieren und einen Ausblick zu geben. Hier lesen Sie die Einschätzung vom Kinobetreiber des Appollo Kinos Aachen, Sven Ollig.

**Wie zufrieden sind Sie bis jetzt mit dem Arthouse-Kinojahr 2024?**

Das erste Quartal mit Hits wie [„The Zone of Interest“](/movie/the-zone-of-interest), [„Perfect Days“](/movie/perfect-days) und [„Poor Things“](/movie/poor-things_8) ließen auf ein außergewöhnlich gutes Jahr hoffen. Doch seit dem zweiten Quartal hat sich wieder einmal gezeigt, dass es immer schwieriger wird, Arthousehits ohne Festivalschub und abseits der Awards Season, in Deutschland ins Kino zu bringen. Nichtsdestotrotz gab es mit [„Zwei zu Eins“](/movie/zwei-zu-eins) einen klaren Sommerlichtblick, der aufgezeigt hat, dass Arthouse nicht totzukriegen ist. So konnten wir bis zum jetzigen Zeitpunkt unsere Besucherzahlen im Vergleich zum letzten Jahr um etwa 15 % steigern und hoffen mit einem starken letzten Quartal an das Vor-Corona-Niveau anknüpfen zu können.

**Was verspricht das Arthouse-Programm für den Herbst und Winter? Worauf setzen Sie? Wie sind insofern Ihre Erwartungen für das Restjahr?**

Der neue Film von Pedro Almodóvar [„The Room Next Door“](/movie/la-habitacion-de-al-lado) und Nora Fingscheidts [„The Outrun“](/movie/the-outrun) sind die beiden Arthousefilme, denen ich die größten Besucherzahlen zutraue. Auch Tim Fehlbaums [„September 5“](/movie/september-5) und Andreas Dresens [„In Liebe, eure Hilde“](/movie/in-liebe-eure-hilde) sind Filme mit hohem Besucherpotenzial, die das deutsche Kino auch stark präsent halten werden. Persönlich freue ich mich am meisten auf das Cannestrio [„The Substance“](/movie/the-substance-of-fire), [„Anora“](/movie/anora) und [„Emilia Perez“](/movie/emilia-perez), diese Titel werden es jedoch beim Publikum schwieriger haben, befürchte ich. Der deutsche Oscarbeitrag [„Die Saat des heiligen Feigenbaums“](/movie/the-seed-of-the-sacred-fig) ist für mich eine Wild Card, das war mit ähnlichem Starttermin jedoch auch [„Perfect Days“](/movie/perfect-days) vor zwölf Monaten, auch wenn die beiden Filme nicht miteinander zu vergleichen sind. Auch [„Here“](/movie/here_0) von Robert Zemeckis ist für mich eine solche Wild Card. Wichtig wird jedoch auch sein einen soliden Mittelbau an Filmen zu haben, da hoffe ich auf Filme wie „Memory, Münter & Kandinsky“, [„Marianengraben“](/movie/marianengraben) und [„Parthenope“](/movie/parthenope). Daneben wollen wir mit der Französischen Filmwoche weiter an Profil bei den Sonderprogrammen gewinnen, die wir als essenziellen Bestandteil für ein künstlerisch und kommerziell erfolgreiches Arthousekino verstehen.

Sven Ollig: „Arthouse ist nicht totzukriegen“