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Kino

Blickpunkt:Film: Welche "biografischen Spurenelemente" gibt es in "In America"?

Jim Sheridan: Vieles, was in dem Film geschieht, ist auch mir passiert, als ich von Irland nach New York ausgewandert bin: Ich habe viel Geld beim Versuch verloren, auf dem Rummelplatz eine ET-Puppe zu gewinnen, ich habe eine Klimaanlage durch halb New York geschleppt, ich musste leere Flaschen sammeln, um mir von dem Pfand einen Stecker für 25 Cent zu kaufen und ich habe wirklich eine Frühgeburt erlebt.

BF: War das eine harte Zeit?

JS: Es war eine aufregende Zeit, aber schwierig, genug Geld zu verdienen, um die Familie durchzubringen. Andererseits hat es uns näher zusammengebracht. Ich habe zudem durch diese wirtschaftlich schwierige Zeit gelernt, eine Gelegenheit zu ergreifen, sobald man sie bekommt. Und so war es: Ich bekam die Gelegenheit, "Mein linker Fuß" zu schreiben, und durfte den Film danach auch inszenieren.

BF: "In America" ist eine Familienangelegenheit: Das Drehbuch haben Sie mit Ihren Töchtern [Naom](/person/naomi-sheridan) und [Kirsten](/person/kirsten-sheridan) geschrieben. Wie war die Zusammenarbeit?

JS: Es war eine sehr konstruktive Zusammenarbeit. Ich hatte die Idee zu dem Film und viele Episoden, aber keine richtige Geschichte. Also bat ich meine Töchter, eine Fassung zu schreiben. Sie setzten die Geschichte so um, dass die Kinder im Zentrum sind. Dann habe ich an meinen toten Bruder gedacht und entschied, diese Geschichten zusammenzufügen und hatte plötzlich das Thema für den Film: den Tod hinter sich zu lassen.

BF: Wie in "[Das weiße Zauberpferd](/movie/das-weisse-zauberpferd)" arbeiten Sie dabei mit magischem Realismus.

JS: Der Film ist real und er ist magisch-real. Wir haben alle mit magischem Realismus zu tun. Wir wissen es nur nicht. Man schafft sich damit eine alternative Realität. Das machen wir alle, wenn wir sehr jung etwas über den Tod herausfinden - wir schaffen uns eine Welt, in der wir nicht darüber nachdenken müssen. Wir schützen uns. In "In America" geht es um die Anwesenheit des Unsichtbaren in unserem Leben. Mir gefällt die Idee des Unsichtbaren.

BF: Wie lange hat das Casting für die beiden Kinderrollen gedauert?

JS: [Emma](/person/emma-bolger) und [Sarah Bolger](/person/sarah-bolger) waren die ersten beiden Mädchen, die beim Vorsprechen waren - und ich habe sie gleich besetzt. Das war Glück.

BF: Zunächst wollten Sie die Eltern mit [Kate Winslet](/person/kate-winslet) und [Ewan McGregor](/person/ewan-mcgregor) besetzen.

JS: Wir hatten Kate Winslet, aber dann kam ein anderer Film, den sie gern machen wollte. Also dachte ich, ich setze auf [Samantha Morton](/person/samantha-morton) und [Paddy Considine](/person/paddy-considine).

BF: Samantha Morton und Paddy Considine sind der breiten Masse weniger bekannt. War das schwierig für die Finanzierung des Films?

JS: Es war beinahe das Gegenteil. Das hatte damit zu tun, dass wir den Film während des Streiks in Amerika gemacht haben und es sehr schwierig war, Geld zu bekommen. Dann dachte das Studio, es wäre besser, einen unbekannteren männlichen Hauptdarsteller zu haben, damit es den Film als meine Geschichte verkaufen kann. Das Studio hat also die mutige Entscheidung getroffen, es mit unbekannteren Schauspielern zu versuchen. Das funktioniert auch sehr viel besser für den Film. Es wäre gut, wenn man das immer machen könnte. Aber das Filmgeschäft ist darauf ausgerichtet, Filme in ausländische Territorien zu verkaufen, und dafür braucht man Namen.

BF: Sie haben oft Angebote aus Hollywood bekommen, diese aber immer wieder ausgeschlagen. Waren haben Sie nie versucht, diese anzunehmen?

JS: Ich habe nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Ich wollte meine eigenen Geschichten erzählen. Es ist schwer, etwas auszuführen, woran man nicht glaubt. Außerdem: Ich brauche nicht so viel Geld.

"Mir gefällt die Idee des Unsichtbaren"

BF: Was ist Ihr nächstes Projekt?

JS: Ich werde einen Film über die amerikanische Politik machen. Es geht um einen Anschlag auf einen Senator in den sechziger Jahren. Jeder denkt, es hat etwas mit den Kennedys zu tun. Das hat es auch in gewisser Weise. Ich sehe es als eine Art Fabel. Ich mag es, wenn ein Film etwas bedeutet, wenn man vielleicht Dinge zum Besseren verändern kann.

BF: Werden Sie mit [Daniel Day-Lewis](/person/daniel-day-lewis) drehen, mit dem Sie oft zusammengearbeitet haben?

JS: Ich habe neulich mit ihm gesprochen, ob wir vielleicht etwas finden können - unter Umständen sogar das Projekt über die amerikanische Politik.

Regisseur Jim Sheridan über "In America"