Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: In "[xXx - Triple X](/movie/xxx-triple-x)" geht es erklärtermaßen um Coolness. Wie würden Sie diesen Ausdruck definieren?

Rob Cohen: Coolness ist etwas, das sich auf jeden Aspekt dieses Filmes niederschlägt. Es geht nicht allein um die Klamotten oder die Musik oder das Auftreten der einzelnen Figuren. Es geht um eine tonale Attitüde. Wenn sie funktioniert, dann greifen alle Aspekte ineinander und drücken damit eine Haltung aus, die man als cool empfindet. Wenn auch nur ein einziges Element nicht synchron läuft, dann kann das der Kieselstein sein, der den Zug zum Entgleisen bringt.

"Alles in 'xXx' passt perfekt zusammen"

BF: Und Sie sehen es als Ihre Aufgabe, diesen Einklang herbeizuführen?

RC: Ich bin sehr stolz darauf, dass es mir in "[The Fast and the Furious](/movie/the-fast-and-the-furious)" und "xXx - Triple X" gelungen ist, diese tonale Einheit zu erzielen. Alles passt exakt zusammen - die Autos, die Klamotten, die Einstellung, die Kamera, der Look, die Effekte, der Schnitt - und unterstützt meine Vision. Und nicht zuletzt mache ich Filme über Außenseiter, die per definitionem cool sind. In der Summe ergibt das einen Film, der wohl etwas cooler ist als das, was man sonst aus Hollywood zu sehen bekommt. Und ja: Coolness ist mehr als nur ein schmückendes Element - sie ist die Essenz von "xXx".

BF: In Ihrem HBO-Film "[The Rat Pack](/movie/the-rat-pack)" haben Sie sich einer anderen Form von Coolness verschrieben - der Lässigkeit von Sinatra und Co. - und in "Dragon" setzten Sie [Bruce Lee](/person/bruce-lee), einer weiteren Ikone des Coolen, ein Denkmal. Gibt es dennoch Parallelen zu Xander Cage und "xXx"?

RC: Coolness kann sich in vielen Formen äußern, dennoch gibt es in den verschiedenen Ären auch Gemeinsamkeiten: ein unerschütterlicher Glaube an sich selbst, eine gewisse Art der Verletzlichkeit und Menschlichkeit, eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit anderen. Das haben Xander Cage sowie Sinatra und Lee gemeinsam. Sie sind Männer mit Einfluss, Ausstrahlung, voller Intelligenz und Selbstvertrauen. Aber man darf nicht vergessen: Xander Cage soll kein Held unserer Generation sein - er soll 16-jährige Jugendliche begeistern. Und ich wette mit Ihnen: Die Kids von heute finden Xander allemal cooler als Sinatra und Bruce Lee. In einer in diesem Jahr durchgeführten Umfrage bei Jugendlichen, welchen Film sie als besten aller Zeiten bezeichnen würden, landete "The Fast and the Furious" auf Platz eins. Da kann man rumkritteln, was man will: Ganz offensichtlich haben wir unseren Job richtig gemacht.

BF: Was prädestiniert einen 53-Jährigen dazu, die Filme zu machen, die Teenager sehen wollen?

RC: Ich mache mittlerweile einfach nur die Filme, die ich selbst sehen wollen würde. Ich habe das Herz eines 18-Jährigen. Glauben Sie mir, ich mache mir keine Gedanken darüber, was einem 16-Jährigen gefallen könnte. Das wäre falsch und verlogen. Ich drehe Filme über Themen, die mich interessieren, denen ich Respekt entgegenbringe. Mich interessieren Subkulturen - und das ist echt und nicht gestellt. Ich will mich jung fühlen, ich will eine gute Zeit haben, wenn ich Filme drehe. Und genau das habe ich am Set: eine gute Zeit.

"Nach 'Daylight' musste ich mich neu erfinden"

BF: Es macht tatsächlich Spaß, einer Multimillionenunternehmung wie dieser vorzustehen?

RC: Es gibt auch Druck, wenn man sich mit den Studios rumschlagen muss, die nicht so stark an das Projekt glauben wie ich und an den Kosten rummäkeln. Aber die Arbeit am Set selbst? Es gibt nichts, was mehr Spaß bereiten könnte. Da kann ich all meine Träume ausleben und erfüllen, wie ich will.

BF: Um so weit zu kommen, mussten Sie einen dornigen Weg gehen: Nach den konventionelleren "[Dragonheart](/movie/dragonheart)" und "[Daylight](/movie/daylight)" machten Sie ein paar Jahre Pause, um sich mit "[Skulls](/movie/the-skulls)" neu zu erfinden.

RC: Richtig. Nach "Dragon" ließ ich mich von Universal zu "Dragonheart" und "Daylight" überreden. Das waren halbherzige Sachen, aus denen ich hätte aussteigen sollen, als es noch ging. Diese Filme waren Fehler. Ich hatte Angst, zum Auftragshandwerker zu verkommen, also ging ich zu HBO und drehte - für wenig Geld - "The Rat Pack", um neue Perspektiven zu gewinnen und mich neu zu erfinden. Aus dieser Arbeit resultierte meine Partnerschaft mit dem Produzenten [Neal H. Moritz](/person/neal-h-moritz), für den ich mit "Skulls" ins Kino zurückkehrte. Mit ihm habe ich auch "The Fast and the Furious" und "xXx" gemacht.

BF: Könnte man ihn als Ihren [Jerry Bruckheimer](/person/jerry-bruckheimer) bezeichnen?

RC: Ungefähr. Er hält mir den Rücken frei. Ich muss mich nicht mit Studios und Executives herumärgern. Das übernimmt Moritz, mit dem ich übrigens keinerlei schriftliche Abkommen habe. Ich kann mich aufs Drehen, auf das Umsetzen meiner Ideen konzentrieren. Moritz kreuzt nicht einmal am Set auf. Das ist der Unterschied zu Jerry Bruckheimer, der sich auch kreativ in alles einmischt. Das kann ich nicht brauchen.

BF: Wird die längst geplante Fortsetzung von "xXx" Ihr nächster Film werden?

RC: Nein, davor kommt noch - wieder mit Neal R. Moritz - ein Epos über den hawaiianischen König Kamehameha mit [The Rock](/person/dwayne-johnson) in der Hauptrolle. "xXx 2" habe ich für einen Sommerstart 2005 ins Visier genommen.

Regisseur Rob Cohen zu "xXx - Triple X"