Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Ihr letzter Film, "[Im Auftrag des Teufels](/movie/im-auftrag-des-teufels)", ist vier Jahre her. Warum haben Sie mit einem neuen Projekt so lange gewartet?


Taylor Hackford:Ich bin seit 20 Jahren im Filmgeschäft und kann mit Stolz behaupten, dass ich mich niemals wiederholt habe. Hollywood ist so kommerziell, dass jeder Film dein letzter sein könnte, wenn er zum Misserfolg wird. Man investiert zwei Jahre seines Lebens in ein neues Projekt, und deshalb lohnt es sich, auf den geeigneten Stoff zu warten. Diesmal war es eine Reportage in einem Magazin, die mich inspirierte. Autor William Prochnau schrieb über Organisationen, die sich auf Entführungen spezialisiert haben. Eine ganze Industrie lebt mittlerweile davon, und das fand ich sehr spannend für ein Drehbuch.


BF: Die Dreharbeiten standen unter keinem guten Stern. Hitze, Schlammlawinen und Krankheiten machten Ihnen zu schaffen.


TH: Mir war von Anfang an bewusst, dass dieser Film schwierig werden würde. Denn in Ecuador war noch nie ein so großes Filmprojekt realisiert worden. Wir drehten in 4000 Metern Höhe, die Luft war dünn, und von meinen Leuten wurden 25 krank.


BF: Beim Dreh ist es auch zu einem Todesfall gekommen.


TH: Ja, leider. Es war ein sonniger Tag, als die Second-Unit eine Szene mit einem Lastwagen drehen wollte. Er fuhr ganz langsam, die Straße war trocken und es
gab keinen Grund zur Besorgnis. Trotzdem geriet der Wagen außer Kontrolle, und ein Statist, der in der Szene David Morse verkörpern sollte, kam dabei um. Es war keine gefährliche Situation, sondern ein Unfall. Trotzdem waren alle tief betroffen und wären am liebsten nach Hause gefahren.


BF: War es unbedingt notwendig, "Lebenszeichen" in Ecuador zu drehen?


TH: Normalerweise nimmt man in Hollywood solche Strapazen nicht in Kauf. Mir wurde geraten, unter leichteren Bedingungen in Mexiko zu drehen. Das Studio hatte Angst um das Geld und die Stars. Aber ich setzte mich durch, weil es die Story verlangte, in Ecuador zu drehen.


BF: Lagen Sie nach Beendigung des Films über den Budget?


TH: Nein, "Lebenszeichen" hat 70 Mio. Dollar gekostet, was für einen Film dieser Größenordnung nicht so viel ist. Ein großer Kostenfaktor waren die Stars. [Meg Ryan](/person/meg-ryan) bekam 15 Mio. Dollar. Wie viel [Russell Crowe](/person/russell-crowe) bekam, möchte ich nicht erzählen. Aber es war bei weitem weniger als das, was er heute verlangen darf. Als ich ihn engagierte, war er noch kein Star.


BF: Hat es Ihren Film genützt oder geschadet, als die Liebesaffäre zwischen Meg Ryan und Russell Crowe bekannt wurde?


TH: Das Privatleben meiner Stars interessiert mich nicht. Sie müssen ihre Arbeit tun, und nach Drehschluss will ich mit ihnen nichts mehr zu tun haben. Deshalb habe ich es gar nicht gemerkt, dass sich Meg und Russell während der Dreharbeiten näher gekommen sind. Beide waren stets professionell bei der Sache, und ich las erst in der Zeitung darüber. Aber im nachhinein hat es dem Film nicht gut getan. Die Amerikaner sind noch so prüde, dass die Geschichte sofort zum Skandal erklärt wurde. Natürlich haben beide keine Interviews zum Film gegeben, um peinlichen Fragen aus dem Weg zu gehen. Das hat mich sehr frustriert, aber ich konnte nichts dagegen tun.


BF: Ist das der Grund, weshalb Sie die Liebesszenen wieder herausgeschnitten haben?


TH: Nicht deshalb, sondern weil es für die Geschichte wichtig war. Schließlich ist "Lebenszeichen" kein Teenagerfilm über die erste Liebe, sondern handelt von den Komplikationen des Lebens. Die Liebesszenen wurden gedreht, erst im Schneideraum entschied ich mich dagegen.


BF: Waren Sie nach so vielen Schwierigkeiten irgendwann an einem Punkt, wo Sie am liebsten alles hingeworfen hätten?


TH: Niemals, weil es gar nicht möglich gewesen wäre! Ich hatte eine Vision und war derjenige, der das halten musste, was er dem Studio und seiner Crew versprochen hatte - obwohl ich mich täglich wie in einem Krieg fühlte.

Taylor Hackford zu "Lebenszeichen - Proof of Life"