Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: Wie lange wird der Sanierungsprozess der UFA-Theater GmbH noch andauern?


Stephan Lehmann: Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr 2002 alle Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen haben werden. Wir hatten ursprünglich geplant, dass wir 2002 noch knapp im Minus arbeiten und wir ab 2003 wieder
positive Zahlen schreiben. Derzeit aber sieht es so aus, dass wir schon 2002 im Plus arbeiten. Darauf sind wir sehr stolz. Die ersten drei Monate werden noch mal anstrengend, aber wenn das Kinojahr sich nur halbwegs so
entwickelt, wie es alle vorher sagen, sind wir sehr zufrieden.


BF: Da oft wichtige Filme verschoben werden, ist diese Vorhersage aber manchmal schwierig.


SL: Das ist richtig. Wir wollen aber die UFA mit der Sanierung auf so sichere Beine stellen, dass wir nicht ständig nur auf Wachstum bauen, sondern auch ein schwaches oder ein stagnierendes Jahr durchstehen können.


BF: Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr 2001?


SL: Die UFA ist ziemlich zufrieden mit diesem - für uns schwierigen - Geschäftsjahr. Im letztes Jahr um diese Zeit saßen mein Geschäftsführer-Kollege [Andreas Vogel](/person/andreas-vogel_d) und ich vor einem Scherbenhaufen. Nach zwölf Monaten harter Arbeit
können wir feststellen, dass unser Sanierungsplan gegriffen hat und wir außerdem das Glück eines guten Kinojahres hatten.


BF: Trotz der guten Kino-Besucherzahlen 2001 hört man von Verleihaußenständen und Kinoinsolvenzen. Wie stellt sich aus Ihrer Sicht die allgemeine Situation des deutschen Kinomarktes dar?


SL: Mit Sicherheit gab es viele, die in den letzten Jahren aufgrund von hohen Investitionen und zu hohen Belastungen die Lichter ausmachen mussten. Auch die UFA war auf das Entgegenkommen des einen oder anderen Verleihers angewiesen. Wäre hier in den letzten zwölf beziehungsweise 18 Monaten nicht eine Unterstützung und auch eine Partnerschaft entstanden, wäre es der UFA wesentlich schwerer gefallen, die Sanierung umzusetzen. Einen hohen Anteil haben die Filmmieten, und auch die UFA hat bis vor eineinhalb Jahren sehr viel vor sich hergeschoben. Das ist heute nicht mehr der Fall. Das ist auch auf den Druck der Filmverleiher zurückzuführen, die verständlicherweise nicht das Insolvenzrisiko der Betreiber mit tragen wollen. Auf der anderen Seite sind wir heute froh darüber, dass wir in einem normalen Zahlungsfluss sind.


BF: Wie sieht der derzeitige Kinobestand der UFA aus?


SL: Wir haben einen drastischen Schließungsprozess hinter uns, sowohl im traditionellen und mittleren Bereich, aber auch von Multiplexen wie in
Freiburg. Heute haben wir einen sehr sauberen Theaterbestand. Wir kennen den Investitionsstau in unserem Theaterpark. Wir wissen, dass wir Häuser wie
z.B. den UFA-Palast, das [Grindel](/company/grindel-ufa-palast) in Hamburg, aber auch den Turm in Frankfurt mittelfristig renovieren müssen. Dafür werden wir in den nächsten Jahren Gelder bereit stellen. Wir haben weiterhin Multiplexe, mittelständische und traditionelle Theater. Das war auch einer der Gründe, warum die Sanierung des Unternehmens nur möglich war, denn in Teilen haben wir mit den traditionellen Theatern unser Geld verdient und es mit den Multiplexen verbrannt.


BF: Wie hoch ist die Zahl der UFA-Kinos?


SL: Insgesamt haben wir heute 45 Theater an 22 Standorten. Vor der Sanierung hatten wir noch 90.000 Sitzplätze, heute sind wir mit unseren 55.500
Sitzplätzen zwar noch der drittgrößte am Markt tätige Kinobetreiber, aber wir sehen uns heute lieber klein und fein.


BF: Welche Neueröffnungen oder Schließungen sind geplant?


SL: Wir hatten 2001 drei Neueröffnungen: [Berlin](/company/cinestar-cubix-filmpalast) und Aachen, [Osnabrück](/company/cinestar-der-filmpalast_8c) kam unerwartet hinzu. Das waren Gesamtinvestitionen von zwölf Mio. Mark - ohne
Osnabrück. 2002 geben wir in Frankfurt die Häuser [Cinema](/company/cinema_8) und [Olympia](/company/olympia-arthouse) an einen anderen Betreiber. Damit ist unser Schließungsprozess weitestgehend
abgeschlossen. Wir planen weiterhin am Standort Heidelberg ein Multiplex. Über eine weitere Expansion denken wir erst nach, wenn das Unternehmen in
den schwarzen Zahlen ist.


BF: Welche Kinos sind von [Volker Riech](/person/volker-riech) übernommen worden?


SL: Der [Ufa-Palast in Stuttgart](/company/ufa-multiplex-stuttgart) und das Kosmos in Berlin. Ansonsten
betreiben wir sämtliche Häuser, die auch vorher dort im Bestand waren, weiter.


BF: Welche IMAX-Kinos werden noch von der UFA betrieben?


SL: Von der UFA-Theater GmbH keine mehr. Die UFA-Theater GmbH hatte ja eine Beteiligung an einer Tochter, der Commerzialen Verwaltungsgesellschaft,
darin war auch eine Beteiligung der Neuen Theater, die wiederum die IMAX-Kinos betrieben hat. Diese Beteiligung ist 2000 an Volker Riech übergegangen, d.h. er ist heute Betreiber der IMAX Kinos in Bochum und in Frankfurt.


BF: Haben Sie diesen Markt bewusst aufgegeben?


SL: Ich sehe diesen Markt als sehr schwierig an. Man muss sich, wenn man diesen Markt erobern möchte, speziell darauf konzentrieren. Unser Kerngeschäft ist aber das klassische Kino, alles drumherum haben wir
weitestgehend versucht abzugeben.


BF: Wie ist die UFA-Theater GmbH heute organisiert?


SL: Im Zuge der Firmenkonsolidierung ist die UFA Theater GmbH heute relativ übersichtlich organisiert. Bis vor einigen Jahren war es ja fast noch ein Burda-Schnittmuster. Heute gibt es die UFA-Theater GmbH als Holdinggesellschaft und darunter gibt es die UFA-Theater GmbH & Ko. KG mit den Betreibergesellschaften und auch den Beteiligungen in Münster und in Fürnheim. Es gibt die UFA-Theater Handel, die nicht mehr tätig ist, und die UFA-Theater Projektentwicklungsgesellschaft, die allerdings heute nicht mehr viele Projekte entwickelt, sondern in erster Linie den Sanierungsprozess unterstützt hat.


BF: Stehen in der Struktur noch Veränderungen an?


SL: Innerhalb der Firmierung wird es keine Veränderungen mehr geben, höchstens, indem Firmen hinzu kommen. Aber da möchte ich nicht vorgreifen.


BF: Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit Cinemaxx aus?


SL: Mit Cinemaxx haben wir ein gesellschaftsrechtliches Verhältnis. Auf der
anderen Seite haben wir ein sachliches Verhältnis mit dem Finanzvorstand, z.B. haben wir gerade den Standort Osnabrück bereinigt. Die UFA ist in den Mietvertrag eingestiegen, hat die Finanzierung von Cinemaxx übernommen und betreibt das Kino seit Ende November 2001. Das ist sehr sinnvoll gewesen, denn die UFA war an dem Standort schon seit Jahren erfolgreich tätig. Von
daher macht es Sinn, das Kino dem alteingesessenen Betreiber zu geben, der den Markt und das Publikum kennt und der vor allen Dingen die Disposition entsprechend handhaben kann. Ansonsten versuchen wir z.B. im Einkauf weiter miteinander tätig zu sein, d.h. wir informieren uns gegenseitig und versuchen Synergien auszuschöpfen.


BF: Bleibt Cinemaxx weiterhin mit zehn Prozent an der UFA beteiligt?


SL: Daran wird sich auch nichts ändern. Die Firmen sind ja nicht miteinander zerstritten, sondern die Trennung war eine rein sachliche Entscheidung. Cinemaxx ist Ende 2000 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, in einem Prozess, in dem die Ufa alle Kraft gebraucht hätte. Deshalb war es eine sehr kluge und sinnvolle Entscheidung zu sagen, dass es wesentlich ist, wenn die Unternehmen sich erst mal komplett auf sich selbst konzentrieren.


BF: Sie als UFA-Theater-Geschäftsführer haben sich ein wenig rar gemacht in der Branchenöffentlichkeit. War das Absicht, um zunächst einmal ein eigenes Konzept entwickeln zu können?


SL: Es war in der Tat so, dass wir die UFA erst mal wieder in einen Zustand bringen wollten, in dem wir sie präsentieren können. UFA hatte keinen besonders guten Ruf. Unser erklärtes Ziel war zuerst einmal, der UFA ein neues Gesicht zu geben. Dieses neue Gesicht wollten wir auch mit schwarzen Zahlen untermauern. Heute haben wir eine Menge erreicht, und wir können uns nun mit mehr Ruhe inhaltlichen, produktbezogenen Fragen zuwenden. Wir sind überzeugt davon, dass es im deutschen Kinomarkt großes Potenzial für qualitatives Wachstum gibt. Daran werden wir weiter hart arbeiten.

Interview mit UFA-Geschäftsführer Stephan Lehmann: Wir sehen uns lieber als klein und fein"