Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Macht Cattleya nach "[Tee mit Mussolini](/movie/tee-mit-mussolini)" weitere Projekte mit [Zeffirelli](/person/franco-zeffirelli)?

Riccardo Tozzi: Die bisherige Zusammenarbeit war eine wichtige Erfahrung für mich. Der erste Film mit ihm, "[Jane Eyre](/movie/jane-eyre)", überzeugte mich davon, dass ich meine Produktionsfirma gründen musste, um an Zeffirellis Filmen beteiligt zu sein. Derzeit sind wir in der Vorproduktion zu einem Film über Maria Callas, dessen Dreh im Februar 2001 beginnen soll. Dabei wird [Teresa Stratas](/person/teresa-stratas) ("La Traviata") die Callas spielen, während [Martin Sherman](/person/martin-sherman), der die Bücher zu "The Summer House" (BBC) und "En sång för Martin" von Bille August geliefert hat, das Drehbuch beisteuert.

BF: Was für andere Cattleya-Projekte gibt es?

RT: Wir sind der ausführender Produzent von dem nächsten "Ripley"-Projekt von Fine Line: Bei "Ripley's Game" wird [Liliana Cavani](/person/liliana-cavani) Anfang 2001 Regie führen. Wir arbeiten zudem an der spanisch-britisch-italienischen Komödie "Mari del sud" von [Marcello Cesena](/person/marcello-cesena) mit [Victoria Abril](/person/victoria-abril) - ein Remake von Thomas Bahmanns "Südsee, eigene Insel". Zudem bereiten wir [Cristina Comencinis](/person/cristina-comencini) "Il giorno piu bello" vor, eine in Rom angesiedelte Komödie.

BF: Warum wird wieder mehr international koproduziert?

RT: Ich habe immer geglaubt, dass Koproduktionen funktionieren, wobei man aber sorgfältig die richtigen Partner suchen muss. Man muss sich vergewissern, dass ein Thema und die Produktionsqualitäten eines Films den internationalen Vertrieb verdienen. Natürlich ist es leichter, mit Namen wie Zeffirelli, Cavani, [Tornatore](/person/giuseppe-tornatore) oder [Bertolucci](/person/bernardo-bertolucci) auf dem Weltmarkt zu reüssieren, bei unbekannteren Namen muss man viel Arbeit in die Entwicklung stecken. Zum Beispiel ist der neueste Film von [Michele Placido](/person/michele-placido), "Sibill", ein ideales Projekt für eine europäische Koproduktion und wir suchen dafür nach Partnern. Der Film basiert auf der Lebensgeschichte der Schriftstellerin Sibilla Aleramo, die ein abenteuerliches und intensives Leben geführt hat. [Francesca Neri](/person/francesca-neri) wird die Hauptrolle spielen, und an dem Skript arbeitet neben Placido auch [Heidrun Schleef](/person/heidrun-schleef) ("Ist Liebe nur ein Wort?"), die auch das Buch für den letzten Nanni-Moretti-Film, "La stanza degli figli", geschrieben hat. Ein anderes Projekt in Vorbereitung ist "La volpe e tre zampi", das auf einem Buch von Franceso Costa basiert und die Nachkriegskindheit des Sohns eines deutsch-neapolitanischen Paars schildert. In Postproduktion befindet sich auch [Goran Paskaljevic'](/person/goran-paskaljevic) "How Harry Became a Tree", der in Koproduktion mit Film and General Productions (England), Paradox Pictures (Irland) und Mact Productions (Frankreich) entstanden ist. Den Weltvertrieb übernimmt [Bavaria Film International](/company/bavaria-film-international).

BF: Warum sind italienische Filme attraktiv für die Partner? RT: Es hat eine Revolution bei den Schauspielern, Regisseuren und Produzenten gegeben. Wir hatten immer meisterliche Kameraleute, Ausstatter und Produzenten bei Großprojekten, aber wir fanden keine guten Bücher für kleinere und mittlere Projekte. Andererseits waren Regisseure wie Tornatore, Placido, [Moretti](/person/nanni-moretti), [Roberto Benigni](/person/roberto-benigni), [Silvio Soldini](/person/silvio-soldini), [Gianni Amelio](/person/gianni-amelio), [Gabriele Salvatores](/person/gabriele-salvatores) oder [Mario Martone](/person/mario-martone) auch schon auf internationaler Ebene erfolgreich. Ich denke, eine Firma wie Cattleya kann neue Talente anlocken und ihnen die industriellen Strukturen für die Produktion von Kino- und TV-Filmen anbieten. Zurzeit arbeiten wir etwa mit Eros Puglielli zusammen, der einen Fantasy-Film dreht, der zu einer Zeitreise durch das Mittelalter gerät. Er besitzt einen Stil, der einen Kult auslösen könnte.

Riccardo Tozzi, Gründer der Produktionsfirma Cattleya