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Blickpunkt:Film: Landet jeder englischsprachige Regisseur zwangsläufig in Hollywood?

Martin Campbell: Hollywood ist der einzige Ort auf der Welt, der große Budgets finanziert. Selbst britische Filme werden von Amerikanern finanziert. Man muß einfach dorthin gehen. Wenn man in Großbritannien bleiben will, muß man seine ganze Zeit und Energie dafür aufwenden, Geld für Low-Budget-Filme zusammenzukratzen. Und dann scheitert man oftmals an den Mühlen der Bürokratie.

BF: Hollywood ist ein gefährliches Terrain. Ursprünglich sollte Robert Rodriguez "Zorro" drehen.

MC: Er hatte ein Budget-Problem. Das Maximum, das sie ihm für die Realisierung angeboten haben, waren 45 Millionen Dollar. Selbst ein Guerilla-Filmemacher wie Robert kann so einen Film nicht für das Geld herstellen.

BF: Und dann sind Sie an Bord gekommen.

MC: Ja, und mein "Zorro" sieht auch völlig anders aus. Ich ließ das Drehbuch kräftig umschreiben, und mir wurde ein Budget von 70 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.

BF: Haben Sie Leute von der Rodriguez-Crew übernommen?

MC: Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in Hollywood, das besagt, daß, wenn man eine Produktion übernimmt, man zunächst einmal alle Beteiligten entläßt und eine eigene Crew engagiert. Als ich im Juli, August 1996 verpflichtet wurde, wollten die Produzenten, daß ich in acht Wochen mit den Dreharbeiten beginne. Ich konnte den Drehbeginn jedoch noch bis Januar 1997 hinauszögern. Zum einen, weil David S. Ward noch am Drehbuch feilte, zum anderen, weil wir auf Anthony Hopkins warten mußten, der andere Verpflichtungen hatte. Obendrein fand bei Sony gerade ein Management-Wechsel statt, der für gewisse Verunsicherungen sorgte. In dieser Zeit habe ich mir Roberts Leute genau angeschaut. Es waren fast durchweg Mexikaner, was gut war, denn schließlich wollten wir in Mexiko drehen. Außerdem waren diese Leute wunderbar, das Design war hervorragend, die Farben paßten, die Atmosphäre stimmte. Alle hatten eine unglaublich detailierte Arbeit abgeliefert. Also habe ich überhaupt niemanden gefeuert.

BF: Anthony Hopkins paßt eigentlich gar nicht in diese Art von Film.

MC: Witzigerweise war er gerade an einem Punkt seiner Karriere angelangt, an dem er keine Lust mehr auf diese typisch britischen, "Was vom Tage übrig blieb"-Rollen hatte. Sie langweilten ihn einfach. Er hatte tatsächlich den Wunsch, einmal in einem Popcorn-Movie mitzuspielen.

BF: Antonio Banderas zu besetzen, lag dagegen auf der Hand.

MC: Er ist sicher kein Hollywood-Star im landläufigen Sinne. Er ist Schauspieler aus Überzeugung. Er kommt vom spanischen Theater, hat viel bei Almodovar gespielt und sich dann entschlossen, nach Hollywood zu gehen. Mit seinemPart in "Mambo Kings" hat er eine Menge Leute beeindruckt. Danach hat er meiner Meinung nach einige falsche Entscheidungen bei der Rollenauswahl getroffen, etwa bei "Miami Rhapsody", aber mit "Zorro" liegt er goldrichtig.

BF: Zorro ist inzwischen rund 80 Jahre alt. Warum fasziniert die Figur noch heute?

MC: Ich glaube, die Kinogänger haben die zynischen Superhelden der achtziger und neunziger Jahre einfach satt. Zorro ist völlig unzynisch. Er sieht gut aus, ist romantisch, ist aufrecht, er kämpft für eine gute Sache und hat Spaß am Leben.

BF: Insgesamt gesehen ist Ihr Film allerdings recht brav geworden.

MC: Ich wollte auf jeden Fall ein PG 13 erreichen. Deshalb gibt es bei mir so gut wie kein Blut und keine Brutalitäten. Ich hatte das Gefühl, ich müßte den Film für alle machen.

Regisseur Martin Campbell zu 'Die Maske des Zorro'