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Kino

Blickpunkt:FIlm: Was treibt Sie als Schauspieler zur Regie?

Michael Gwisdek: Schon als 16jähriger wollte ich Regisser werden, gleichzeitig auch Kamera machen, Drehbücher schreiben und Schauspieler sein. Als Schauspieler war ich aber so vielbeschäftigt, daß ich erstmals 1988 mit "Treffen in Travers" meinen Jugendtraum erfüllen konnte. Ich würde liebend gerne öfter Regie führen, aber die Finanzierung dauert mir zu lange. Deshalb halte ich es für ein großes Glück, daß ich an Hermann Florin von der  geraten bin, ein Filmverrückter, den das Projekt überzeugte, als ich schon fast ans Aufgeben dachte.

BF: Wie kamen die Coproduzenten  und  dazu?

MG: Die Überzeugungsarbeit war nicht schwierig. Kompliziert war es, die einzelnen Sender und Institutionen unter einen Hut zu kriegen. Ich hätte auch von der Filmstiftung NRW Geld bekommen, aber "Das Mambospiel" ist ein Berlinfilm, den kann man nicht auf Köln umschreiben. So bin ich froh, daß das Filmboard Berlin Brandenburg mit 600.000 Mark einstieg.

BF: Fällt es Ihnen leicht, sich selbst zu inszenieren?

MG: Bei  1994 habe ich Feuer gefangen. Da ich mich gut kenne, bereitete mir die Doppelfunktion Regisseur/Schauspieler kein Kopfzerbrechen. Als Korrektiv fungierte auch Corinna Harfouch.

BF: Sehen Sie Ihre Zukunft als Regisseur oder als Schauspieler?

MG: Im Moment hat Regie Priorität, aber ich möchte nicht die Schauspielerei aufgeben. Der Wunsch, jedes Jahr einen Film zu machen, wird sich wohl nicht erfüllen. Aber ich muß nicht in jedem Film die Hauptrolle spielen.

BF: "Das Mambospiel" läuft unter der Überschrift "Kampf der Geschlechter". Würden Sie den Film als Komödie bezeichnen?

MG: Eher als Unterhaltung mit Problematik, die durch verschiedene Sichtweisen überrascht, mal ist es eine Beziehungskomödie, dann wieder ein Drama, ein Schlag in die Magengrube, ein Blick auf Deutschland von heute. Ich wollte nicht nur Sprüche bringen und witzig sein.

BF: Haben Sie mit einer solchen Mischung keine Angst, das Publikum zu irritieren?

MG: Dem Argument "Das Publikum frißt es nicht" kann ich nicht folgen. Die Sehgewohnheiten ändern sich. Jeder schneidet sich doch abends beim Zappen das eigene Fernsehprogramm zusammen mit Comedy, Talk, Problematik oder Politik.

BF: Warum nahmen Sie den Stress auf sich, an Originalschausplätzen zu drehen?

MG: Ich bin der Typ "entweder alles oder nichts". Wenn ich drehe, konzentriere ich mich auf nichs anderes, habe keine Affären, kein Privatleben. Da nehme ich auch den Stress auf mich, auf der Straße und in Originalkneipen zu drehen. Das war zwar nicht immer unproblematisch, aber gibt dem Film die notwendige Authentizität. Ich wollte das Lebensgefühl einer Stadt einfangen und bin auf die Straße gegangen, statt im Studio zu inszenieren. Mich ärgern Filme, die im luftleeren Raum spielen.

BF: Inwieweit trägt "Das Mambospiel" autobiografische Züge?

MG: Das Milieu mag ähnlich sein, die Charaktere entsprechen aber nicht Corinna Harfouch und mir. Autobiografisch ist vielleicht die Sehnsucht nach der Realisierung von Träumen. Ich erinnere mich, wie ich als Jugendlicher mit meiner Mutter im Zoopalast saß und mir geschworen habe, eines Tages geht der Vorhang auf und da steht "ein Film von Michael Gwisdek".

BF: Fühlen Sie sich geschmeichelt, daß Ihr Film als deutscher Beitrag im Wettbewerb läuft?

MG: Über die Hintergründe mache ich mir keine Gedanken. Aber im Unterbewußtsein habe ich schon mit der Vorstellung gespielt, obgleich der Film publikumsorientiert ist. Wenn man drei Jahre lang an einem Projekt schuftet, einen halben Herzinfarkt und eine halbe Trennung erlebt hat, dann sehe ich die Berlinale als Happy End und empfinde eine Genugtuung denjenigen gegenüber, die nicht an mich glaubten.

BF: Sie können auf eine Karriere in der DDR zurückschauen. Fühlen Sie sich noch ost- oder inzwischen gesamtdeutsch?

MG: Weder noch. Ich bin als verkitschter Amifilmliebhaber aufgewachsen und beziehe daraus auch meine Vorstellung von Filmästhetik. Natürlich kann ich meine Herkunft nicht verleugnen, aber dieses Ost-West-Denken halte ich für überholt. Wenn ich allerdings sehe, wie die Ostfilmemacher quotenmäßig verschwinden, die Verteilung der Mittel in den sogenannten West-Seilschaften besser funktioniert und das Kino fest im Griff von Wessis ist, dann fühle ich mich manchmal als Klassenkämpfer.

Michael Gwisdek zu "Das Mambospiel'