Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Nach so vielen Actionfilmen - stellt da ein Gespensterfilm wie "Das Geisterschloß" eine große Veränderung dar?

Jan De Bont: Ich suchte schon jahrelang nach einem Stoff wie "Das Omen" oder "Rosemaries Baby", einen erwachsenen Horrorfilm im Gegensatz zu den jugendorientierten Slasher-Filmen, die Hollywood in den letzten Jahren dominierten. Ich kannte das Buch von Shirley Jackson, "The Haunting on Hill House", habe aber nie die Original-Filmversion gesehen.

Blickpunkt:Film: Macht es einen Unterschied, Suspense und Horror statt Action zu inszenieren?

JDB: Es gibt Sequenzen, die neu sind für diese Art von Film:Das Haus spielt eine Hauptrolle, es wird buchstäblich lebendig. Unser Ausstatter Eugenio Zanetti gestaltete dieses unglaublich komplizierte Haus, das zehn Mio. Dollar kostete. Ich wollte einen Film, der mehr Wert auf die Figurenzeichnung legt und wollte Spannung aufbauen mit Momenten von Angst. Angst funktioniert in jedem Film beim Publikum. Jeder kann sich einfühlen.

Blickpunkt:Film: Was überraschte Sie am meisten bei dieser Produktion?

JDB: Es ist einfach super, im Studio zu drehen. Wir drehten alles in den Manhattan Beach Studios und im alten Spruce Goose Hangar in Long Beach. Meine anderen Filme wurden on location gedreht, bei schlechtem Wetter oder im Wasser - alles Elemente, die einem die Arbeit erschweren, da man keine Kontrolle über sie hat. "Das Geisterschloß" war das Gegenteil. Man überlegt sich seine Einstellungen und filmt sie genau so wie geplant. Wir hatten sogar Zeit, mit den Darstellern zu proben, so daß wir jedes Problem schon vorher angehen konnten.

Blickpunkt:Film: Was war die größte Herausforderung?

JDB: Am schwierigsten ist es, Dinge, die man fühlt, auf die Leinwand zu transportieren. Es sind nicht immer Dinge, die man auch sehen kann. In allen großen Horrorfilmen sind es die Dinge, die man nicht sehen kann, Dinge im Dunkeln, die man nur hören kann. Man verursacht Angst suggestiv, weil Angst im Kopf entsteht, bevor sie real wird. Also kann man nicht einfach mit Effekten protzen und hoffen, damit Angst und Spannung zu kreieren.

Blickpunkt:Film: Wie lange dauerte es, den Film zu realisieren?

JDB: Es ging sehr schnell. Ich las das Drehbuch letzten Juli und begann mit der Preproduction im August. Wir mußten im November mit dem Dreh beginnen, um den vom Studio gewollten Sommerstart zu garantieren. Das größte Problem war, mit der Postproduktion fertig zu werden, weshalb ich dieses Mal einen Großteil der Postproduktionsarbeit schon in der Preproduction veranlaßt habe. Dasselbe gilt für die Toneffekte. Diese sind sehr wichtig wegen der Suggestivwirkung - deswegen kam Gary Rydstrom von ILM schon früh zu uns. Gary nahm die verschiedenen Effekte auf, die ich dann beim Dreh abspielen konnte, so daß das Haus eine Art Stimme hatte. Ich ließ sogar Lautsprecher an den richtigen Ecken anbringen, so daß die Schauspieler genau dorthin schauten, wo der Ton herkam.

Blickpunkt:Film: Wie war die Zusammenarbeit mit Kameramann Karl Walter Lindenlaub?

JDB: Er ist ein sehr guter Kameramann, der viel mit Roland Emmerich gearbeitet hat, er fotografierte "Independence Day". Der Look des Films ist fantastisch geworden. Ich habe nicht zu allen Einstellungen mit ihm Storyboards angefertigt, nur zu den Effektszenen. Die Beleuchtung überließ ich ganz ihm. Man muß seinem Kameramann vertrauen. Er ist eine sehr wichtige Person und bestimmt den Rhythmus.

Blickpunkt:Film: Wie denken Sie im Rückblick über "Speed 2"?

JDB: Es war ein klassisches Beispiel, ohne ein fertiges Drehbuch den Dreh zu beginnen. Das Studio hatte es zu eilig mit dem Film, sie wollten unbedingt einen Sommerstart, so daß ich gezwungen war, anzufangen, egal, ob ich fertig war oder nicht.

Regisseur Jan De Bont über 'Das Geisterschloß'