Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: "LiebesLuder" spielt im Hochsauerland, in der tiefsten westfälischen Provinz. Eine Reminiszenz an Ihre frühen Filme wie "[Karniggels](/movie/karniggels)" oder eine fördertechnische Notwendigkeit?

Detlev Buck: Durch die Gelder der [Filmstiftung NRW](/company/film-und-medienstiftung-nrw) mussten wir zwar dort drehen, aber das war nicht der Grund. Meine Geschichten spielen da, wo sie hingehören, und diese passt nur in die Provinz. Wichtig war das Fachwerk, da ist alles genau abgezirkelt in Schwarz und Weiß. Das spiegelt die Mentalität wieder, die soziale Kontrolle. Jeder kennt jeden, wenn das Auto zu lange bei einer Frau vor der Tür steht, heißt das vielleicht, die beiden trinken nicht nur Kaffee.

BF: Wie kam es zum Titel "LiebesLuder"?

DB: Passt doch. Wenn eine Frau kein Luder ist, die sagt, ich brauche Geld und bevor ich mit 1000 Typen schlafe, schlafe ich mit dreien und verlange 200.000 Mark, dann weiß ich nicht, wer sonst ein Luder sein soll. Der Begriff ist modern. LiebesLuder kann ein Luder sein, das lieb ist oder ein Luder für die Liebe.

BF: Nach [Heike Makatsch](/person/heike-makatsch) und [Lea Mornar](/person/lea-mornar) entdecken Sie jetzt Comedy-Star Anke Engelke. Fühlen Sie sich als Talentscout?

DB: Ich bin neugierig und fände es langweilig, immer nur aus der gleichen Gruppe zu besetzen. Anke Engelke liebte die Figur und wollte unbedingt mitspielen. Es hat sich für uns beide gelohnt. Sie ist nicht nur eine Komikertante oder "Danke, Anke", sondern eine wandlungsfähige Schauspielerin.

BF: Nachdem "[Liebe Deine Nächste!](/movie/liebe-deine-naechste)" nicht so gut lief: Hatte das Folgen bei der Förderung für dieses Projekt?

DB: Der Film hatte immerhin 380.000 Zuschauer. Die Förderung für "LiebesLuder" war o. k. Neben der Filmstiftung NRW stiegen noch das [Filmboard Berlin-Brandenburg](/company/medienboard-berlin-brandenburg) und die [FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt) bei dieser Koproduktion mit dem [WDR](/company/westdeutscher-rundfunk-wdr) ein. Wenn "LiebesLuder" floppen würde, wäre das anders. Das Filmwunder hat sich in Deutschland wieder relativiert. Das halte ich für normal. Auch [Martin Scorsese](/person/martin-scorsese) hat mal Hänger gehabt und bleibt trotzdem ein toller Regisseur. Ich kann nur sagen, die Kinder, die nicht von allen geliebt werden, liebt man selbst am meisten. Ich gucke nicht immer auf den Markt, sondern mache das, was mich interessiert, und mag mich auch nicht wegen irgendwas irgendwem an den Hals schmeißen.

BF: Ärgert Sie die Kategorie "Komödienspezialist"?

DB: Mich nervt dieses Schubladendenken, es scheint als Maß aller Dinge zu gelten, wenn ein Film einzuordnen ist. Ich bin nicht auf Komödie aus, sondern erzähle Geschichten mit Liebe und einem bestimmten Kick, die sich mit Humor paaren und auf Emotionen setzen. Ich spiele gern mit Genres. Mein nächster Film sollte überraschen, er ist sehr dunkel - wie "[Sieben](/movie/sieben)".

BF: Was reizt Sie zwischendurch immer wieder an Werbespots?

DB: Mit Werbespots überbrücke ich zwischen zwei Filmen einen möglichen Leerlauf. Ich will nicht auf einem Film sitzen wie eine Glucke, da verarme ich im Handwerk. Es macht Spaß, neues Terrain zu entdecken. Da kann ich mich austoben, was Eigenes finden, in ein Zwangskorsett passe ich nicht rein.

BF: Wie würden Sie Ihre Arbeitsstil beschreiben?

DB: Ich bin sehr intuitiv, mache einen Plan und schmeiße ihn auch wieder um. Bei "LiebesLuder" haben wir die Dreharbeiten unterbrochen, weil ich merkte, ich muss das Konzept verändern. Mich interessiert immer ein sinnlicher Moment, es gibt in jedem Film einen Bauchpunkt.

BF: Und einen Hauch von Anarchie?

DB: Den lasse ich mir nicht nehmen. Sonst haben wir diese Gleichwertigkeit und Biederkeit. Perfekte Unterhaltung ist immer sehr brav. Entweder sind wir eine technokratische Band oder eine Rock'n'Roll-Band. Wir haben uns für das Letztere entschieden. Man kann ja auch mal einen Gospelsong singen oder "Angie" wie die Rolling Stones.

Regisseur Detlev Buck zu "LiebesLuder"