Blickpunkt:Film

Kino

Mit dem [zweiten Teil](/movie/die-wilden-kerle-2) von "Die wilden Kerle" haben Sie mehr Zuschauer erreicht als mit dem [Original](/movie/die-wilden-kerle). Jetzt erwarten natürlich alle eine weitere Steigerung. Wie gehen Sie mit diesem Erfolgsdruck um?
Indem ich mir Folgendes sage: Wenn der dritte genauso erfolgreich wird wie der zweite, dann bin ich zufrieden. Wir haben natürlich auch den Vorteil, dass wir es geschafft haben, Film und Bücher gleichzeitig zu platzieren. Noch dazu hatten wir das Glück, dass "Die Wilden Kerle" zu einer Art Kinderbewegung geworden sind, die immer noch wächst. Es gibt also noch Potenzial für den dritten Teil.

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Sie am Set immer wieder Änderungen am Drehbuch vorgenommen haben.
Das war eine Notwendigkeit, wir wussten alle, dass es so passieren würde. Nur beim zweiten Teil habe ich so etwas nicht machen müssen, denn da war die Vorbereitungszeit lange genug. Bei Teil 1 und Teil 3 war alles ein einziger Kampf gegen die Zeit - vor allem von der Action her. In Teil 3 ist viel mehr davon drin und das kostet einfach Zeit, und auch Geld, wobei auch Teil 3 nicht sehr viel teurer als die ersten zwei war. Wir sind wie immer sogar unter dem Budget geblieben.
"Erneut unter Budget geblieben"
Was passiert eigentlich mit dem Geld, das übrig bleibt?
Das wird entweder zurückgezahlt oder in die Promotion gesteckt. Diesmal haben wir vom Trailer 2000 Kopien, beim letzten Mal waren es nur 1000. Aber es war wirklich sehr schwierig, den Dreh zu organisieren. Ich habe nachts Drehbücher umgeschrieben. Die Aufnahmeleitung hat geschimpft, weil man es manchmal nicht einmal geschafft hat, die neuen Seiten rechtzeitig auszudrucken und zu verteilen. Auch tagsüber wurde mehrmals etwas umgestellt, weil wir einfach immer mehr komprimieren mussten. Ich hätte beispielsweise gerne vom Spiel am Schluss mehr drin gehabt, damit man spürt, wie die Gegner langsam Respekt voreinander bekommen. Es funktioniert so zwar immer noch, aber man merkt, dass sich alles verdichtet hat.

Sie arbeiten nun schon zum dritten Mal mit derselben Produktionsfirma - [SamFilm](/company/samfilm) - und mit demselben Verleih - Buena Vista - zusammen.
Es ist eine Arbeit voller Respekt und Achtung, da respektiert jeder den Raum und den Bereich des anderen. Es gibt immer wieder Kritik, was ich sehr gut finde, es gibt Streitpunkte, es gibt auch Momente, wo man verletzt ist - denn wenn ich mit meinem Drehbuch vor ihnen stehe, dann bin ich angreifbar und es fühlt sich für mich in etwa so an, als würde ich in Unterhosen vor ihnen stehen. Sie sagen mir immer noch ganz klar, was ihnen nicht gefällt, und das finde ich viel besser, als wenn sie sagen würden: "Du machst das schon, es ist alles toll, was du tust." Und ich bin ihnen nach wie vor unwahrscheinlich dankbar dafür, dass sie mir die Chance gegeben haben, "Die Wilden Kerle" nach meinen Vorstellungen in die Kinos zu bringen.
In den letzten Jahren werden verstärkt Filme für Kinder realisiert. Haben Sie ein bisschen Angst vor der Konkurrenz?
Es ist wieder mal typisch deutsch - wenn etwas läuft, dann wird es bis zum Erbrechen gemacht, jeder will mitmachen. Aber wenn man zu viele Kühe auf die Weide schickt, ist irgendwann eine Wüste da. Das kann nicht jeder überleben. Davor habe ich ein bisschen Angst. Angst macht mir auch, dass die meisten gar keine richtigen Kinderfilme realisieren. "Wilde Kerle" ist ein Film für Kinder, da wird aus der Sicht der Kinder erzählt. Viele andere Filme sind Familienfilme bzw. sie richten sich eher an die Eltern. Die haben die Bücher als Kinder gelesen und beschließen jetzt, dass es gut für die Kinder ist, das auch zu tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das bei meinen nicht funktioniert hat. Ich wollte ihnen Erich Kästner und Mark Twain vorlesen und bin gescheitert. Die haben sich für andere Sachen interessiert. Und das sind eben nicht Familienfilme, in denen eine heile Welt erzählt wird. Deswegen sehe ich das nicht so sehr als Konkurrenz.

Wie verdienen Sie im Moment Ihr Geld - als Regisseur, Buchautor oder übers Merchandising?
In allen drei Bereichen, wobei ich das meiste Geld mit meinen Büchern verdiene. Die verkaufen sich immer noch sehr gut. Ich bekomme ganz normale Tantiemen und das ist viel mehr, als ich mit dem Film verdiene. Und das Merchandising läuft jetzt erst richtig an, weil die Abrechnungszeit so lange dauert. Außerdem teile ich die Marke mit dem Illustrator Jan Birk, und wir mussten zunächst einmal unwahrscheinlich viel Geld in die Anmeldung der Marke investieren. Und der Profit kommt jetzt erst langsam. Aber insgesamt verdient jeder im Moment Geld mit den Wilden Kerlen. Ich finde das toll, man fühlt sich wie ein Alchimist, man macht aus Blei Gold.

Vor einem halben Jahr haben Sie das Traineramt bei den echten "Wilden Kerlen", die als Grundlage für Ihre Bücher und Filme dienten, aufgegeben.
Ja, das war letzten Sommer. Ich bin auch ein bisschen traurig, weil ich in letzter Zeit zu wenig Zeit für meine Kinder hatte. Es ist eine Farce - man schreibt Bücher für Kinder und hat keine Zeit mehr für die eigenen Kinder. Deswegen trete ich jetzt kürzer - während ich den Film drehe, schreibe ich keine Bücher. Das macht einige sauer und meine Eltern sagen: "Das darfst du nicht machen, du musst alles mitnehmen. Denn was ist, wenn das alles einmal nicht mehr erfolgreich ist?" Aber ich denke, es ist erfolgreich genug. Ich habe Jahre lang drei Stunden pro Nacht geschlafen und sonst nur gearbeitet, und jetzt muss ich mal aufhören. lasso

Regisseur Joachim Masannek über "Die Wilden Kerle 3"

Joachim Masannek||Der 1960 geborene Masannek entwickelte 2001, basierend auf den Erfahrungen mit einem von ihm trainierten Fußballteam, die Kinderbuchreihe "Die wilden Fußballkerle". Neben 13 Büchern erschienen auch Hörbücher, Merchandising-Artikel und Spiele. Die ersten beiden "Wilde Kerle"-Filme sahen zusammen rund 2,5 Mio. Kinobesucher.