Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: "Große Mädchen weinen nicht" ist eine Produktion der [Deutschen Columbia](/company/deutsche-columbia-pictures-filmproduktion-gmbh). Ihre Kurzfilme hatten Sie mit kleinen Produktionsfirmen gedreht. Mussten Sie sich stark umstellen?

Maria von Heland: Ich gebe zu, dass ich mir im Vorfeld nicht ganz sicher war, wie groß der Druck sein würde. Als die Arbeit einmal begonnen hatte, war ich dann aber sehr positiv überrascht: Wir, [Judy Tossell](/person/judy-tossell) als ausführende Produzentin und ich, hatten bei der Produktion alle Freiheiten - weder in der Entwicklungsphase, noch beim Dreh oder beim Schnitt wurde von außen hineingeredet, etwa in dem Sinne, der Film müsse kommerzieller werden. Diskutiert wurde allein über Inhaltliches. Ich habe durch meine Produzentin [Andrea Willson](/person/andrea-willson) großartige Unterstützung erfahren. Da ist die Arbeit mit deutschen TV-Sendern schon deutlich schwieriger, da geht es dann um Plotpoint und Zuschauerzielgruppen, nicht um die Story und die Figuren.

BF: Wie ist die Idee entstanden?

MvH: Gemeinsam mit den beiden Produzentinnen. Es sollte um Menschen aus der Gegenwart gehen, um ehrliche, glaubwürdige Gefühle. Ich wollte etwas machen, das Hand und Fuß hat. Denn Schreiben ist schwierig. Wenn man von außen Anregungen bekommt, hilft das.

BF: Um mehr über ihre Figuren zu erfahren, haben Sie viele Interviews mit jungen Mädchen geführt.

MvH: Tatsächlich hat sich dieser Teil der Recherche über mehrere Monate erstreckt. Es ging mir nicht darum, Anregungen für mein Drehbuch zu bekommen, vielmehr wollte ich wissen, was heißt es heute, 17 Jahre alt zu sein? Das ist eine sehr spezielle Zeit. Mit einem Bein sind die Kids schon erwachsen, mit dem anderen noch in der Kindheit. Man sieht erwachsen aus, aber kann nur mit der Erfahrung eines Kindes reagieren. Aber durch die Gespräche mit den 17-Jährigen kam ich auch meinem eigenen Gefühl dieser Zeit näher.

BF: Wenn Sie sich damals mit den heute 17-Jährigen vergleichen: Was hat sich verändert?

MvH: Zwei Dinge: Der Alltag von Jugendlichen ist hart heute, vergleichsweise taffer geworden. Und die Mädchen verlangen viel mehr von sich selbst. Die wollen ganz früh alles erreicht haben. Was auch früher anders war: Die sind heute sehr sehr gewandt im Umgang mit sich selbst. Sie können sich hervorragend analysieren, als ob sie schon zehn Jahre Psychoanalyse hinter sich hätten.

BF: Wie sind Sie auf die Hauptdarstellerinnen gekommen?

MvH: Ich wollte in jedem Fall zwei starke Mädchen. Dafür war eine selbstbewusste Ausstrahlung das Wichtigste. Karoline Herforth hat mich in ihren anderen Auftritten überzeugt. Nach dem ersten Casting war dann alles klar. Und [Anna Maria Mühe](/person/anna-maria-muehe) habe ich erstmals in einem Restaurant gesehen. Ich war begeistert von ihrer Ausstrahlung.

BF: Was ist für Sie ein starkes Mädchen?

MvH: Mädchen, die fähig sind, ihr Schicksal zu ändern. Ich wollte keinen Film machen, bei dem die Mädchen Opfer sind. Das hat mich nicht interessiert. Meine beiden Hauptfiguren sind anders. Sie wachsen mit dem, was ihnen passiert. Am Anfang sind sie vielleicht hochmütiger, später bescheiden, aber dadurch stärker.

Maria von Heland zu "Große Mädchen weinen nicht"