TV-Premiere für "Tauchfahrt zur Bismarck" bei Discovery
Nach seinem Jahrhundert-Kinoerfolg "Titanic" und einem Abstecher als TV-Produzent ("Dark Angel") wendet sich James Cameron nun dem Dokumentarfilm zu. Seine zweistündige Doku "Tauchfahrt zur Bismarck" feiert am 15. Dezember ihre Deutschland-Premiere auf dem Discovery Channel.
Thematisch knüpft der Regisseur quasi an seinen größten Kinoerfolg an. Wieder begab sich James Cameron auf die Spuren eines gesunkenen Schiffes. Diesmal die der "Bismarck", jenes deutschen Kriegsschiffes, das im Mai 1941 von der britischen Marine im Ozean versenkt worden war. "Die ursprüngliche Idee war es, einen 3D-Film mit Tauchfahrten zur Titanic und zur Bismarck zu machen", berichtet James Cameron. Diese Produktion, "Ghosts of the Abyss" betitelt, wurde jedoch wegen der Terroranschläge am 11. September unterbrochen, sodass zunächst nur eine halbstündige "Titanic"-Doku entstand. Mit seiner "Bismarck"-Idee sprach Cameron später beim Discovery Channel vor, dessen Verantwortliche die Produktion eines zweistündigen Specials anregten. "Ich war sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Discovery", sagt Cameron. "Bei einer Expeditionsarbeit geht man immer das Risiko ein, dass sie erfolglos verläuft. Der Sender hat aber jederzeit an das Projekt geglaubt und es sehr unterstützt." Discovery finanzierte die Produktionskosten und wesentliche Teile der Aufwendungen für die Expedition, Camerons Earthship Productions tritt als Produktionsfirma auf. Cameron und sein Bruder Mike stellten für "Tauchfahrt zur Bismarck" ein von ihnen selbst entwickeltes System mit digitalen Kameras und ROVs (Remotely Operated Vehicles) zur Verfügung. Hiermit war es möglich, zu Stellen vorzudringen, die bei zwei früheren Tauchfahrten zum Bismarck-Wrack nicht zugänglich gewesen waren, z. B. ein durch einen Torpedo gerissenes Loch, das nach den nun gewonnenen Erkenntnissen entscheidend für die Manövrierunfähigkeit des Schiffs war. Über den technischen Aspekt hinaus steht bei "Tauchfahrt zur Bismarck" aber die menschliche Komponente der Ereignisse, bei denen allein auf der Bismarck 1900 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen, im Vordergrund. Über den kanadischen Bismarck-Experten Holger Herwig nahmen Cameron und sein Team im Mai 2001 Kontakt zur "Kameradschaft Bismarck" in Hamburg und mit der Bundesregierung auf. Die deutschen Behörden stimmten der Tauchfahrt unter der Auflage zu, dass nichts am Wrack verändert wird und keine Gegenstände entfernt werden. Auch die "Kameradschaft" gab Cameron trotz anfänglicher Skepsis ihren Segen. Zwei der Überlebenden, Karl Kuhn und Walter Weintz, nahmen sogar an der Expedition teil. "Sie waren seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr auf See gewesen und kamen nun in sehr raues Nordatlantik-Wetter, was ihnen aber überhaupt nichts ausmachte", erinnert sich Cameron. Für die beiden 80-Jährigen sei es "eine große psychologische Herausforderung" gewesen, an die Stelle zurückzukehren, die ihr Leben entscheidend geprägt und verändert habe. "Ich habe sehr bewundert, wie sie damit umgegangen sind", so der Regisseur. "Es war mir wichtig, diese menschliche Komponente einzubringen und nicht nur eine kalte, forensische Analyse zu liefern", betont Cameron. Auch für ihn selbst war die Arbeit an der Dokumentationen nicht frei von Emotionen. "Wenn man zum hinteren Teil des Schiffes gelangt und dort ein Hakenkreuz mit 40 Fuß Durchmesser aufgemalt findet, fühlt man sich wie auf einer Zeitreise", beschreibt der Regisseur. Als Spielfilm-Thema sieht er die Bismarck-Geschichte trotz allem aber doch nicht. "Wir wollten abwarten, was uns das Wrack erzählen kann, und dies dann in einer Dokumentation umsetzen. Ich denke, dies ist uns gelungen", sagt Cameron. "Die Arbeit an einem Dokumentarfilm war für mich eine Herausforderung", erzählt er weiter. "Ich habe gelernt, fiktionale Filme zu machen, in denen man erzählen und machen kann, was man will. Man schafft seine eigenen Welten und Regeln." Bei der Dokumentation sei dies genau gegensätzlich. "Wenn Sie so wollen, habe ich aber bereits eine Art Übergangsprojekt mit dem Spielfilm,Titanic' vorgelegt", so Cameron.