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Kino

Blickpunkt:Film: Die Zeiten für Independents sind schwierig. Warum gründen Sie gerade jetzt eine Produktionsfirma?

Mark Gill: Es ist schwierig, wenn ein Independent keine Finanzierung hat. Aber die ist dank Bob Yari gesichert. Außerdem haben die Studios ihre Produktion zurückgeschraubt und suchen deshalb nach Filmen für ihre Pipeline. So gesehen könnte der Zeitpunkt also gar nicht besser sein.

BF: Haben Sie bereits vorzeigbare Projekte?

MG: Es gibt zwei Projekte, die schon konkrete Formen angenommen haben. Im April nächsten Jahres soll die Verfilmung des Somerset-Maugham-Romans "The Painted Veil" vor die Kameras gehen. [Edward Norton](/person/edward-norton) und [Naomi Watts](/person/naomi-watts) spielen die Hauptrollen. Wir stehen unmittelbar vor einem Vertrag mit einem Regisseur. Außerdem machen wir "Killing Pablo", die Geschichte von der Jagd auf Drogenboss Pablo Escobar. Die Buchvorlage stammt von [Mark Bowden](/person/mark-bowden) ("[Black Hawk Down](/movie/black-hawk-down)"). Für zwei der Hauptrollen stehen [Antonio Banderas](/person/antonio-banderas) und [Javier Bardem](/person/javier-bardem) fest. Regie und Buch übernimmt Joe Carnahan, der zu den heißesten Talente in Hollywood gehört.

BF: Ihre Firma ist erst wenige Wochen alt. Wie kommen Sie so schnell an solche Filme?

MG: Die beiden genannten Projekte brachte Bob Yari in die Firma ein. Von mir kommen Filme, die ich bei Miramax machen wollte, die dort aber abgelehnt wurden. Und auch Mark Gordon liefert Stoffe. So hat er ein Projekt mit dem Titel "The Hoax". Es die wahre Geschichte eines erfolglosen Autors, der vorgab, die Rechte an Howard Hughes' offizieller Autobiografie zu besitzen und sich damit eine Mio. Dollar erschwindelte.

BF: Mark Gordon produziert ja eher große Blockbuster wie den neuen [Roland Emmerich](/person/roland-emmerich)-Film. Ist Stratus sozusagen sein Arthouse-Label?

MG: Wir machen nicht nur Kunstkino, sondern genauso Komödien und Thriller. Für uns gilt ein Budgetrahmen von zehn bis 40 Mio. Dollar, aber darunter sind auch Filme, die groß gestartet werden.

BF: Aber das zahlenmäßig größte Zielpublikum, nämlich Teenager, wollen Sie nicht bedienen?

MG: Es gibt zwei große Zielgruppen, zumindest in Europa und Nordamerika. Das sind zunächst die Leute vom Teenageralter bis 24. Für die werden wir gelegentlich etwas machen. Ebenso wichtig ist aber das Publikum zwischen 25 und 54, und darauf liegt unser Fokus.

BF: Werden Sie diese Filme auch selbst finanzieren?

MG: Zum Teil. Wir werden auch Auslandsrechte vorab verkaufen und mit Studios Vertriebsverträge schließen. Aber weil wir eben voll kapitalisiert sind, können wir Schauspielern und Regisseuren Angebote machen und müssen nicht eine Studioentscheidung abwarten.

Zwei große Zielgruppen

BF: Brauchen Sie einen Major als Partner?

MG: Wir brauchen keine Exklusivverträge. Wir streben lediglich einen First-Look-Deal mit einem Studio an. Gegenwärtig verhandeln wir mit mehreren.

BF: Was ist das Wichtigste, das Sie bei Miramax gelernt haben?

MG: Das absolut Entscheidende ist deine emotionale Reaktion auf ein Drehbuch oder einen Film. Du musst dich fragen: Liebe ich das? Diese Frage haben sich [Harvey](/person/harvey-weinstein) und [Bob Weinstein](/person/bob-weinstein) jeden Tag gestellt. Im zweiten Schritt musst du alles in deiner Macht Stehende tun, um dieses Projekt so gut vermarktbar wie möglich zu machen. Etwa indem du einen bestimmten Regisseur oder eine bestimmte Besetzung dazu holst. Die dritte Lektion lautet: Wenn du einen Film hast, der nach Kunst und Kultur aussieht, verkaufe ihn als Unterhaltung.

BF: Obwohl Sie drei Jahre lang Marketingchef von Miramax waren, kommt für Sie Marketing also nicht an erster Stelle?

MG: Ich habe ja dort nicht nur Marketing gemacht. Die letzten fünf Jahre war ich auch für Produktion und Akquisition zuständig. "[Frida](/movie/frida)", einer der letzten Filme, den ich betreute, sah nicht gerade leicht vermarktbar aus. Aber ich fand einfach die Geschichte faszinierend.

BF: Wie kann man solche Filme bei einem so starken Wettbewerb noch erfolgreich platzieren?

MG: Ganz einfach: Sie brauchen einen guten Film mit Stars und einem interessanten Thema. "Frida" ist da ein gutes Beispiel. Nur mittelmäßige Produktionen haben Probleme. Die verschwinden viel schneller aus den Kinos als früher.

Mark Gill über die neue Produktionsfirma Stratus Film