Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Reduziert sich amerikanische Geschichte in den USA nur noch auf Symbole wie die Flagge, damit die Amerikaner einen Zugang dazu finden?

Roland Emmerich: Filme sind immer symbolisch. Ich denke aber auch, dass Symbole in einem Film wie diesem wichtig sind. Wie etwa die brennende Kirche, die es in jedem Krieg gibt. Die Flagge hat natürlich eine besondere Bedeutung, weil die Amerikaner stolz darauf sind, die am längsten funktionierende Demokratie zu haben. Ich bin manchmal entsetzt darüber, wie sehr in Amerika einiges vereinfacht wird.

BF: Man merkt in dem Film wenig von dem Stolz der Amerikaner auf ihr System und woher es kommt. Es ist eher ein Actionfilm als ein Film, der auf das Entstehen der Nation eingeht.

RE: Es ist kein Film über die Entstehung und Gründung der US-amerikanischen Nation. Es ist eine Geschichte über einen Mann und seine Familie, die nur vor dem Hintergrund der Revolution spielt. Mehr Hintergründe wären meines Erachtens für die Leute langweilig gewesen. Weil der Film sich mit Geschichtsdaten weitgehend zurückhält, wird er als Kriegsfilm sogar noch exemplarischer.

BF: Der volle deutsche Titel ist "Mel Gibson - Der Patriot". War er ohne einen Mega-Star als Kassengarant nicht zu realisieren?

Ute Emmerich: Da gibt es einige Aspekte. Wenn man einem Star 25 Mio. Dollar zahlt, rechnet man damit, dass sich dies im Boxoffice niederschlägt. Geschrieben wurde das Buch übrigens für Harrison Ford, dem die Rolle aber zu körperbetont war. In Amerika gibt es den Zusatz mit Mel Gibson nicht. Wir sind über die Kampagne in Deutschland mit dem Titelzusatz und Gibsons Gesicht über das ganze Plakat auch nicht so glücklich.

BF: Wie bringt man ein Studio dazu, einen Stoff aus dem 18. Jahrhundert zu realisieren?

UE: Das Studio hat Mel Gibson für die Rolle gewonnen und das war's. Darüber waren wir natürlich nicht unglücklich, auch weil wir noch nie mit richtig großen Stars gearbeitet hatten. Das macht einen solchen Stoff allerdings gleich zu einem Projekt einer ganz anderen Größenordnung.

BF: Wird dadurch das gesamte Budget erhöht?

UE: Ja, jemand wie Mel Gibson sprengt das Budget. Es geht dann nicht nur um seine Gage, da hängt noch mehr dran. Stellenweise mussten wir Abstriche machen. Es fehlte Geld für andere Dinge. So haben wir etwa die Spezialeffekte zu unserer eigenen Firma Centropolis Effects gegeben, weil das günstiger war.

BF: Am Wochenende des 4. Juli starteten Sie gegen Petersens "Der Sturm" und wurden Zweiter.

UE: Unser Film ist nicht der perfekte Popcorn-Sommerfilm. Kein Wunder also, dass er so schlecht gestartet ist. Wir hätten auch lieber einen Starttermin im Spätsommer oder Herbst gehabt. Aber wir sind mit dem Boxoffice auf einem guten Weg und haben die Chance, 120 bis 130 Mio. Dollar in den USA einzuspielen.

BF: Wurde diskutiert, ob der Film weniger brutal hätte gemacht werden sollen?

UE: Das wollte natürlich auch das Studio: ein PG-13- statt eines R-Ratings, aber wir sind davon nicht abgewichen.

BF: Es wird über Fortsetzungen von "ID4" und "Godzilla" gesprochen. Was ist wahr daran?

UE: Von "Godzilla" wird es keine Fortsetzung geben - jedenfalls nicht mit unserer Beteiligung. Der Vertrag mit Sony läuft im Februar aus und ich denke, wir werden nicht weiter zusammenarbeiten. Von "ID4" wird es ein Sequel geben. Wir sind aber erst in der Phase, in der wir mit der Fox über das Projekt reden.

BF: Warum beenden Sie die Zusammenarbeit mit Sony?

UE: Wir sind nicht so ganz glücklich mit dem Marketing. Bei unserem nächsten Deal wollen wir in diesem Bereich eine größere Mitsprache. Die Zusammenarbeit bei "Godzilla" war nicht, wie wir uns das gewünscht hätten. Das Marketing war völlig aufgeblasen und hat zu viel Kritik gebracht.

BF: Was ist mit Ihren angeblichen Plänen, in Deutschland zu drehen?

RE: Ich bin gefragt worden, ob ich in Deutschland drehen würde, und habe geantwortet: Wenn mir einer ein Drehbuch gibt, das mich so fesselt wie "Der Patriot", dann mache ich das. Die Stoffe sind wichtig, nicht der Drehort. Meine Firma sitzt in Hollywood. Dort hat man immer mehr Möglichkeiten, Filme auf die Beine zu stellen. Als Regisseur ist es natürlich aufregend, Filme in anderen Ländern oder gar im Heimatland zu drehen.

BF: Aber in Deutschland gibt es kein Geld für ihre Art von Filmen!

RE: Ja, aber das kann man ja über Amerika finanzieren. Mein erster großer Hollywood-Film ist von Franzosen finanziert worden, und ich bin ihnen noch heute dankbar dafür. Mir ist wurscht, wo das Geld herkommt, solange ich Filme drehen kann.

UE: Wir glauben nicht, dass wir rein deutsche Filme machen werden. Wir wollen internationale, kommerzielle Unterhaltungsfilme machen, deswegen sind wir auch nicht mehr in Deutschland, sondern in Amerika. In Deutschland zu drehen, ist eine Möglichkeit, kein Plan, wir suchen nicht danach, egal was woanders geschrieben wurde.

Roland und Ute Emmerich zu "Der Patriot'