Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Von "[Schlaflos in Seattle](/movie/schlaflos-in-seattle)" bis "Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen", in Ihrer Filmografie finden sich viele Komödien. Ein Zufall?

Lynda Obst: Nicht ganz. Denn ich liebe es einfach, über romantische Geschichten zu lachen. Vor allem in Zeiten wie diesen.

BF: Ist es schwieriger, Komödien zu produzieren als andere Filme?

LO: Sie kennen sicher den berühmten Satz: Der Tod ist schwierig, aber Komödie ist noch schwieriger. Hier müssen einfach alle Zutaten stimmen. Das Drehbuch muss perfekt sein, sonst bekommen Sie nicht die richtige Besetzung. Und wenn die Besetzung nicht stimmt, dann gibt es nicht die richtige Chemie.

BF: Wie lange brauchten Sie für das Skript zu "Wie werde ich ihn los"?

LO: Vier Jahre arbeiteten sechs Autoren daran.

BF: Neben Ihren Komödien haben Sie auch ungewöhnliche Dramen wie "[König der Fischer](/movie/koenig-der-fischer)" oder Politstoffe wie "[Ausnahmezustand](/movie/ausnahmezustand)" produziert. Was haben Sie in dieser Richtung in Vorbereitung?

LO: [Phillip Noyce](/person/phillip-noyce) soll für mich Philip Roths "Amerikanisches Idyll" verfilmen. Und mit [Ridley Scott](/person/ridley-scott) möchte ich den Science-Fiction-Thriller "The Immortals" machen.

BF: Wie steht es mit Ihrem Viren-Thriller "Hot Zone"? Sie hatten das Projekt 1994 aufgeben müssen, als [Wolfgang Petersen](/person/wolfgang-petersen) "[Outbreak](/movie/outbreak-lautlose-killer)" machte und wollten es jetzt wieder anschieben.

LO: [David Siegel](/person/david-siegel) und [Scott McGehee](/person/scott-mcgehee), die Filmemacher von "[The Deep End](/movie/the-deep-end-truegerische-stille)", haben ein sehr gutes Drehbuch geschrieben. Doch das Projekt ist jetzt wieder aufgeschoben. Die Leute kriegen jetzt genug Schrecken im Fernsehen geliefert. Den wollen sie nicht auch noch im Kino sehen. Wir haben so lange mit diesem Projekt gewartet, da kommt es auf ein, zwei Jahre mehr auch nicht mehr an.

BF: Wenn Sie sich ein Projekt wünschen könnten, wie würde es aussehen?

LO: Ich möchte endlich wieder einmal ein richtig gutes Originaldrehbuch haben. So wie "König der Fischer", das ist immer noch mein liebster Film.

BF: Warum bekommen Sie es nicht?

LO: Weil es so wenige gibt. Wenn ein guter Autor sein Debüt-Skript abgeliefert hat, dann wird er sofort mit Aufträgen überschüttet und entwickelt nichts Eigenes mehr. Deshalb fehlt es an guten, originellen Ideen.

BF: Sie arbeiten exklusiv mit Paramount zusammen. Schränkt Sie das bei Ihren Wahlmöglichkeiten nicht ein?

LO: Ich hätte noch viel größere Einschränkungen, wenn ich mit dem Hut in der Hand herumlaufen und mir meine Finanzierung zusammenbetteln müsste. Die Zeiten sind so schwierig, dass man sich mit einem festen Zuhause viel wohler fühlt. Viele der produktivsten Produzenten haben feste Studio-Deals.

BF: Diesen Zweck würde doch auch eine First-Look-Vereinbarung erfüllen.

LO: Solche Deals werfen finanziell nicht so viel ab. Außerdem stehen häufig die Beteiligten nicht mit vollem Einsatz hinter einem Projekt. Wenn ein Studio eine exklusive Vereinbarung mit dir hat, dann engagiert es sich auch stärker für deinen Film.

BF: Warum gerade Paramount?

LO: Sagen wir's so: Wenn du eine Ehe eingegangen bist, dann löst du sie nicht so schnell auf. Meine Beziehung zu [Sherry Lansing](/person/sherry-lansing) und ihrem Management-Team ist sehr eng. Wir haben gelernt, zusammenzuarbeiten, und nutzen diese Dynamik, um weiter Filme miteinander zu machen.

BF: Sie haben in Ihrer Karriere immer für Studios produziert. Was hat sich in der Zusammenarbeit mit den Majors verändert?

LO: Grundsätzlich wird es immer schwieriger, Filme zu machen. Da die Gagen der Schauspieler nach oben gehen, versuchen die Studios alles, um die restlichen Produktionskosten zu verringern. Bis zur letzten Sekunde streichen sie Budgets zusammen. Das setzt einen Produzenten unter einen unglaublichen Druck.

Budget-Zerkleinerung in eigener Regie

BF: Wie gehen Sie mit diesem Druck um?

LO: Indem ich kooperativ bin und gleichzeitig keine faulen Kompromisse bei der Qualität des Films mache.

BF: Wie ist das möglich?

LO: Ich überlasse das Budget-Zerkleinern nicht dem Studio, und nicht meinem Line Producer, sondern übernehme es selbst. Ich suche mir Locations aus, die kostengünstig sind und trotzdem dem Film nicht wehtun. Ich finde kluge Wege, wie ich doch zehn Tage in New York drehen kann. Ich bin bei jeder Einstellung am Set, damit ich ständig neue Lösungen entwickeln kann. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Lynda Obst über ihre Studio-Produktionen