Blickpunkt:Film

Kino

Satirisches Drama über die Identitätskrise eines Angestellten einer Agentur, die Begleiter anbietet. 

Die österreichisch-deutsche Produktion von Nikolaus Geyrhalter Film und Cala Film hat auf seiner Festivalreise schon jede Menge Lob und ein paar Preise gewonnen, bei seiner Weltpremiere in der Kritikerwoche in Venedig zwei. In Stockholm gewann sie das Bronzene Pferd für das beste Erstlingswerk. Vor dem bundesweiten Start in Deutschland wird „[Pfau - Bin ich echt?](/movie/pfau)“ beim Max Ophüls Preis in Saarbrücken gezeigt, wo Regisseur und Drehbuchautor [Bernhard Wenger](/person/bernhard-wenger) einst den Publikumspreis für seinen Kurzfilm „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ gewann.

Der junge österreichische Filmemacher bestätigt hier sein Talent und seine Reife. Das Thema Partneragentur wurde bereits mehrfach aufgegriffen, vor allem in Form einer romantischen Komödie. Wenger fokussiert sich hier aber auf die Identitätskrise eines Mitarbeiters der Agentur und zeichnet gleichzeitig das Porträt einer Gesellschaft, die auf Oberflächenwirkung aus ist, beides fein überspitzt. Alleskönner und bewährtes Chamäleon Albrecht Schuch spielt diesen Mann. Seine Figur Matthias ist ein Mann - nicht ohne Eigenschaften, sondern mit Eigenschaften, die der Kunde, die Kundin von ihm haben will, aber ohne Eigenschaften, die ihm eigen sind. Er ist der distinguierte Kunst- und Kulturkenner, mit der eine Frau bei ihren Bekannten aus der besseren Gesellschaft angeben kann oder der perfekte, repräsentable Sohn beim Geburtstag und Firmenjubiläum. Dabei lässt sein Kunstgeschmack im Privatleben und sein Einfühlungsvermögen in der eigenen Partnerschaft sehr zu wünschen übrig. 

Eine Paraderolle für Schuch, der starke Partner:innen zur Seite hat - in den Haupt- wie Nebenrollen, etwa mit Julia Franz Richter als Matthias Frau oder Anton Noori als Agenturinhaber. Besonders lebendig ist das Zusammenspiel mit Maria Hofstätter als Frau, die das Streiten - mit ihrem jähzornigen Mann (Branko Samarovski) - von Matthias lernen will. Wengers souveränes Drehbuch lässt seinen Protagonisten Schritt für Schritt tiefer in die Krise und in eine Abwärtsspirale geraten. Albin Wildners Kamera und das exquisite Produktionsdesign schaffen die perfekten Bilder - wie aus Hochglanzzeitschriften oder Interieur Design-Katalogen oder Stilllebengemälden mit kleinen feinen Fehlern und teils ein bisschen kräftigeren Überspitzungen. Der Humor ist dezent, bissig bis schwarz und beim Finale wird nicht (mit Farbe) gekleckert, sondern wie es sich gehört auch ein bisschen geklotzt. Wenger sollte man im Auge behalten.





REVIEW KINO: „Pfau - Bin ich echt?“