Blickpunkt:Film

Kino

Die [AG Kino-Gilde](/company/ag-kino-gilde) zieht Bilanz zum Arthouse-Kinojahr 2024. Unter dem Strich konnten die Arthouse-Kinos 3,1 Prozent mehr Zuschauer im Vergleich zum Vorjahr in die Vorstellung locken, während der Gesamtmarkt nach Zahlen von Comscore im Vergleich zum Vorjahr um 7,3 Prozent zurückging.

Der erfolgreichste Arthouse-Film des Jahres ist "[The Zone of Interest](/movie/the-zone-of-interest)". Das künstlerisch ambitionierte NS-Drama über das Leben der Familie Höß neben dem KZ Auschwitz-Birkenau begrüßte mehr Zuschauer als jeder andere Arthouse-Beitrag. Das 2024 mit dem Oscar für den Besten Internationalen Film ausgezeichnete Werk mit [Christian Friedel ](/person/christian-friedel_a) und [Sandra Hüller](/person/sandra-hueller) in den Hauptrollen hatte bereits 2023 beim Filmfestival in Cannes große Aufmerksamkeit erregt.

Der vierfach prämierte Oscar-Gewinner "[Poor Things](/movie/poor-things_8)" des griechischen Regisseurs [Yorgos Lanthimos ](/person/yorgos-lanthimos)landete auf den zweiten Rang. Das Sci-Fi-Epos "[Dune: Part Two](/movie/dune-part-two)" kommt auf den dritten Platz.  Christian Bräuer, Vorstandsvorsitzender der AG Kino - Gilde, wertet die Jahreszahlen als ermutigende Entwicklung: „Trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen, Streikfolgen in Hollywood und der wachsenden globalen Konzentration am Filmmarkt verzeichneten die Arthousekinos entgegen dem Trend im Gesamtmarkt einen Zuwachs von 3,1 % bei den Ticketverkäufen. Nach einem Anstieg im Vorjahr setzt sich der postpandemische Erholungstrend erfreulich fort. Besonders die Begeisterung jüngerer Generationen für Filmkunst und das gemeinschaftliche Kinoerlebnis treibt diesen Trend voran, was sich auch am wachsenden Erfolg von Filmklassiker- Wiederaufführungen zeigt. Als zentrale Plattform für preisgekrönte Festivalfilme und Werke der kulturellen Filmförderung bleiben die Filmkunstkinos so weiterhin der Schlüssel für Erfolg und Sichtbarkeit kultureller Vielfalt. Dieser Erfolg ist kein Zufall, sondern basiert auf dem Engagement der Teams in den Arthousekinos, die durch innovative Eventformate und intensive lokale Vernetzung mit Publikum und lokalen Partnern unverzichtbare kulturelle Begegnungsräume schaffen – in Großstädten ebenso wie im ländlichen Raum, wo ein Drittel der Programmkinos für kulturelles Leben und Vielfalt stehen.”

Der Erfolg im vergangenen Jahr wurde besonders durch eine starke Festivalsaison mit einem herausragenden ersten Quartal erreicht.

Erfreulich für den deutschen Markt: Acht der 15 Topbeiträge entstanden in deutscher Mitwirkung, bspw. [Wim Wenders](/person/wim-wenders) "[Perfect Days](/movie/perfect-days)" (Platz 4) oder [Edward Bergers](/person/edward-berger) "[Konklave](/movie/conclave)" (Platz 6). Insgesamt waren 22 Prozent der gezeigten Stoffe deutsche. 66 Prozent der Titel kamen aus Europa. "Perfect Days" auf Platz 4 (2023: Platz 17) und "Anatomie eines Falls" auf Platz 8 (2023: Platz 6) zeigen, wie sich Filme, die bereits 2023 starteten, zu langfristigen Publikumserfolgen entwickelten. Chapeaux, Programmkinos: Ihnen kommt in punkto Sichtbarkeit und Erfolg Sichtbarkeit und den Erfolg anspruchsvoller Filme insbesondere als Grundlage für nachfolgende Verwertungsstufen eine Schlüsselrolle zu.

Erfolgreichste Dokumentation wurde [Andres Veiels](/person/andres-veiel) "[Riefenstahl](/movie/riefenstahl-at)", die auch international auf sich aufmerksam machte. "[Wonka](/movie/wonka)" lockte das größte Kinderpublikum in die Arthouse-Kinos.

Es wurde zwar ein Besucherzuwachs verzeichnet. Dennoch hat sich der deutsche Arthouse-Kino-Markt bisher nicht von den Folgen von Corona erholt. Die Mitgliedskinos der AG Kino bleiben 2024 13 Prozent hinter dem Ergebnis von 2019.

Für Sorgenfalten sorgt weiterhin die Filmförderungssituation in Deutschland: „Ohne die Fortführung des erfolgsbewährten Zukunftsprogramm Kino und der Einführung der essenziellen und innovativen kulturellen Kinoförderung als Nachfolge der im neuen Filmförderungsgesetz gestrichenen Kinoreferenzförderung stehen viele Häuser vor existenziellen Herausforderungen. Für uns ist es daher elementar, dass die neue Bundesregierung die Filmreform vollendet und die Förderlücke bei den Kinos schließt. Die Kinos benötigen dringend verlässliche Förderstrukturen. Die Erlösstruktur von Arthouse- und Landkinos, die einen hohen gesellschaftlichen und kulturellen Mehrwert schaffen, ist nicht allein auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, während der Investitionsbedarf für technologische Modernisierung und ökologische Nachhaltigkeit weiter immens ist. Sie müssen im kommenden Haushalt berücksichtigt werden – andernfalls gefährden wir die kulturelle Vielfalt unserer gesamten Kinolandschaft und damit einen wesentlichen Teil unserer lebendigen Filmkultur“, so Bräuer.





Arthouse-Jahrescharts 2024: NS-Drama "The Zone of Interest" lockt Deutsche ins Kino