Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Haben Sie das Drehbuch schon mit der festen Absicht, Regie zu führen, geschrieben?

Sofia Coppola: Mich hat immer schon das Schreiben interessiert. Deshalb habe ich einfach mit dem Drehbuch begonnen, obwohl die Rechte an der Verfilmung gar nicht frei waren zu dem Zeitpunkt. Mich hatte der Roman so fasziniert, dass ich sofort Filmbilder im Kopf hatte. Mein Vater ermunterte mich außerdem, einfach drauf los zu schreiben.

BF: Und jetzt hat er den Film produziert.

SC: Ja, die Rechte am Buch wurden frei, er erwarb sie, und ich konnte den Film drehen. Zur Regie hatte ich nach der langen und intensiven Beschäftigung mit Jeffrey Eugenides' Roman richtig Lust. Mein Vater, den ich viel um Rat gefragt habe, denn schließlich war ich auf keiner Filmhochschule, hat mich machen lassen, die anderen beteiligten Produzenten ebenfalls. Während des Drehens kam mein Vater nur selten an das Set, weil er selbst am besten weiß, wie nervig Produzenten da sein können.

BF: Für einen ersten Spielfilm haben Sie sich einen ziemlich komplexen Stoff vorgenommen.

SC: Mich reizt die Herausforderung. Jeder sagte, dieses Buch sei besonders schwierig zu verfilmen. Ich fand es auch sehr filmisch geschrieben, die Zeichnungen von Personen und Situationen sind sehr visuell.

BF: Die Geschichte spielt in den siebziger Jahren. Was hat Sie daran interessiert?

SC: Es geht um die Erinnerungen in dem Buch. Ich selbst erinnerte mich an die Jahre damals als eine schöne und lustige Kindheit. Die Mädchen in "The Virgin Suicides" symbolisieren das Ende der Unschuld der Jungen, die sich an sie erinnern. Es geht in dem Film um Geheimnisse und Probleme, die nie geklärt und gelöst werden, und um junge Mädchen, die nicht erwachsen werden wollen, und um Eltern, die nicht wollen, dass sie erwachsen werden.

BF: Die Rollen der Eltern haben Sie mit Stars besetzt, Kathleen Turner und James Woods. Ihre Wahl? SC: Ja. Mich reizte dabei vor allem, sie gegen ihren Typ zu besetzen. [Kathleen Turner](/person/kathleen-turner), die ich seit "[Peggy Sue hat geheiratet](/movie/peggy-sue-hat-geheiratet)" kannte, in dem mein Vater mir eine kleine Rolle zugedacht hatte, spielt eine extrem strenge, restriktive Mutter. [James Woods](/person/james-woods), den ich vorher nicht persönlich kannte, las das Drehbuch und rief mich an, dass er die Rolle des sich hilflos den Problemen verschließenden Vaters gern spielen wollte. Und die jungen Mädchen wollten gern mitmachen, weil sie einmal ein anderes Skript als die ständigen Teenager-Bücher angeboten bekamen.

BF: Sie haben in "[Der Pate III](/movie/der-pate-iii)" als Darstellerin vor der Kamera gestanden. Wollten Sie Schauspielerin werden?

SC: Nein, nie. Meiner Meinung nach habe ich kein besonderes schauspielerisches Talent. "Der Pate III" hat das gezeigt, und nach den Kritiken fühlte ich mich entsprechend. Natürlich war ich von klein auf in Filmkreisen, mein Vater hat uns Kinder mitgenommen zu Drehs. Ich erinnere mich gut an die Philippinen bei "[Apocalypse Now](/movie/apocalypse-now)", zwei Jahre hatte ich dort privaten Schulunterricht. Mein Vater nahm mich im Hubschrauber zum Drehen mit, das war eine tolle Zeit.

BF: Ist es für Sie und Ihre Arbeit von Vorteil, dass Sie die Tochter von Francis Ford Coppola sind?

SC: Ich will keine Vorteile aus meinem Familiennamen ziehen. Aber es ist schon möglich, dass beispielsweise James Woods von den vielen Drehbüchern, die er von seinem Agenten bekommt, meines sofort gelesen hat, was er sicher nicht getan hätte, wenn ich Smith hieße. Dennoch, wenn man Filme macht, muss man Farbe bekennen. Entweder man kann es oder man kann es nicht, da hilft auch kein Name.

Sofia Coppola zu "The Virgin Suicides"