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Kino

Blickpunkt: Film: Warum haben Sie sich nach den Leinwand-Adaptionen von 1946 und 1957 dazu entschlossen, Anna Leonowens' Tagebücher erneut zu verfilmen?

Andy Tennant: Ich weiß, dass ich ein gewisses Risiko eingegangen bin, weil der Stoff so bekannt ist und auch als Broadway-Musical schon überaus erfolgreich war. Aber auch bei "Auf immer und ewig" rieten mir alle ab, da ja angeblich jeder die Aschenputtel-Geschichte kennt und sie nicht noch einmal im Kino sehen will. Weit gefehlt - warum sollte also "Anna und der König" nicht funktionieren? Ich liebe zwar die Version mit Yul Brynner und Deborah Kerr, aber sie ist sehr kitschig, eindimensional und in gewisser Weise auch rassistisch. Ich habe versucht realistischer zu sein, ich wollte Siam zeigen, wie es damals war, die politischen Hintergründe des Stoffes transparent machen, näher an der Vorlage und den echten Personen bleiben.

BF: Sie haben in Malaysia gedreht. Warum nicht in Thailand?

AT: Wir haben es zwar probiert, waren uns aber ziemlich sicher, dass wir keine Drehgenehmigung bekommen würden. Alle Versionen von "Anna und der König" sind in Thailand verboten. Bei den früheren Filmen kann ich das wegen der Darstellung des Königs vielleicht sogar verstehen. Bei unserer Version ist das Verbot hingegen nicht nachvollziehbar. Chow Yunfat ist der erste Asiate, der Mongkut spielt, wir hatten Thai-Historiker als Berater.

BF: Woran hat das Thai Film Board das Verbot festgemacht?

AT: Daran, dass Kinder den König berühren. Meiner Ansicht nach pure Willkür. Trotzdem wird unser Film dank der Video- und DVD-Piraterie, wie schon seine Vorläufer, unter den Thailändern überaus populär werden.

BF: Wieviel Budget stand Ihnen zur Verfügung?

AT: Rund 75 Millionen Dollar. Nicht viel im Vergleich zu, sagen wir, "Speed 2". Die reine Drehzeit betrug sechs Monate und wir haben sechs Tage die Woche gearbeitet. Wir haben nur vor Ort, nicht einen Tag im Studio gedreht.

BF: Haben Sie Ihr Personal und Material aus den USA mitgebracht?

AT: Nein, Arbeiter und Handwerker haben wir vor Ort engagiert. Wir importierten 24.000 Meter Stoff aus Thailand, um die Kostüme zu schneidern. Wir beschäftigten 1300 Arbeiter aus neun verschiedenen Ländern, die die Sets wegen des Regens aus echten Materialien nachbauten. So verbauten wir etwa rund 1400 Quadratmeter Marmor.

BF: War Jodie Foster Ihre erste Wahl?

AT: Nein. Hauptdarsteller Chow Yunfat war bereits an Bord, was ich großartig fand, weil er eine ungeheuer erotische Ausstrahlung hat. An Jodie Foster hatten wir zunächst gar nicht gedacht, weil sie gerade ihr Kind zur Welt gebracht hatte. Aber weit gefehlt. Sie hat das Skript gelesen und sofort zugesagt - nicht zuletzt, um an der Seite von Chow Yun-fat zu spielen.

BF: Was hat Sie bei der Herstellung dieses Films am meisten belastet?

AT: Ohne Frage die überaus schwierigen Dreharbeiten. Am liebsten wäre ich jeden Morgen einfach im Bett geblieben. Die Regenfälle überfluteten unsere Bauten, schwemmten sie weg. Die Moskitos waren unerträglich, Jodie fiel und brach sich ein paar Rippen, ich brach mir die Hand, ein Elefant setzte sich auf ein Auto. Alles, was nur schief gehen konnte, ging auch schief.

BF: Sie erzählen Ihren Film ungeheuer konventionell.

AT: Das war auch meine Absicht. Wir haben bewusst eine lineare, klassische Erzählform gewählt, um das Publikum ebenso langsam an den ungewöhnlichen Stoff heranzuführen, wie Jodie Foster an den für sie fremden König. Außerdem erzählen wir drei Geschichten, die der Lehrerin, die politische und die der Konkubine, und bei drei Erzählsträngen sollte man möglichst einfach erzählen.

Regisseur Andy Tennant zu 'Anna und der König'