Blickpunkt:Film

Kino

Zum Jahreswechsel haben wir Produzenten und Produzentinnen aus Österreich gebeten, uns ihre Einschätzungen zu den Geschehnissen des vergangenen Jahres zu teilen und uns einen Ausblick auf die Entwicklungen des kommenden Jahres zu geben. Hier lesen Sie die Einblicke von[ Filmladen](/company/filmladen-filmverleih)-Geschäftsführer [Michael Stejskal](/person/michael-stejskal_2).

**Welche Entwicklungen in der österreichischen Filmbranche waren für Sie besonders prägend? Was lief besonders gut, und welche Herausforderungen mussten gemeistert werden?**

Das Filmanreizmodell hat der Produktionswirtschaft den erhofften Anschub gegeben. Das wird mittelfristig hoffentlich zu einem Anstieg von Titeln führen, die dann im Kino erfolgreich sind und neue Publikumsschichten erschließen werden. Leider ist im ersten Schritt die allseits paktierte Einbeziehung der Verleihwirtschaft in das Filmanreizmodell nur zum Teil gelungen. Das Ende der Legislaturperiode hat einen zweiten Anlauf verhindert.
Mit diesem Wunsch müssen wir dann die neue Regierung konfrontieren – sobald es sie gibt. Im Arthaussektor haben wir den erfreulichen Umstand festgestellt, dass auch ein jüngeres Publikum wieder zunehmend in die Filmkunstkinos findet. Das für den österreichischen Film sehr gute Jahr 2023 hat sich 2024 fortgesetzt. Mit[ „Andrea lässt sich scheiden“](/movie/andrea-laesst-sich-scheiden) (knapp 190.000 Zuschauer:innen), [„Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“](/movie/rickerl-at) (67.000 Eintritte), „80 Plus“ (65.000 Tickets, läuft derzeit noch in den Kinos) und dem Dokumentarfilm [„Favoriten“ ](/movie/favoriten_0)(mit bisher 40.000 Besucher:innen läuft der Film ebenfalls noch) konnten wir vier der stärksten österreichischen Filme ins Kino bringen. Mit [„Oh La La“](/movie/cocorico) (mehr als 70.000 Eintritte) und [„Liebesbriefe aus Nizza“ ](/movie/navoue-jamais)(mehr als 30.000 Eintritte) hatten wir auch zwei besonders starke französische Titel. Besonders erfreulich ist, dass auch kleine und sehr anspruchsvolle Titel überproportional gut liefen. [„Emilia Pérez“ ](/movie/emilia-perez)hingegen hat sich zum Start schwerer getan als erhofft. Hier müssen wir die Durststrecke bis zu den Golden Globes und bis zur Oscar-Verleihung überwinden, wo der Film hoffentlich hervorstechen wird. Eine Herausforderung ist und bleibt die starke Volatilität.



**Welche Trends und Themen sehen Sie im kommenden Jahr als entscheidend für die Branche an? Welche Prioritäten setzen Sie in Ihrem Unternehmen/bei Ihren Projekten, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen?**

Im Multiplex-Sektor wird man beobachten müssen, ob sich der
Einbruch von 2024 im nächsten Jahr auffangen lässt, oder ob es sich um einen längerfristigen Trend handelt. Insgesamt würden wir uns sowohl im Multiplex-Bereich als auch im Crossover- und Arthaus-Segment mehr Mut zum Neuen und Ungewöhnlichen zu wünschen. Hier wären vor allem jüngere, weibliche Stimmen gefragt. [„Barbie“](/movie/barbie) im letzten Jahr, [„Love Lies Bleeding“](/movie/love-lies-bleeding_6) heuer und – auf österreichischer Ebene – [„Mit einem Tiger schlafen“](/movie/im-land-der-starken-frauen) waren hier ermutigende Schritte in eine neue, frische und erzählerisch akzentuierte Richtung. Wir werden weiterhin sehr stark auf das heimische Produkt setzen, aber auch bei internationalen Titeln unsere Anstrengungen noch verstärken, uns attraktive Crossover-Filme möglichst frühzeitig zu sichern.






Michael Stejskal: „Weiter stark auf heimisches Produkt setzen“