Blickpunkt:Film

Kino

Künstliche Intelligenz und Roboter erhalten im Genregrenzen-sprengenden Debütfilm von [Drew Hancock](/person/drew-hancock) eine gänzlich ungewohnte Rolle.

So richtig gut weg kamen die Maschinen in Hollywood ja nie. Mit dem zunehmenden Greifbarwerden von Künstlicher Intelligenz in unserem Alltag aber wurden finstere Dystopien auf dem Bildschirm und der Leinwand geradezu Legion, als Sinnbild für Entmenschlichung, Entfremdung, Kontrollverlust. Zuletzt etwa in „[Her](/movie/her)“, „[Ex Machina](/movie/ex-machina)“ und „[M3gan](/movie/m3gan)“. Dem offensichtlichen Krieg mit der KI gibt nun Regiedebütant Drew Hancock einen überfälligen neuen Spin in seinem Genregrenzen sprengenden, hochaufregenden Sci-Fi-Horror-Thriller „[Companion](/movie/companion)“. 

Am Anfang deutet eigentlich nichts auf einen technologischen Overkill hin. Das charmante Pärchen Josh ([Jack Quaid](/person/jack-quaid) aus der Hitserie „The Boys“ ) und Iris ([Sophie Thatcher](/person/sophie-thatcher)) erhält von Joshs Freunden eine Einladung zu einer hochklassigen Landpartie. Der Nerd und die Schönheit mit Hang zur dunklen Tragik machen sich in ihrem selbstfahrenden Auto auf den Weg zu einem abgeschiedenen Häuschen am See, wo ein russischer Milliardär (beeindruckend schnauzbärtig: [Rupert Friend](/person/rupert-friend)) und seine Freundin Kat (herrlich zynisch: [Megan Suri](/person/megan-suri)) gemeinsam mit einem befreundeten schwulen Pärchen ([Lukas Gage](/person/lukas-gage) und [Harvey Guillén](/person/harvey-guillen) als entzückende Lovebirds) Josh und Iris bereits erwarten. Bereits vor dem Betreten des Hauses hat Iris in ungutes Gefühl, das Josh versucht ihr auszureden. Doch Iris’ Ahnung wird sich auf ungute, bei Weitem nicht so vorhersehbare Art bestätigen. 

Zuschauer von „Companion“ werden mit einschlägigen Genrebeiträgen der letzten Jahre im Hinterkopf geneigt sein, die anstehenden Plotwendungen voraus ahnen zu können, doch das fintenreiche, clevere Drehbuch von Hancock – Branchenblatt Variety setzte ihn soeben auf die Liste der 2025er „Directors to Watch“-Liste – ist eines der wenigen originären Beispiele für ein Skript, das tatsächlich auf unvorhergesehene Weise zu überraschen weiß. Der große, zentrale Plot-Twist ereignet sich nach ca. 20 Minuten des Films. Ihn an dieser Stelle zu verraten würde das Sehvergnügen verderben. Daher nur so viel: Am Ende von „Companion“ werden möglicherweise viele Zuschauer über die Rolle von KI und unser menschliches Verhältnis zu ihr anders denken als vor dem Film. 

Auf dem abgedrehten, aberwitzigen und ziemlich blutigen Höhepunkt des Films glänzt das tolle, junge Ensemble des Films, und Regisseur Hancock darf sich an der Spezialeffekte-Front ausleben, jedoch stets handfest, mit einem Blick für subtile Ästhetik, die futuristische Elemente unheimlich nah an unseren vertrauten Gegenwartslook rückt. Im Laufe der Handlung von „Companion“ wird es als Zuschauer nicht leicht sein, Mensch und Roboter zu unterscheiden – und das betrifft nicht nur äußere Wesensmerkmale. Was wenn nicht die Roboter die Humanität in Gefahr bringen, sondern wir Menschen selbst? Fragen wie diese und den mit ihnen einhergehenden Grusel behandelt die Produktion von BoulderLights („Barbarian“) kein bisschen hochtrabend, sondern mit Sinn für den filmischen Nervenkitzel. Regisseur und Drehbuchautor Hancock beweist auch ein Händchen dafür, es mit den Genrespielen fürs breite Publikum nicht zu weit zu treiben. Zu krass, abgefahren oder nerdig wird es in den 98 kurzweiligen Minuten zu keinem Zeitpunkt. Und mit der ausdrucksstarken Sophie Thatcher, die gerade noch an der Seite von [Hugh Grant](/person/hugh-grant) in „[Heretic](/movie/heretic)“ zu sehen war, hat „Companion“ wahrlich ein darstellerisches Ass im Ärmel.  Drew Hancocks psychologisch cleverer Sci-Fi-Horror-Thriller macht Lust auf mehr!

*Chris Schinke*



REVIEW KINO: „Companion - Die perfekte Begleitung“