Blickpunkt:Film

Kino

[Mustafa El Mesaoudi](/person/mustafa-el-mesaoudi) übernimmt in Köln die Kinos Rex am Ring und Metropolis von [Catherine Laakmann](/person/catherine-laakmann). Der leidenschaftliche Kinobetreiber aus Wuppertal, zugleich Verleiher und Förderer gesellschaftlich relevanter Filme, erweitert damit seinen Wirkungskreis auf vier Kinos mit 20 Leinwänden. Sein Engagement ist legendär – das fand auch Walid Nakschbandi (Film- und Medienstiftung NRW), der ihn dafür auszeichnete. Wir trafen ihn zu einem ausführlichen Gespräch über sein Lieblingsthema: Kino und Filme.

**Im Herbst 2024 sind Sie von Walid Nakschbandi als Person mit einem Sonderpreis im Rahmen des Kinoprogrammpreises ausgezeichnet worden wegen Ihrer Verdienste um das Kino. Hatten Sie das geahnt und wie haben Sie das erlebt?**


Ich hatte eine leise Ahnung, dass vielleicht eine Auszeichnung für ein besonders gutes Kinder- oder Filmprogramm anstehen könnte, da wir uns ja an diesem Abend immer im Rahmen des Kinoprogrammpreises versammeln. Aber dass ich für mein Lebenswerk geehrt werde, hat mich völlig überrascht. In diesem Moment habe ich mich nicht unbedingt als die richtige Person dafür gesehen, denn viele meiner Kollegen leisten ebenfalls hervorragende Arbeit. Umso schöner war es zu spüren, dass meine Arbeit von außen wahrgenommen und gewürdigt wird. Diese Anerkennung hat mich sehr gefreut, und ich bin dankbar, der erste Träger dieses neu geschaffenen Preises zu sein.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/a60116ea-3520-4d6b-b887-1b5275baf564.jpg)*Hier im Wuppertaler Rex lässt El Mesaoudi mit viel Engagement Kino für die Zielgruppe und Kino, das gesellschaftlich Wirkung entfaltet, geschehen. / Rex Wuppertal*


**Was treibt Sie an? Was ist Ihr Impuls, sich so leidenschaftlich für das Kino einzusetzen?**


Film ist für mich ein Spiegel unserer Zeit. Ich habe im Laufe meines Lebens viele Filme gesehen und dabei bemerkt, wie sehr sie meinen Blick auf die Welt beeinflussen. Sie lassen mich meine eigenen Vorurteile hinterfragen und regen zum Nachdenken an. Film ist ein Medium, das gesellschaftliche Offenheit, Toleranz und Reflexion fördert. Es kann uns dazu bringen, unsere Welt und unser Handeln bewusster wahrzunehmen. Als Kinobetreiber sehe ich es als unsere Aufgabe, Filme so zu präsentieren, dass sie genau diesen Effekt entfalten können. Ich erinnere mich an zahlreiche Screenings, die mich tief beeindruckt haben. Besonders prägend war für mich die Vorführung von „Schindlers Liste“ vor jungen Menschen. Anfangs quirlig und laut, verstummten sie während des Films und waren danach sichtlich bewegt. Das zeigt, welche Kraft Filme haben. Und das gilt nicht nur für dieses eine Werk, sondern für viele bedeutende Filme zu verschiedenen Themen. Unsere Aufgabe ist es, diese Wirkung zu unterstützen und zu verstärken.


Gibt es ein konkretes Erlebnis in Ihrem Kino, bei dem Sie gespürt haben, dass Film wirklich etwas bewegt?
Besonders intensiv habe ich das bei Filmen über den Holocaust erlebt. Ich wurde 1970 geboren, also lange nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Schule war das Thema oft ein theoretischer, trockener Stoff, vermittelt durch Lehrbücher und Dokumente der Bundeszentrale für politische Bildung. Erst durch das Kino habe ich die emotionale Wucht und das wahre Ausmaß dieser historischen Tragödie begriffen. Filme haben mir die Grausamkeit und die menschlichen Schicksale auf eine Weise nähergebracht, die kein Schulbuch leisten kann. Das hat meine Sensibilität für das Thema maßgeblich geprägt. Heute sehe ich mit Sorge, dass viele Menschen eine gewisse Distanz zur Geschichte suchen. Doch gerade deshalb ist es so wichtig, diese Erinnerung lebendig zu halten. Kino hat die Kraft, Geschichte fühlbar zu machen, sie in das Bewusstsein der Menschen zu rücken und das Verständnis für unsere Vergangenheit zu schärfen. Das treibt mich an.

**Wie gelingt es Ihnen, am Standort Wuppertal auch anspruchsvolle Filme einem breiten Publikum näherzubringen?**


Das erfordert viel Arbeit und gezielte Strategien. Wir verlassen uns nicht nur auf klassische Werbung mit Postern, Trailern oder Flyern, sondern suchen gezielt Kooperationspartner, um bestimmte Filme in der Stadt sichtbar zu machen. Ein Beispiel sind unsere Filmvorstellungen in ukrainischer Originalfassung oder mit Untertiteln. Hier haben wir mit lokalen Integrationsstellen und Institutionen zusammengearbeitet, um die ukrainische Community direkt anzusprechen. Das hat dazu geführt, dass wir bei diesen Filmen außergewöhnlich hohe Besucherzahlen hatten.


**Welche lokalen Möglichkeiten schöpfen Sie noch aus?**


Wir arbeiten mit kulturellen Einrichtungen zusammen, etwa mit der „Alten Synagoge“ in Wuppertal, wenn es um Filme über den Holocaust geht. Bei Kunstfilmen kooperieren wir eng mit dem Museum und dessen Direktor, der oft persönlich Einführungen zu Filmen gibt. So schaffen wir es, auch sperrigere Themen erfolgreich zu platzieren. Ein weiteres Beispiel ist unser Gedenktag zum 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag. An diesem Tag zeigen wir ausschließlich Filme, die sich mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen. Das ist mittlerweile eine feste Institution in Wuppertal geworden und zieht viele Besucher an.


**Wie würden Sie Ihr Kino in wenigen Worten beschreiben? Welche Art von Filmen zeigen Sie?**


Wir sind klar im Arthouse-Bereich verankert, legen aber auch einen starken Fokus auf Familien- und Kinderfilme. Kinder sind die Kinogänger von morgen, und wir versuchen, sie früh für das Kino zu begeistern. Neben Disney-Filmen zeigen wir auch andere hochwertige Produktionen, die sich als Einstiegsfilme eignen. „Die Drei ???“, beispielsweise läuft bei uns immer hervorragend. Generell sind wir offen für alle Filme, die eine starke Botschaft transportieren und Festival-Qualität haben. Wir kuratieren unser Programm so, dass es eine möglichst breite Zielgruppe anspricht, ohne sich auf eine bestimmte Altersgruppe oder Community zu beschränken. Wuppertal hat eine große griechische Community, also suchen wir gezielt nach passenden Filmen für dieses Publikum. Ebenso sprechen wir Studierende an und integrieren migrantische Communitys. Unser Ziel ist es, Kino als kulturellen Treffpunkt für die gesamte Stadtgesellschaft zu etablieren.


**Wenn man Ihnen zuhört, hat man das Gefühl, dass der Standort Wuppertal gar nicht so schwierig ist, weil er so viel Vielfalt bietet. Sie haben sich darauf eingestellt.**


Genau, das ist unser Job. Ich würde nicht sagen, dass es schwierig ist, aber es ist herausfordernd. Allerdings keineswegs hoffnungslos. Bei einigen Filmen sind wir sehr erfolgreich, aber das ist eine Anstrengung, die man unternimmt, und jedes Arthouse-Kino in Deutschland kennt sie. Man muss viel tun, um Filme vorzubereiten und sie auf lokaler Ebene bekannt zu machen. Verleiher können bis zu einem gewissen Punkt unterstützen, aber die sogenannte „letzte Meile“ müssen wir als Betreiber selbst leisten. Das ist unsere Aufgabe, und wir erledigen sie mit viel Motivation.


**Ihr Ansatz klingt sehr praktisch. Sie haben bisher kaum Social Media erwähnt. Ist das für Sie kein wichtiger Faktor?**


Social Media ist ein wichtiges Werkzeug, aber eben eines von vielen. Wir haben eine Kollegin, die sich täglich mit Social Media beschäftigt. Trotzdem verlassen wir uns nicht ausschließlich darauf. Manche Zielgruppen, die wir erreichen wollen – etwa durch Kooperationen mit der Alten Synagoge in Wuppertal oder der katholischen Kirche – sind nicht unbedingt über Social Media zu erreichen. Deshalb setzen wir auf verschiedene Kommunikationskanäle. Oft erstellen wir Informationsmaterial, das unsere Kooperationspartner über ihre Netzwerke verbreiten. Manchmal funktioniert das hervorragend, manchmal weniger. Jede Institution hat ihre eigenen Strukturen und Arbeitsweisen, und das erfordert Geduld.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/62b00395-5bc7-4d5d-bb0e-4e941e60bd53.jpg)*Mustafa El Mesaoudi mit Catherine Laakmann, deren Kölner Traditionskinos, Rex am Ring und Metropolis, er nun führt. / Mesaoudi*


**Wuppertal ist Ihr Standort. Sie sind dort aufgewachsen und kennen die Stadt in- und auswendig. Jetzt übernehmen Sie zwei Meilenstein-Kinos in Köln. Wie gehen Sie dort vor?**


Ich habe fast zehn Jahre in Köln gelebt und fühle mich dort nach wie vor sehr verbunden. Die beiden Kinos, um die es geht – das Rex am Ring mit sieben Leinwänden und das Metropolis mit drei Leinwänden – sind seit Jahrzehnten etabliert. Sie gehören Frau Laakmann, einer Ikone der Kinobranche. Nun geht es um eine Nachfolgelösung, und es hat sich ergeben, dass ich die Kinos übernehme.


**Welche Ausrichtung streben Sie an?**


Das Metropolis war viele Jahre auf Originalversionen mit Untertiteln sowie auf Kinder- und Jugendfilme spezialisiert. Allerdings hat sich die Marktsituation geändert. Viele Kinos in Köln bieten inzwischen Originalversionen an, da die Stadt internationaler geworden ist. Ich komme aus dem Arthouse-Bereich und werde mir das Filmprogramm genau anschauen, um es entsprechend auszurichten.
Köln ist eine Kinostadt mit einer starken Konkurrenz. Fünf der besten, meist ausgezeichneten Programmkinos Deutschlands sind dort ansässig. Wie wollen Sie sich mit Ihren beiden Kinos positionieren?
Ich sehe mich nicht als Konkurrent, sondern als Ergänzung. Köln ist groß genug für mehrere Kinos mit unterschiedlichen Profilen. Die beiden Häuser sind fest etabliert und haben ihr Publikum. Mein Ziel ist es, dieses zu halten und mit einer leicht arthousigeren Ausrichtung zu ergänzen. Filme wie „Emilia Perez“, „Anora“, „Substance“ oder „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ sind keine reinen Arthouse-Filme, sondern sprechen ein breiteres Publikum an. Das funktioniert einwandfrei.

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/8b4c0f3e-4616-4699-813e-806c59296ddc.jpg)*Hier der große Saal des Kölner Rex am Ring: Vieles bleibt beim alten, aber vielleicht wird es ein bisschen "arthousiger", meint El Mesaoudi / Rex* 


**"Emilia Perez" hatte in Deutschland insgesamt wenige Besucher. Das Geschehen um den Oskar tat tragischerweise sein Übriges. Trotzdem läuft er bei Ihnen gut?**


Ja, tatsächlich. Auch wenn die Gesamtbesucherzahl eher enttäuschend ist, zeigt sich hier, dass die richtige Programmierung und Ansprache vor Ort einen großen Unterschied machen kann.
Bei „September 5“ hatte sich die Branche mehr Besucher erwartet. Woran liegt es Ihrer Meinung? 
Schwer zu sagen. Aber es zeigt, dass Filme auch mit einer starken internationalen Reputation nicht automatisch erfolgreich sind. Die richtige Strategie vor Ort bleibt entscheidend.


**Die Vermarktung von Filmen ist ein entscheidender Faktor für deren Erfolg. Ist das nicht, gerade bei thematisch anspruchsvollen Werken wie „September 5“ eine besondere Challenge?**


Ich glaube, hier gibt es oft eine gewisse Unsicherheit. Gerade bei Filmen mit ernsten Themen scheinen Verleiher manchmal zurückhaltend zu sein. Sie vermeiden es, bestimmte Schlagworte wie „Terrorismus“ zu verwenden, weil sie befürchten, dass das Publikum eher abgeschreckt als angezogen wird. Stattdessen wird versucht, Filme über allgemeinere Begriffe wie „September“ oder „investigativer Journalismus“ zu vermarkten. Ich denke, das ist ein Fehler. Man hätte durchaus mutiger sein können und die Kernthemen des Films klarer in den Vordergrund stellen müssen.


**Inwieweit haben Sie als Kinobetreiber innerhalb der berühmten „letzten Meile“ Einfluss auf das Marketing?**

Das ist schwierig. Wenn die gesamte Kommunikationsstrategie des Verleihs bereits auf eine bestimmte Richtung ausgerichtet ist, haben wir wenig Spielraum, den Film in einem anderen Licht zu präsentieren. Selbstverständlich können wir dem Publikum unsere eigene Perspektive vermitteln und gezielt auf den Film aufmerksam machen, doch wenn das Marketing bereits eine klare Richtung vorgibt, ist es schwer, eine andere Botschaft zu platzieren. Was wir tun können, ist, gezielte Events zu organisieren. Bei "Emilia Perez" haben wir zum Beispiel eine Ladys Night veranstaltet, um den Film anders zu positionieren.

**Spiegelt das vorsichtige Vorgehen im Marketing ein größeres gesellschaftliches Phänomen wider: den Mangel an offenem Diskurs?**


Absolut. Es gibt immer wieder Themen, die als problematisch empfunden werden, obwohl sie eigentlich keinen kontroversen Hintergrund haben. Nehmen wir „Emilia Perez“: Da wollte man das Musical-Thema nicht zu stark betonen, weil man fürchtete, es könne potenzielle Zuschauer abschrecken. Bei „Anora“ wurde das Thema Sexarbeit bewusst zurückhaltend kommuniziert. Dabei handelt es sich um wichtige und prägnante Elemente dieser Filme, die in der Vermarktung aber oft nicht die Rolle spielen, die sie eigentlich verdient hätten. Ich finde, man sollte solche Filme nicht vorsichtig umschreiben, sondern offensiv damit umgehen.


**Blicken wir auf den Standort Nordrhein-Westfalen. Wie unterstützt Sie die Filmstiftung NRW?**


Die Filmstiftung NRW leistet herausragende Arbeit. Sie ist ein starker Förderer und gibt sich große Mühe, die Kinolandschaft in der Region zu unterstützen. Besonders ist, dass der Kontakt sehr persönlich ist. Es geht nicht nur um finanzielle Förderung, sondern auch um aktiven Austausch. Die Verantwortlichen haben ein echtes Interesse an der Branche und verstehen die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Das ist nicht selbstverständlich.


**Welche Rolle spielt das Kino in Ihren Augen für das städtische Leben, insbesondere im Hinblick auf die Veränderungen in den Innenstädten?**


Eine Stadt ohne Kino ist keine richtige Stadt. Gerade in Zeiten, in denen der Einzelhandel vielerorts zurückgeht, bleibt das Kino ein zentraler Ort für soziale Interaktion. Es belebt Quartiere, zieht Menschen an und schafft Atmosphäre. Wir sehen das zum Beispiel in Köln, wo wir viel Arbeit investieren, um das Publikum aktiv zurückzugewinnen. Das zeigt, wie viel Potenzial in den Kinos steckt und dass sie mehr als nur reine Unterhaltungsorte sind.

**Sie betreiben jetzt in Köln und Wuppertal insgesamt vier Häuser mit 20 Leinwänden. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie in dieser Erweiterung?**


Das ist ein großes Projekt, das viel Arbeit erfordert. Mein Ziel ist es, die Kinos erfolgreich weiterzuführen und weiterzuentwickeln. Besonders in einer Stadt wie Köln, die kulturell sehr vielseitig ist, sehe ich viele Möglichkeiten, das Kino als wichtigen Treffpunkt für alle Generationen zu etablieren. Diese Aufgabe wird mich in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.


**Sie sprechen von Kino als zentralem Kulturort. Gerade in der Corona-Pandemie wurden Kinos jedoch als eine der ersten Kultureinrichtungen geschlossen. Wie blicken Sie darauf zurück?**


Das war für uns eine schwierige Zeit. Ich verstehe die Überlegungen hinter den Maßnahmen, aber es wurde zu wenig berücksichtigt, welche Bedeutung Kinos für die Gesellschaft haben. Gerade in Krisenzeiten sind sie ein wichtiger Ort für Begegnung, Austausch und emotionale Erlebnisse. Ich hoffe, dass wir aus dieser Erfahrung lernen und in Zukunft differenzierter entscheiden, anstatt pauschale Schließungen vorzunehmen.


**Die neue Regierung muss sich nun erneut der Filmförderreform annehmen und den großen Wurf zu Ende bringen. Was erwarten Sie sich konkret?**

 
Wir brauchen dringend das Zukunftsprogramm Kino (ZPK), um in unsere Häuser investieren zu können. Diese Förderung ermöglicht es uns, die Kinos modern und attraktiv zu gestalten. Ich halte es für bedenklich, dass solche Programme zu schnell wieder infrage gestellt werden. Auch die geplante Streichung der Referenzmittel in der Filmfördergesetz-Novelle sehe ich kritisch. Besonders unabhängige Verleiher und Arthouse-Kinos profitieren von diesen Mitteln. Kino bleibt der wichtigste Ort für den deutschen Film, und das sollte sich auch in der Förderpolitik widerspiegeln.


**Der Kinomarkt hat insgesamt Rückgänge zu verzeichnen. Doch gerade junge Arthouse-Gänger sind als einzige Zielgruppe gewachsen. Was bedeutet das für die Zukunft des Kinos?**


Das zeigt, dass unsere jahrelangen Bemühungen, ein junges Publikum anzusprechen, Wirkung zeigen. Wir haben gezielte Programme und Kommunikationswege wie Social Media genutzt, um das Kino für junge Menschen attraktiv zu machen. Andere Kulturinstitutionen haben das in dieser Form nicht geschafft. Kino ist und bleibt ein Ort für alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten, und genau das macht es so wertvoll.


**Wie stehen Sie zur Zusammenarbeit von Kino und Streaming-Anbietern? Ist eine Koexistenz denkbar?**


Die Auswertungsfenster für Filme waren bisher klar geregelt: Kino hatte die exklusive erste Stufe. Wenn sich das nun verändert und Filme parallel auf Streaming-Plattformen erscheinen, müssen wir darüber reden, ob die bisherigen Verleihbedingungen noch gerechtfertigt sind. Eine Gleichzeitigkeit von Kino- und Streamingstarts halte ich für problematisch, da Kinos dann in direkte Konkurrenz mit anderen Distributionskanälen geraten. Ich bin grundsätzlich für klare Fenster, um die Wertigkeit des Kinoerlebnisses zu bewahren.


**Sie haben auch einen eigenen Verleiharm. Welche Ziele verfolgen Sie damit?**


Mein Ziel ist es, besondere Filme ins Kino zu bringen, die sonst vielleicht untergehen würden. Es geht mir darum, dem Publikum eine kuratierte Auswahl zu bieten und Werke zu unterstützen, die nicht automatisch auf den großen Streamingplattformen landen. Dieser Bereich wird für mich in Zukunft noch wichtiger werden.


**Danke für das schöne Gespräch! Zu guter Letzt: Was ist Ihre langfristige Vision für Ihre Kinos?**


Erst einmal möchte ich die bestehenden Häuser erfolgreich weiterentwickeln und fest in ihren Standorten verankern. Die Expansion ist aktuell kein Thema, aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Kino ist meine Leidenschaft, und ich werde weiterhin dafür kämpfen, dass es als essenzieller Kulturort erhalten bleibt.

Mustafa El Mesaoudi: „Kino als essenzieller Kulturort ist meine Leidenschaft“