Blickpunkt:Film

Kino

Anthony Mackie darf als neuer Captain America den berühmten Schild des Supersoldaten hochhalten. 

Der berühmte Schild des Captain America ist Auszeichnung und Bürde zugleich. Eigentlich wollte Sam Wilson (Anthony Mackie) ihn nicht. Am Schluss der großen „Avengers“-Schlacht „Endgame“ kürte Original-Captain Steve Rogers (Chris Evans) seinen Buddy zum Nachfolger, doch die 2021er Marvel-Serie „The Falcon and the Winter Soldier“ zeigte, wie Sam Platz machte für einen des Titels schlussendlich unwürdigen Interim-Captain. Im neuesten Kinofilm des Marvel-Universums darf Anthony Mackie nun endlich selbst ran. Als Amerikas vorderster Supersoldat legt er sich bereits in den ersten Minuten von „[Captain America: Brave New World](/movie/captain-america-new-world-order)“ mit finsteren Söldnern an. Doch eine weit größere Bedrohung fordert seinen Einsatz. Der neugekürte Präsident der Vereinigten Staaten, Ex-General Thaddeus Ross, hat Großes vor: unter seiner Ägide sollen die legendären Avengers wieder zusammenfinden. Während einer Zeremonie im Weißen Haus knallt es. Der Präsident entgeht nur knapp einem Attentat. Einer der Verdächtigen ist ausgerechnet Sams Kumpel Isiah Bradley (Carl Lumbly). Systemischer Rassismus verwehrten dem schwarzen Supersoldaten, der einst an der Seite von Steve Rogers kämpfte, den verdienten Ruhm. Doch reicht sein Groll soweit sich am politischen System und seinem höchsten Vertreter zu rächen? 

„Captain America: Brave New World“ führt nach dem superironischen „Deadpool & Wolverine” das Marvel-Kinofranchise zurück in sehr ernsthafte Erzählgefilde. „Brave New World“ zeigt ein Szenario drohender politischer Eskalation in Zeiten sozialer Spaltung. Ein neues Superelement ist im südlichen Pazifik aufgetaucht und weckt machtpolitische Begehrlichkeiten. Amerika steht vor der Frage: ein Imperium sein – oder weltweiter Vermittler? Das Attentat auf den Präsidenten zieht derweil weite Kreise und wirft die Frage auf, ob nicht ein der Gedankenkontrolle fähiger Mastermind hinter dem Anschlagsversuch steckt. So oder so bedarf die Situation eigentlich eines selbstsicheren Helden, der mit der finsteren Verstrickung aufräumt, doch Captain America ist mit seinem Schicksal als Retter der Nation am Hadern. Verfügt er doch anders als sein Vorgänger über keinerlei besondere Kräfte und Fähigkeiten. Vorteile im Nah- und Fernkampf hat er aufgrund seiner technischen Hilfsmittel. Gemeint ist natürlich der berühmte Falcon-Kampfanzug sowie ein Set aus lichtschnellen Kampfdrohnen. Sidekick Joaquin Torres (Danny Ramirez) und Präsidentenwächterin Sabra (Shira Haas) unterstützen ihren Captain nach Kräften. 
Doch wird das reichen, um mit äußeren wie auch inneren Feinden am Ende fertig zu werden. 

Um im neuesten Teil des Marvel-Universums mit sämtlichen Handlungsumschwüngen und Figurenkonstellationen Schritt zu halten, empfiehlt es sich neben der „Captain America“-Story insbesondere die Wendungen rund um den grünen Wüterich Hulk auf dem Schirm zu haben. Ein Bösewicht aus jener Ära zieht in „Brave New World“ nämlich die Strippen und hat direkten Zugang zu Herz und Seele des Regierungsapparats. Der hochintelligente Manipulator ist zu allem bereit, auch dazu, einen Krieg zwischen Verbündeten herbeizuführen. Regisseur Julius Onah („Luce“, „The Cloverfield Paradox“) steuert „Brave New World” als fulminanten Auftakt einer neuen “Avengers”-Ära in die Gefilde einer internationalen Krise, die sich angesichts der realen Kapriolen des US-Präsidenten Trump im Weißen Haus gefährlich zeitgemäß anfühlen. Anthony Mackie triumphiert dabei als fleißig an sich selbst arbeitender Superheld, zu dessen Grundethos der Dienst am Gemeinwohl gehört.   

*Chris Schinke*

REVIEW KINO: „Captain America: Brave New World“