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Als einen universellen Film bezeichnet Regisseur Edward Berger sein neuestes Werk .„[Konklave](/movie/conclave)“. Doch was genau soll an der als Konklave bezeichneten Papstwahl – von der wahrscheinlich die wenigsten wissen, wie sie abläuft – so spannend für ein breites Publikum sein?

Ganz einfach: Im Kern handelt es sich hier um einen politischen Thriller voller Intrigen, Themen wie Zweifel am Glauben und der Gegenüberstellung von Konservativen und Liberalen. Die Ausgangslage ist simpel: Der Papst ist tot, also liegt es an Kardinal Lawrence – verkörpert vom zweifach oscarnominierten Ralph Fiennes –, das Konklave zu leiten und gemeinsam mit Kirchenvertretern aus aller Welt ein neues Oberhaupt zu wählen. Das Prozedere gestaltet sich erstaunlich ähnlich zu einer politischen Wahl. Angestrengt versuchen die liberalen Kardinäle zu verhindern, dass der rückwärtsgewandte Tedesco das Pontifikat übernimmt, während zeitgleich Skandal um Skandal gelüftet wird. Die Parallelen zur aktuellen politischen Lage, und insbesondere zur Wahl in den USA, sind unbestreitbar und machen den Film hochaktuell. Ohnehin waren die Erwartungen im Vorfeld groß, schließlich bietet der Film, der in Telluride Weltpremiere feierte, danach in Toronto und San Sebastian lief und beim Filmfest Zürich mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet wird, einen hochkarätigen Cast: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, Isabella Rossellini u.a. machen ihre Sache allesamt gut und können rein durch Blicke schon für ein Schmunzeln oder für Anspannung sorgen, auch wenn die Figuren doch etwas flach und schwer greifbar bleiben. 

Berger, der vor zwei Jahren mit seiner Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ neun Oscarnominierungen und vier Auszeichnungen gewonnen hatte, verfilmt die gleichnamige Romanvorlage von Bestsellerautor Robert Harris. Diese kam gut bei den Kritikern an, wie auch seine anderen Bücher, die ebenfalls schon von bekannten Regisseuren verfilmt wurden, etwa „Der Ghostwriter“ von Roman Polański. Doch auch wenn das grundlegende Thema von Konklave durchaus spannend ist, bleibt der Film häufig etwas an der Oberfläche. Als das katholische „Die zwölf Geschworenen“ wurde er von Zuschauern bereits bezeichnet, setzt dafür aber zu wenig auf nuancierte Dialoge und zu stark auf unausgegorene Skandale der einzelnen Figuren. Der eine Kardinal ist korrupt, der nächste hatte eine Affäre – all das wird recht schnell abgehandelt und spielt schon nach kurzer Zeit keine wirkliche Rolle mehr, genauso wie die islamfeindliche Tirade, die einer der Kardinäle gegen Ende plötzlich anstimmt. Auch reißt der Film Aspekte wie Vergangenheit und Zukunft der Kirche bezüglich Missbrauch oder Geschlechterrollen deutlich zu kurz an.

Berger scheint sich vielmehr für den Wahlprozess selbst und das Aufeinandertreffen der Kirchenvertreter zu interessieren und lässt Kameramann Stéphane Fontaine ruhige Bilder erschaffen, die im Gedächtnis bleiben. Die Aufnahmen von den Männern in ihren uniformen rot-weißen Gewändern vor den Malereien in der Sixtinischen Kapelle werden mit spannungsgeladenen, wenn auch teils etwas aufdringlichen Streichern untermalt. So entsteht ein Thriller der etwas anderen Art, der schließlich mit einem Twist endet, der vermutlich in gleich mehrerlei Hinsicht die Gemüter spalten wird. Nur so viel sei verraten: Ein Umbruch in der Kirche wird hier auf durchaus überraschende Art eingebaut. So ist Konklave zwar kein perfekter Film, aber ein äußerst aktueller, der einen Blick in die Zukunft der Institution Kirche wirft.

REVIEW KINO: „Konklave“