Blickpunkt:Film

Kino

Die Drehbuchautorin und Regisseurin [Judith Angerbauer](/person/judith-angerbauer) feiert mit „[Sabbatical](/movie/sabbatical_7)“ beim [Filmfest München](/company/filmfest-muenchen) in der Reihe Neues Deutsches Kino Weltpremiere. Wir stellten ihr unsere sieben Fragen.


**Wie sind Sie zum TV/Film gekommen?**

Da ich schon so ungern zur Schule gegangen bin, konnte ich mir ein Studium nicht vorstellen. Also hab‘ ich mich ganz klassisch hochgewurschtelt: Erst am Theater, dann beim Film, als Garderobiere, durch Praktika und Assistenzen. In Kostüm, Ausstattung, Dramaturgie, Produktion, Schnitt. Diese Erfahrungen prägen mich bis heute! Und: Ich bin einfach ständig ins Kino gegangen. Ausschlaggebend war dann die Autobiographie von Kurosawa: Wer Filme machen und begreifen will, tut das übers Schreiben. Und da hat er recht.

**An welche Erfahrung mit der Branche erinnern Sie sich  besonders gern?**

Tatsächlich an den Dreh unseres Films „[Sabbatical](/movie/sabbatical_7)“. Diese Zeit, der Winter in Griechenland, die Filmfamilie, die sich da in der Kälte und Einsamkeit zusammengefunden hat, um mit so viel Liebe und Verve diesen Film entstehen zu lassen, dafür bin ich unglaublich dankbar. Das wunderbare Team, der großartige Cast und das morgendliche Schwimmen im Meer haben mich durch die Wochen getragen, trotz winzigem Budget und einem viel zu großen Drehpensum. Wie sagte es die Produzentin [Anna Wendt](/person/anna-wendt) immer: Ab mittags hatte Judith rote Backen vor lauter Konzentrieren!

**Was hat Sie zuletzt besonders geärgert?**

Ach. Ärgern tu ich mich öfter als ich möchte, doch darüber nachdenken mag ich nicht. Lieber Ärger abschütteln und weitermachen.

**Der wichtigste Film in Ihrem Leben?**

Die Frage ist nicht zu beantworten. Aber ich sage trotzdem „[Jules und Jim](/movie/jules-und-jim)“. Neulich sagte mir jemand, dass sei eine typische Filmstudent:innen-Antwort. Dazu kann ich nur sagen: Als Nicht-Studierte darf ich den nennen. Der Film ist einfach nur wunderbar, und ich könnte schon direkt wieder anfangen zu heulen, wenn ich nur daran denke.


 **Was ist Ihr prägendes TV-Erlebnis?**

Das wiederum ist einfach: „[Twin Peaks](/tvshow/das-geheimnis-von-twin-peaks)“. Ich hab‘ die Serie 1991 als Teen gesehen und lebte wochenlang in Angst und Schrecken. [David Lynchs](/person/david-lynch) Figuren haben mich durch die Tage und leider auch Nächte begleitet. Dieses Erlebnis war so prägend, dass ich mir dachte: Sowas will ich auch mal machen, so etwas kreieren, das so reinfährt!

**Ihre momentane Filmempfehlung?**

Was mich zuletzt umgehauen hat, das war „[The Zone of Interest](/movie/the-zone-of-interest)“. [Jonathan Glazers](/person/jonathan-glazer) Filme sind allesamt sehr stark, er überrascht mich jedes Mal. Diesen Film in einem vollen Saal zu sehen, in dem alle mucksmäuschenstill waren – das war ein Erlebnis, wie es nur das Kino schafft.

**Was würden Sie im Kino-/Film-/TV-Markt gern ändern?**

Sooo viel - dafür reicht der Platz nicht. Aber ich würde mir wünschen, dass der Markt weniger vom Finanzdruck getrieben ist. Da beißt sich die Katze in den Schwanz, da Filme und Serien herzustellen, ein finanzielles Wagnis ist. Aber wie sagte es mir ein Glückskeks kurz vor Dreh: Mindere nicht das Risiko, sondern maximiere die Chancen. 

7 Fragen... an Filmemacherin Judith Angerbauer