Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Sie haben John Grishams Roman "Der Regenmacher" mit Mario Puzos  verglichen. Können Sie das näher erläutern?

Francis Ford Coppola: In meinen Augen ist Grishams Roman eine Reminiszenz an die Mystery Movies der vierziger und fünfziger Jahre, die weniger handlungsbetont sind, sondern eher durch psychologische Verwicklungen sowie Milieu - und Charakterzeichnungen bestechen. Das hat mich schon etwas an "Der Pate" erinnert. Aber die wesentlichste Parallele scheint mir zu sein, daß es in beiden Büchern um jemanden geht, dem großes Unrecht widerfahren ist, mit dem er alleine nicht fertig wird. Genau wie am Anfang von "Der Pate", als dieser Mann sich hilfesuchend an den Paten wendet, in der Hoffnung, daß dieser für Gerechtigkeit sorgen wird.

BF: Wenn man einen Grisham-Roman verfilmt, hat man fast automatisch einen Hit. Wollten Sie diesmal auf Nummer sicher gehen?

FFC: Das war nicht mein eigentlicher Beweggrund. Nach wie vor steht bei mir der künstlerische Aspekt im Vordergrund - und ich hoffe sehr, daß das auch immer so bleiben wird. Aber ich will auch nicht verschweigen, daß es für einen Regisseur schon wichtig ist, an der Kinokasse gut abzuschneiden.

BF: Haben Sie das wirklich nötig? Sie sind doch schon längst eine Ikone des amerikanischen Kinos.

FFC: Auch Ikonen werden - gerade in Hollywood - nach ihren Erfolgen und Mißerfolgen taxiert. Es ist bisher noch niemand zu mir gekommen, der gesagt hätte: Francis Coppola, ich gebe dir soviel Geld, wie du brauchst, damit du endlich den Film machen kannst, den du schon immer machen wolltest. Bei "Der Regenmacher" zum Beispiel hat eine deutsche Firma viel Geld investiert, und die Leute dort wußten sehr genau, warum sie wollten, daß ich ein Grisham-Movie mache.

BF: Man riskiert nicht einmal etwas mit Coppola als Regisseur?

FFC: Nein. In Hollywood würden sie am liebsten nur noch Filme machen, die schon einmal als Blockbuster abgeräumt haben. Man schaue sich nur diesen Remake-Trend an. Niemand ist wirklich daran interessiert, was ich zu sagen haben, oder wie ich es sage. Regisseure - gleich welcher Statur - sind in Hollywood hired guns: Leute, die einen Auftrag ausführen.

BF: Hängt das auch damit zusammen, daß Filmemachen in den letzten Jahren so teuer geworden ist?

FFC: Ganz sicher. Und da man soviel Geld nicht mehr selbst aufbringen kann -  habe ich fast ausschließlich selbst finanziert - muß man sich wohl oder übel in gewisse Abhängigkeiten begeben.

BF: "Der Regenmacher" mag eine ungewöhnliche Wahl gewesen sein, paßt aber wunderbar in Ihr Oeuvre, da Sie immer darum bemüht waren, sich als Filmemacher nicht zu wiederholen.

FFC: Ich war mein Leben lang ein Filmstudent. Dabei habe ich viel gelernt über die Technik des Filmemachens, den visuellen Aspekt, über Schauspielführung usw. Was ich mir aber wirklich wünsche ist, als Auteur arbeiten zu können, als einer, der seine eigenen Geschichten schreibt und verfilmt.

BF: Ihre Geschichten spielen sich meist auf der dunklen Seite der Seele ab, sind Topographien von Bewußtseinsständen und Gefühlswelten, Ist das vielleicht der rote Faden, der sich durch Ihre Filme zieht?

FFC: Das kann man so sagen. Es gibt außerdem ein paar Themen, die mich schon immer interessiert haben und es auch weiterhin tun werden: Das Phänomen Macht, die Diskrepanz zwischen Kunst und Geschäft, die Beziehung zwischen Mann und Frau, der Gegensatz von Beziehung zwischen Mann und Frau, der Gegensatz von arm und reich - um nur die wichtigsten zu nennen.

BF: Fühlen Sie sich immer noch in erster Linie als Drehbuchautor und dann erst als Regisseur?

FFC: Ich würde mich als Erfinder oder Forscher bezeichnen. Je älter ich werde, desto spannender finde ich es, solange mit den verschiedensten Ideen zu spielen, bis daraus eine homogene Geschichte wird. Das ist oft ein sehr langwieriger Prozeß. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, ihn am besten alleine zu meistern. Ich glaube, ich habe jetzt genügend Erfahrung gesammelt, daß ich mich auf Neuland vorwagen kann. Ich will Filme machen, wie sie noch keiner gemacht hat.

BF: Wie sähe ein solcher Film aus?

FFC: Eben anders als das schon da Gewesene. Nehmen wir nur einmal : Das ist eine aufgemotzte , oder die -Trilogie ist "2001 - Oddyssee im Weltraum" gemixt mit "Flash Gordon". Heutzutage ist doch fast jeder Film irgendwie aus anderen Filmen zusammengesetzt. Aber dann gibt es Filme wie Fellinis  - ursprünglich, originell, voller Inspiration und Phantasie.

"Regisseure sind in Hollywood Hired Guns'