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Blickpunkt:Film: "Die Rückkehr des Tanzlehrers" ist die einzige nicht-schwedische Mankell-Verfilmung. Wie kam es dazu?

Urs Egger: Geplant war ursprünglich eine Koproduktion zwischen Lisa Film und einer dänischen Firma unter skandinavischer Federführung mit zwei bis drei deutschen Schauspielern. Man wurde sich aber nicht einig, und nach vielen Wirrungen wurde dann eine Übereinkunft erzielt, dass beide Seiten den Stoff unabhängig voneinander verfilmen.

BF: Welchen Reiz übte die Geschichte auf Sie aus?

UE: Natürlich hat mich zuallererst dieser Stefan Lindman interessiert, der jünger ist und nicht so schwer an der Welt trägt wie sein älterer Kollege Wallander. Allerdings wäre Mankell nicht Mankell, wenn nicht auch Lindman leiden würde - und zwar sehr konkret an Zungenkrebs.

"Im Kern ist dies eine Vater-Sohn-Geschichte"

Diese Bedrohung versetzt die Figur in einen ganz besonderen Gemütszustand. Lindman schert sich um nichts, äußerliche Ängste hat er keine mehr, die Angst sitzt drinnen, er hat sie quasi auf der Zunge. Angezogen hat mich auch die Situation zweier Fremder die beide in ein kleines Kaff im Norden reisen: Lindman, der heraus-finden will, wer seinen früheren Kollegen umgebracht hat, und dessen Tochter Veronika Molin, die ihren Vater zu Grabe trägt. Im Kern ist dies eine Vater-Sohn-Geschichte, Lindman muss erkennen, dass sein Mentor nicht der war, den er zu kennen glaubte. Und die Tochter, mit der ihn kurz mehr verbindet als nur die gemeinsame Trauer, erweist sich als der eigentliche Gegner. Und dann ist da natürlich noch Fernando Hereira, der Mörder Molins, eine verlorene Figur auf der Suche nach sich selbst, die im Verlauf der Geschichte immer mehr Empathie erzeugt, und nie wieder ganz nach Hause finden wird.

BF: Es handelt sich um einen durchweg internationalen Film: österreichischer Produzent und Hauptdarsteller, Schweizer Regisseur, deutsche Hauptdarstellerin und weitere hochkarätige Cast-Mitglieder aus Großbritannien, Schweden, Norwegen.

UE: In der Besetzung haben wir versucht, dem Film eine möglichst hohe Authentizität zu geben. Vermeiden wollten wir, dass ausschließlich bekannte deutsche Darsteller durch die Wälder stiefeln und sich als Schweden ausgeben würden, wie dies etwa analog bei den Brunetti- und Pilcher-Reihen der Fall ist. %Tobias Moretti% als Stefan Lindman ist - wie ich finde - ein absoluter Glücksfall. Bei den Rollen von Fernando Hereira, einem nach Südamerika emigrierten deutschen Juden (%Maximilian Schell%), und Veronika Molin, die in Frankfurt lebt, sind die deutschen Besetzungen inhaltlich stimmig. Für alle anderen Rollen wurden skandinavische und englische Schauspieler besetzt, die größtenteils dem deutschen Publikum wenig vertraut sind, aber genau deshalb eine fremde, eigene Atmosphäre erzeugen und - hoffentlich - der Fantasie der Leser Raum geben.

BF: Drehorte waren das österreichische Waldviertel, Wien und Schweden. Wie wichtig ist es heute überhaupt noch, am tatsächlichen Schauplatz der Geschichte zu drehen?

UE: Wichtig ist, das Charakteristische herauszuarbeiten, das wir an den Teichen im Waldviertel genauso gefunden haben wie in Schweden. Für die Weite der schwedischen Landschaft wurden Helikopter eingesetzt. Das Hauptmotiv, das Haus Molin, das im Verlauf der Geschichte abbrennt, wurde in Österreich nachgebaut, wie auch die Zimmer des Hotels, die in einem Studio entstanden sind. Der Architekt Peter Manhardt hat durch Bauten und Adaptionen die Grenzen so verwischt, dass ich mich im Nachhinein manchmal selbst fragen muss, wo wir bestimmte Bilder nun gedreht haben.

BF: Der Zweiteiler wurde auf 35-Millimeter-Material gedreht. Welche filmischen Möglichkeiten eröffneten sich dadurch?

UE: Bereits "Opernball" und "[Der Tourist](/movie/der-tourist)" habe ich auf 35 Millimeter gedreht. Die geringe Tiefenschärfe ermöglicht eine Inszenierung mit dramaturgischen Schärfenverlagerungen, eine Verdichtung, die Hermetik erzeugt und dem Genre des Thrillers sehr dienlich ist. Das Argument, dass sich 16-Millimeter-Material in der Auflösung inzwischen kaum noch von 35-Millimeter-Material unterscheidet, geht deshalb an der Sache vorbei.

Der Patron im Wiener Kaffeehaus

BF: Welche Herausforderungen gab es in der Postproduktion?

UE: Natürlich ist der Film im Schnitt noch einmal entstanden, Hans Funck, mit dem ich sonst meine Filme schneide, hatte keine Zeit und hat mir die wunderbare Andrea Mertens empfohlen. Das Heikelste in der Postproduktion war die deutsche Synchronisation, der Synchronautor und -Regisseur [Clemens Frohmann](/person/clemens-frohmann) ("[City of God](/movie/city-of-god)") war dabei eine entscheidende Hilfe.

BF: Gibt es weitere Projekte mit Lisa Film?

UE: Mit Karl Spiehs zu arbeiten, der sein Imperium von einem Wiener Kaffeehaus aus dirigiert, war eine wahre Freude. Ein echter Patron. Ob wir wieder zusammenarbeiten, hängt davon ab, ob wir einen Stoff finden, der passt.

Urs Egger zum Zweiteiler "Die Rückkehr des Tanzlehrers"