Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Sie hatten schon vor Irish Dreamtime und ihrem Bond-Auftritt einen Produktionsdeal.

Pierce Brosnan: Ja, vor acht Jahren mit Columbia. Aber dabei ist nichts herausgekommen. Und ich hatte einen Vorgeschmack dessen, wie es sein kann, wenn man Filmangebote prüft, wenn man nach Projekten sucht und sie entwickelt. Als wir dann auf "Der amerikanische Neffe" kamen, wollten wir nicht zu lange warten.

BF: Haben Sie als Schauspieler auf Ihre Gage verzichtet, um den Produzenten Pierce Brosnan zu entlasten?

PB: Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, was ich für diesen Film bekommen habe. Aber das war auch nicht so wichtig. Schließlich war mein Traum, einen Film zu machen, einen Film für Irland und in Irland. Als alles klar war, ging es sehr schnell, innerhalb eines Jahres. Möglich wurde das aber erst durch den Erfolg von "Goldeneye".

BF: Wollten Sie von Anfang an auch mitspielen?

PB: Für die Finanzierung mußte ich sowieso den Film begleiten, beim Dreh dabeisein, und es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

BF: Warum haben Sie mit James Bond im Rücken keinen Agententhriller gewählt?

PB: Darauf kann ich immer nur antworten: Warum sollte ich?

BF: Auch wenn "Der amerikanische Neffe" leisere Töne anschlägt, bewegt sich Ihre Rolle nicht weit weg von Ihrem Image.

PB: Ja, die Rollen sind nicht so verschieden. Es wird mit den gleichen Figurenmerkmalen gearbeit. Ich habe aber - neben Bond - auch noch andere Gesichter. Mein nächster Film ist "The Thomas Crown Affair", ein gewagtes Unternehmen, aber wir habenein wundervolles Drehbuch, mit John McTiernam einen tollen Regisseur, und Rene Russo an meiner Seite. Ich produziere den Film, auch wenn ich mich nicht unbedingt als Produzent fühle. Aber ich habe den Film mit initiiert und ein Remake vorgeschlagen. Zwei Jahre später hatten wir ein Drehbuch, das grandios war. Hätte ich es nicht gemacht, hätte jemand anderes zugeschlagen.Es ist einfach eine großartige Liebesgeschichte, die gut zum Bond-Image paßt, das an mir haftet.

BF: Was ist das nächste Projekt von Irish Dreamtime?

PB: "The Match" mit Ian Holm und Richard E. Grant, eine Coproduktion mit Propaganda Films.

BF: Ist es als James Bond einfacher, Schauspieler und kreative Mitstreiter zu bekommen?

PB: Absolut. Ich hoffe allerdings, sie wollen auch mit mir arbeiten, weil sie das Projekt mögen. Wirklich beurteilen, ob sie mein Name oder das, was ich anbiete, überzeugt, kann ich nicht. Denn ich mache mit "Der amerikanische Neffe" ja meine ersten Erfahrungen als Produzent.

BF: Als Produktionsdebüt hat "Der amerikanische Neffe" sicherlich auch eine persönliche Bedeutung. Mit welcher der Figuren können Sie sich am mei-sten identifizieren?

PB: Am ehesten mit dem Neffen. Ich weiß, wie es ist, ein Fisch außerhalb des Wassers zu sein, die Heimat zu verlassen. Ich weiß wie es ist, jemanden an eine tödliche Krankheit zu verlieren.

BF: Ist "Der amerikanische Neffe" eine Art Heimkehr für Sie?

PB: Nicht wirklich. Es war ein Neuanfang. Irland hat mich nach Amerika gebracht. Dort habe ich eine Miniserie gedreht, "The Manions of America", die brachte mich zu "Remington Steele" und zu dem Leben, das ich heute führe. Nach Hause zu gehen, um einen Film zu machen, ist ein Neuanfang mit alten Wurzeln.

Produzent Pierce Brosnan zu 'Der amerikanische Neffe'