Blickpunkt:Film

Kino

BF: Ihr Hauptdarsteller Tobias Schenke hat gesagt, Sie waren "nicht mehr so locker, sondern viel strenger" als bei "Paarungszeit". Warum?

Marc Rothemund: Ich bin ja sehr überraschend an "Paarungszeit" herangekommen, weil Katja von Garnier ausgestiegen ist. Ich hatte noch jugendlichen Leichtsinn und habe erst beim Drehen gemerkt, wie schwer es ist, etwas charmant, leicht und ironisch-lustig zu machen. Bei "Harte Jungs" bin ich ohne diesen Leichtsinn angetreten. Auf der anderen Seite konnten sich die zwei Jugendlichen - Tobias Schenke und Cosma Shiva Hagen - bei "Paarungszeit" an der Professionalität der Erwachsenen orientieren. Hier gab es einen Haufen Jugendliche, die feiern wollten und eine so geballte Energie entwickelt haben, dass ich strenger sein musste.

BF: Hat diese geballte Energie auch etwas für die Stimmung des Films gebracht?

MR: Sehr viel sogar. Ich habe für die Rollen insgesamt 3000 Schauspieler gesehen. Die wichtigsten Auswahlkriterien waren für mich Spielfreude und ein Augenzwinkern - das war schon bei "Paarungszeit" so. Die jugendlichen Hauptdarsteller können über sich selbst lachen. Diese positive Stimmung hat alle mitgerissen. So eine Energie muss man am Drehort erst einmal bekommen. Das war schon toll.

BF: Gab es viele Angebote nach "Paarungszeit"?

MR: Ja. Ich wollte eigentlich einen Krimi machen, weil man dabei schon beim Drehen weiß, dass eine Szene stark war. Bei einer Komödie gehst du abends nach Hause und weißt bis zum Schnitt nicht, ob es komisch ist - bzw. du weißt es erst, wenn du ein Publikum hast, das lacht oder nicht lacht. Den Krimi haben wir aber aus zeitlichen und finanziellen Gründen verschoben. Bernd Eichinger hörte davon, dass ich frei war - er war ein Fan von "Paarungszeit" -, und fragte, ob wir einen Film zusammen machen wollen.

BF: Wie war die Zusammenarbeit mit Bernd Eichinger?

MR: Extrem produktiv. Er war bei der Buchentwicklung mit Granz Henman mit dabei, beim Drehen hat er mir freie Hand gelassen und ich habe ihn erst im Schneideraum wiedergesehen. Wir hatten das gleiche Ziel: Einen Film mit Jugendlichen für Jugendliche zu machen.

BF: War es schwierig, mit dem Budget von sechs Mio. Mark auszukommen?

MR: Nein. Die Gagen waren nicht so hoch, weil es sich um jugendliche, noch nicht so bekannte Schauspieler handelt. Wir haben in Augsburg gedreht, wir waren in keinem pompösen Hotel, wir haben an einer Schule gedreht - das Einzige, was ein bisschen teurer war, war das Theater mit der Aufführung von "Romeo und Julia". Wir wollten keine billige Kulisse haben, sondern es sollte aussehen, als ob die Schule ein paar Wochen daran liebevoll gebaut hat. Außerdem war der Materialverbrauch durch die Partys und durch das doch komplizierte Handwerk am Drehort mit Markierungen, Timing und Schnittpausen ein bisschen höher - aber das lag alles im Rahmen.

BF: Haben Sie Test-Vorführungen gemacht?

MR: Wir haben drei Test-Screenings mit je 300 Menschen von zwölf bis 40 Jahren gemacht und das, was wir machen wollten, ist in den Test-Screenings vollkommen aufgegangen. Wir hatten gute Testwerte. Die Jugend ist sehr darauf abgefahren und ich bin erstaunt, dass so viele Ältere den Film auch sehr mögen. Wenn der Film Feuilleton-Kritikern gefallen würde, hätten wir auch etwas falsch gemacht.

BF: Welchen Unterschied sehen Sie zwischen der Arbeit für das Kino und für das Fernsehen?

MR: Der Kinozuschauer zahlt zwölf Mark, was - finde ich - ganz schön viel Geld ist. Er hat ein Recht, für diese zwölf Mark unterhalten zu werden, das sollte man erfüllen - das muss man auch erfüllen, damit der Film sein Geld einspielt. Der Anspruch ist in allen Belangen sehr viel höher. Ich mache aber auch gern Fernsehen. Die fünf Mio. Mark der "Paarungszeit" haben mich viele Stunden Schlaf gekostet. Dieser Film hat eine Million mehr gekostet, da habe ich noch weniger geschlafen. Bei einem TV-Film schlafe ich besser und da hat man auch mehr Freiheiten, etwas auszuprobieren, man kann eher Experimente machen. Beim Fernsehen hat man auch eine größere Vielfalt von Geschichten, die man erzählen kann.

Regisseur Marc Rothemund zu "Harte Jungs'